Mehr Ruhe für Hypertoniker!

Kurzer Mittagsschlaf lässt Blutdruck sinken

Regelmäßiger Mittagsschlaf beruhigt: Der Blutdruck von Hypertonikern, die nach dem Mittagessen ein Schläfchen hielten, war in einer griechischen Studie signifikant niedriger als der von vergleichbaren Nichtschläfern.

Von Christine Starostzik Veröffentlicht:
Mittagsschlaf: Zusammen mit Bewegung, ausgewogener Ernährung und weniger Salz und Alkohol kann der kurze Mittagsschlaf zum gesunden Lebensstil gehören.

Mittagsschlaf: Zusammen mit Bewegung, ausgewogener Ernährung und weniger Salz und Alkohol kann der kurze Mittagsschlaf zum gesunden Lebensstil gehören.

© Janina Dierks / stock.adobe.com

Athen. Mehr Bewegung, weniger Pfunde auf der Waage, gesündere Lebensmittel auf dem Teller, weniger Salz und Alkohol und endlich Schluss mit der Qualmerei – Hochdruckpatienten können ihr Krankheitsgeschehen beeinflussen, indem sie ihren Lebensstil in gesunde Bahnen lenken. Mit jeder dieser Einzelmaßnahmen sinkt der Blutdruck früheren Studien zufolge um 3 bis 5 mmHg.

Ob ein solcher Effekt auch einfach im Schlaf erreicht werden kann, haben sich Dr. Manolis Kallistratos vom Asklepeion General Hospital in Athen und Kollegen gefragt und dies in einer prospektiven Studie mit 212 Hypertonikern untersucht (Eur J Intern Med. 2020; online 29. Mai).

Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer lag bei 62 Jahren, der mittlere BMI bei 29 kg/m2 und die 24-h-Blutdruckmessung ergab einen Mittelwert von 130/77 mmHg. 70 Prozent der Studiengruppe waren Nichtraucher, bei 75 Prozent lag kein Diabetes vor. 57 Prozent der Studienteilnehmer hatten in den vorausgehenden sechs Monaten häufiger als dreimal pro Woche nach dem Essen einen Mittagsschlaf von durchschnittlich 49 Minuten gehalten. Auch am Tag der ambulanten Blutdruckmessung hatten diese Personen mittags gewohnheitsgemäß geschlummert.

Neue Empfehlung zur Lebensstiländerung?

Bei den Mittagsschläfern wurden sowohl bei der 24-h-Messung als auch bei den Messungen tagsüber im Durchschnitt signifikant niedrigere systolische Werte gemessen als bei den Nichtschläfern (128 versus 133 mmHg beziehungsweise 129 versus 135 mmHg). Diese Beobachtungen waren unabhängig vom nächtlichen Blutdruckabfall (Dipper oder Non-Dipper). In der linearen Regressionsanalyse ermittelten Kallistratos und Kollegen für jede Stunde Mittagsschlaf eine durchschnittliche Senkung des systolischen 24-h- und des Praxisblutdrucks um 3 mmHg. Die Anzahl der Hochdruckmedikamente, die Pulswellengeschwindigkeit, der Augmentationsindex sowie echokardiografische Parameter hatten keinen Einfluss auf das Ergebnis.

Damit liegt die Blutdrucksenkung, die durch einen relativ regelmäßigen Mittagsschlaf erreicht wurde, etwa im Bereich dessen, was die bislang empfohlenen Lebensstiländerungen bewirken. Obwohl der hier ermittelte Effekt gering sei, so Kallistratos und Kollegen, sei er doch wesentlich, da bereits eine Reduktion des systolischen Blutdrucks um 2 mmHg das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse um bis zu zehn Prozent senken könne.

Schadet zu langer mittäglicher Schlaf eher?

Während die aktuellen Ergebnisse einige frühere Studien bestätigen, finden sich bei einer Schlafdauer von mehr als 60 Minuten aber auch Daten zu einer Steigerung des Hypertonie- und kardialen Risikos. Kallistratos und seine Kollegen vermuten den Grund hierfür darin, dass einerseits ohnehin gesundheitlich beeinträchtigte Personen zu längeren Schlafphasen neigen und andererseits bei einer Schlafdauer von etwa 70 Minuten die erste REM-Phase erreicht wird, während der aufgrund der sympathischen Aktivierung unter anderem der Blutdruck steigt. In der aktuellen Studie schliefen die Teilnehmer dagegen durchschnittlich nur 49 Minuten.

Wenn sich die hier gesehenen Befunde in weiteren prospektiven Untersuchungen bestätigten, so die Studienautoren, hätte man eine einfache und kostenneutrale Lebensstilempfehlung mehr, der viele Patienten möglicherweise gerne folgten.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Unter 120 mmHg

Striktere Blutdruckkontrolle bei Diabetes wohl doch sinnvoll

Das könnte Sie auch interessieren
Single Pill bessert die Prognose bei Herz-Kreislauf-Patienten

© Fotografie Lebensnah

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Single Pill bessert die Prognose bei Herz-Kreislauf-Patienten

Kooperation | In Kooperation mit: APONTIS PHARMA
Polymedikation: Bei Patienten mit Hypertonie keine Seltenheit. Eine Single Pill hätte Vorteile.

© obs/dpa

START-Studie

Single Pill: Mehr Leitlinie in der Hypertonie wagen!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: APONTIS PHARMA
Einem stabilen Herzrhythmus auf der Spur

© Gruzdaitis / Fotolia

Herzrhythmusstörungen

Einem stabilen Herzrhythmus auf der Spur

Kooperation | In Kooperation mit: Trommsdorff GmbH & Co. KG
Elektrolyte und ihre Funktion im kardialen Stoffwechsel

© [M] 7activestudio / stock.adobe.com

Kalium und Magnesium

Elektrolyte und ihre Funktion im kardialen Stoffwechsel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Trommsdorff GmbH & Co. KG
Darum ist ein ausgeglichener Kalium-Magnesium-Haushalt wichtig

© Predel | Rolf Schulten | Rolf Schulten

Video-Statements

Darum ist ein ausgeglichener Kalium-Magnesium-Haushalt wichtig

Kooperation | In Kooperation mit: Trommsdorff GmbH & Co. KG
Kommentare
Von der Grundlagenforschung zu wegweisenden Therapien

© Alnylam

Pionier der RNAi-Technologie

Von der Grundlagenforschung zu wegweisenden Therapien

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Alnylam Germany GmbH, München
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Kardiovaskuläres Risiko und Körpergewicht senken

© Springer Medizin Verlag

Kardiovaskuläres Risiko und Körpergewicht senken

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Porträt

Felix Michl: Unternehmer, Jurist und Medizinstudent

Kommentar zur Entscheidung des Bundesrats

Klinikreform – ein Fall fürs Lehrbuch

Lesetipps
Arzt injiziert einem älteren männlichen Patienten in der Klinik eine Influenza-Impfung.

© InsideCreativeHouse / stock.adobe.com

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!