Spätes Erwachen
Melanomrezidiv - lieber später als früher
Auch Melanompatienten, die schon zehn Jahre krankheitsfrei sind, haben ein nicht unerhebliches Rezidivrisiko. US-amerikanische Forscher haben aber entdeckt, dass späte Rezidive mit einer besseren Prognose einher gehen als frühe Rezidive.
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Eine Dermatologin untersucht ein Muttermal.
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SANTA MONICA. Wann kann ein Melanompatient als "geheilt" gelten? Die Antwort, die Dr. Mark B. Faries und Kollegen vom St. John's Health Center in Santa Monica, darauf geben, ist niederschmetternd: "Es scheint, dass das Risiko für ein Melanomrezidiv niemals komplett verschwindet."
Bei ihrer Einschätzung berufen sich die Ärzte auf Daten von Patienten ihrer Klinik, die zehn Jahre rezidivfrei gelebt hatten (n = 4731).
Nach 15 oder 25 Jahren war es bei 6,8 oder 11,3 Prozent doch noch zu einem Rezidiv gekommen (J Am Coll Surg 2013; 217(1): 27-34). Im Mittel hatte das krankheitsfreie Intervall 15,7 Jahre betragen.
Im Vergleich zu Patienten mit frühem Rezidiv (innerhalb von drei Jahren nach einer potenziell kurativen Behandlung) waren Patienten mit spätem Rückfall jünger und häufiger weiblich.
Ihr Primärtumor hatte insgesamt günstigere Charakteristika: geringere Breslow-Dicke, weniger Ulzerationen, weniger regionale Lymphknotenmetastasen und seltener Kopf oder Hals betreffend.
Späte Rezidive meist entfernt vom Primärtumor
In einer multivariaten Analyse blieb der Zusammenhang signifikant für ein Alter unter 50 Jahren, geringere Breslow-Dicke und negativen Lymphknotenstatus.
Die späten Rezidive traten überwiegend entfernt vom Primärtumor auf (zu 54 Prozent). Damit unterschieden sie sich von den frühen Rezidiven, die überwiegend lokoregionär waren (62 Prozent).
Für die Prognose nach dem Rezidiv war ein krankheitsfreies Intervall von mehr als zehn Jahren von Vorteil: Gesamtmortalität und melanomspezifische Mortalität waren - in uni- und multivariaten Analysen - signifikant niedriger als bei einem Intervall von weniger als drei Jahren.
Trotz des dauerhaft erhöhten Rezidivrisikos sehen Faries und Kollegen keine Notwendigkeit für ein invasives und teures Monitoring über das Jahr zehn hinaus.
"Den Patienten sollte jedoch bewusst sein, dass neue Symptome oder körperliche Befunde mit dem früheren Melanom zusammenhängen könnten."
Für die notwendige Awareness und Bewertung neuer Befunde sei ein entsprechend langer Follow-up durch Dermatologen oder Hausarzt zu empfehlen.
Bessere Überlebenschancen nach Spätrezidiv
Die Studienergebnisse geben laut Faries et al. auch neue Aufschlüsse für das Konzept der "Tumor Dormancy". Hierfür gibt es zwei Modelle:
1. Es besteht ein konstantes, aber sehr langsames und zunächst nicht nachweisbares Tumorwachstum. In diesem Fall sollten Patienten mit spätem Rezidiv eine bessere Prognose haben.
2. Im "Ruhezustand" sistiert das Tumorwachstum komplett. Das späte Rezidiv geht auf irgendein Ereignis zurück, das eine unbegrenzte Proliferation auslöst. Unter diesen Umständen wären Patienten nach einem späten Rezidiv nicht besser dran als nach einem frühen.
In der aktuellen Studie hatten die Patienten mit spätem Rückfall zwar insgesamt bessere Überlebenschancen, in den Jahren eins und zwei nach dem Rezidiv waren sie aber ähnlich.
Das bedeutet für Faries et al., dass bei einer Minderheit der Patienten der Mechanismus, der die Tumor Dormancy bewirkt, komplett verloren gegangen ist.
Bei der Mehrheit der Patienten würden diese Schutzmechanismen aber zumindest teilweise erhalten bleiben. (BS)