Antirheumatika
Mehr Infekte nach der Op
Bei orthopädischen Operationen haben Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ein erhöhtes Infektionsrisiko. Schuld ist wohl weniger die Krankheit selbst als vielmehr die Behandlung.
Veröffentlicht:ZÜRICH. Wenn bei Patienten mit entzündlich-rheumatischer Erkrankung eine orthopädische Operation ansteht, sollte das Aussetzen von immunsuppressiven Medikamenten in die Planung einbezogen werden. Diese Empfehlung geben Catrina B. Scherrer und Kollegen von der Schulthess-Klinik in Zürich.
Die Schweizer Ärzte haben herausgefunden, dass Patienten, die mehr als ein konventionelles krankheitsmodifizierendes Antirheumatikum (cDMARD) oder einen TNF-alpha-Blocker erhalten, ein deutlich erhöhtes Risiko für postoperative Infektionen haben.
Basis ihrer Studie waren 50.359 orthopädische Operationen, die in den Jahren 2000 bis 2008 an ihrer Klinik durchgeführt worden waren. 2472 dieser Eingriffe waren bei Patienten mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen vorgenommen worden, bei 49 Patienten (2,0%) kam es danach zu einer Infektion im Operationsgebiet.
Das waren signifikant mehr Fälle als in der Gruppe der Patienten mit rein degenerativen oder posttraumatischen Schäden: Von 47.887 Patienten entwickelten nur 373 (0,8%) eine Infektion (Odds Ratio, OR = 2,58) (Arthritis Care & Research 2013; online 16. Juli).
Damit erwies sich die Diagnose "entzündlich-rheumatische Erkrankung" als einer der stärksten Risikofaktoren für eine Infektion, zusätzlich zu männlichem Geschlecht, Übergewicht, kardiovaskulärer Erkrankung, Rauchen und großer Operation.
Allerdings: Personen, bei denen zwar eine entzündlich-rheumatische Erkrankung diagnostiziert war, die aber nicht mit einem DMARD behandelt wurden, hatten kein signifikant höheres Infektionsrisiko als Patienten nach Trauma oder mit degenerativer Erkrankung.
Ebenso war die Einnahme eines cDMARD in Monotherapie nicht mit einem Risikoanstieg assoziiert. Postoperative Infektionen waren jedoch signifikant wahrscheinlicher, wenn die Patienten mehr als ein cDMARD erhielten (mindestens zwei cDMARD: OR = 2,49; mindestens drei cDMARD: OR = 7,0).
Auch die Anwendung eines TNF-alpha-Hemmers, allein oder in Kombination, war mit einer Zunahme des Infektionsrisikos verbunden (OR = 2,54).
Dieses Risiko war abhängig davon, ob und wann die Therapie ausgesetzt worden war: Patienten, die innerhalb eines normalen Behandlungsintervalls operiert wurden, hatten ein fast zehnmal so hohes Infektionsrisiko wie Patienten, bei denen der TNF-Blocker länger als ein Therapieintervall nicht gegeben worden war.
"Es könnte ratsam sein, nach der letzten Dosis eines TNF-alpha-Hemmers mindestens ein Behandlungsintervall abzuwarten, bevor eine geplante orthopädische Operation durchgeführt wird", lautet daher die Empfehlung von Scherrer und Koautoren.
Der Nutzen eines solchen Vorgehens müsse jedoch noch in prospektiven Studien verifiziert werden. (bs)