Infektiologen warnen

Mehr exotische Mückenarten in Deutschland

Mücken, die etwa Dengue und Chikungunya übertragen, breiten sich hierzulande vermehrt aus.

Veröffentlicht:

MÜNCHEBERG. In diesem Jahr war der Anteil an exotischen Mückenarten höher als sonst, stellen Experten des Internetportals Mückenatlas fest. Auch Asiatische Tiger- und Buschmücken sind unter den eingewanderten Arten. Diese können Überträger für Krankheiten, wie dem West-Nil-Fieber, Chikungunya oder Dengue sein.

Aufgrund von Trockenheit war 2015 kein Mückenjahr. Dennoch sei das Jahr "sehr spannend" gewesen, sagt Doreen Walther, Biologin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg. Während heimische Mückenarten tiefe Wasserflächen brauchen, reichen Exoten wie der Asiatischen Tigermücke und der Asiatischen Buschmücke kleine Gefäße mit geringem Wasserstand.

Kleine Pfützen reichen für Larven

"Sie legen ihre Eier beispielsweise in Untersetzer von Blumentöpfen oder in die kleinste Pfütze", erklärt die Forscherin. Seit vier Jahren arbeitet Walther gemeinsam mit Helge Kampen vom Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit in Greifswald an einem bundesweiten Mückenatlas.

Das Portal soll Aufschluss über die Verbreitung heimischer und zugewanderter Stechmückenarten geben. Es basiert auf der Mithilfe von Bürgern: Sie sollen im Umfeld vorkommende Mücken einfangen und an das ZALF schicken. Biologin Walther bestimmt anschließend die Art und speist die Datenbank mit dem Fund.

Nachweise, dass Asiatische Tiger- und Buschmücken vor allem im Süden Deutschlands bereits vorkommen, gibt es schon seit einigen Jahren. In diesem Jahr wurden vergleichsweise viele der Exoten eingeschickt.

"Weil es so wenige einheimische Mücken gab, haben die Einwanderer möglicherweise einen Entwicklungsvorteil", sagt Walther. Welchen Einfluss sie auf die heimischen Arten haben, bleibt noch zu klären.

Mehrere Überwinterungsorte?

"Wir gehen davon aus, dass die Asiatische Tigermücke im Raum Freiburg bereits überwintert hat, inzwischen aber auch in Thüringen eine Population zu Hause ist", sagt die Mückenexpertin. Zudem liegen Hinweise aus Nordrhein-Westfalen und Bayern vor. Die Asiatische Buschmücke hat in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen umfangreiche Bereiche erobert.

Erste Vorkommen gebe es auch in Hessen und Bayern, so Walther."Tigermücken kommen immer wieder in Autos über die Alpen und werden an Raststätten freigesetzt", sagte der Parasitologe Egbert Tannich vom Hamburger Bernard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) zu Beginn des Sommers.

Schon damals zeichnete sich eine schwache Mücken-Saison ab. Auch der Gebrauchtreifen-Handel nutzt dem Mücken-Transfer: Per Schiff kommen Reifen aus Asien nach Europa, wo sie zerschreddert und für den Straßenbau genutzt werden. In kleinen Wasserpfützen in den Reifen legen die Mücken ihre Eier ab, die dann mit auf die Reise gehen. (dpa)

Schlagworte:
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

47. Deutscher Krankenhaustag

Ärztliche Vollzeitstellen in Kliniken: Zehn Prozent Differenz zwischen Ist und Soll

Leitartikel zum Kompromiss von SPD und Union

Frühere Neuwahlen – vernünftig und ein Hoffnungsschimmer

Lesetipps
Der Deutsche Krankenhaustag ist Teil des Programms der Medizinmesse MEDICA in Düsseldorf.

© Messe Düsseldorf / ctillmann

47. Deutscher Krankenhaustag

Klinikreform: Klinikverbände hoffen auf den Vermittlungsausschuss

Wie geht es nach der Neuwahl des Bundestages in der Gesundheitspolitik weiter? Der Virchowbund macht Vorschläge, die heftige Debatten auslösen könnten.

© New Africa / stock.adobe.com

Zukunft des Gesundheitswesens

Freie Arztwahl soll für Patienten teurer werden

Steine stapeln in der Natur kann für Stressgeplagte ein entspannendes Ritual sein.

© Igor / stock.adobe.com / KI-generiert

Stressmediziner im Interview

Kollege gibt Tipps: Das hilft Ärzten bei Stress