Britische Studie
Mehr Psychosen bei frühen Schlafstörungen
Babys und Kleinkinder mit Schlafstörungen haben je nach Art der Störung ein hohes Risiko für eine psychiatrische Erkrankung im Teenageralter. Darauf deuten Ergebnisse einer prospektiven Kohortenstudie.
Veröffentlicht:
Erhöht schlechter Schlaf im Kleinkindalter das Risiko für psychiatrische Krankheiten als Teenager? (Symbolbild mit Fotomodell)
© athomass / stock.adobe.com
Birmingham. Kinder, die ständig Albträume haben, leiden auch häufiger an Psychosen und Borderline-Persönlichkeitsstörungen – das weiß man aus früheren Studien. Ein Team um Dr. Isabel Morales-Munoz von der University of Birmingham’s School of Psychology in Großbritannien wollte nun genauer wissen, ob und wie Schlaf und Entwicklung psychiatrischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter zusammenhängen. Sie haben daher die Antworten von rund 14 .000 Eltern analysiert, die Angaben über das Schlafverhalten ihrer Kinder in der frühen Kindheit gemacht hatten (JAMA Psychiatry 2020; online 1. Juli). Befragt worden waren die Eltern, als die Kinder 6, 18 und 30 Monate alt waren und dann noch einmal, als sie 3,5, 4,8 und 5,8 Jahre alt waren.
Studie mit 14.000 Teilnehmern
Dabei stellte sich heraus, dass kleine Kinder, die nachts regelmäßig aufwachten und unregelmäßig schliefen, später als Teenager häufiger Psychosen entwickelten. Und bei Kindern mit kurzen Schlafzeiten war die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie später eine Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPD) entwickelten.
Ausgewertet wurden die Daten von 7155 Studienteilnehmern, die im Alter von 12 bis 13 Jahren Symptome einer Psychose entwickelt hatten und von 6333 Teilnehmern, die im Alter von 11 bis 12 Jahren über Symptome einer BPD klagten. Die Psychose-Erfahrungen wurden anhand des Psychosis-Like Symptom Interview und BPD-Symptome nach dem UK Childhood Interview for DSM-IV Borderline Personality Disorder beurteilt.
Assoziation mit Psychosen und BPD-Symptomen
Die Ergebnisse im Detail: Häufiges nächtliches Erwachen im Alter von 18 Monaten (odds ratio [OR] 1,13) sowie unregelmäßige Schlafgewohnheiten im Alter von 6 Monaten (OR 0,68), 30 Monaten (OR 0,64), und 5,8 Jahren (OR 0,32) waren signifikant assoziiert mit Psychose-Erfahrungen im Teenageralter.
Hingegen waren kürzere Schlafzeiten (OR 0,78) und spätes Zubettgehen im Alter von 3,5 Jahren (OR 1,32) signifikant mit BPD-Symptomen assoziiert. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Eine Depression im Alter von zehn Jahren stellte sich als Mediator heraus zwischen der Assoziation von häufigem nächtlichem Erwachen im Alter von 18 Monaten und unregelmäßigen Schlafgewohnheiten im Alter von 5,8 Monaten mit Psychosen.
Die Ergebnisse seien ein Hinweis drauf, dass Schlafstörungen Psychosen und BPD längere Zeit vorauseilen, schlussfolgern die Autoren. Schlafstörungen seien ein beeinflussbarer Risikofaktor, den man daher weiter im Auge behalten müsse.