Mit braunem Fett die Fettleibigkeit bekämpfen

Abnehmen, indem man Fett zuführt? Dass das funktioniert, davon sind Heidelberger Forscher überzeugt. Der Clou: Es handelt sich um braunes Fettgewebe, das den Energieverbrauch eines Menschen steigern kann. Dadurch lassen sich womöglich Diabetes und metabolisches Syndrom verhindern.

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Beim Abnehmen kann braunes Fettgewebe helfen, weil es weißes Fett zum Schmelzen bringt.

Beim Abnehmen kann braunes Fettgewebe helfen, weil es weißes Fett zum Schmelzen bringt.

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HEIDELBERG (eb). Ein europäisches Konsortium erforscht Möglichkeiten, Volkskrankheiten wie Typ 2-Diabetes oder metabolisches Syndrom mit braunem Fettgewebe zu bekämpfen.

Das geht aus einer Mitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg hervor.

Braunes Fettgewebe verbraucht mehr Energie

Im Gegensatz zum weißen Fettgewebe, das Energie speichert, verbraucht das braune Fettgewebe Energie, indem es sie in Wärme umwandelt.

Erst 2007 wiesen mehrere Forschergruppen nach, dass nicht nur Säuglinge aktives braunes Fettgewebe besitzen, sondern auch Erwachsene.

Außerdem fanden Wissenschaftler um Professor Stephan Herzig vom DKFZ voriges Jahr heraus, dass Prostaglandin im weißen Fettgewebe die Entstehung von Zellen anregt, die viel mit braunen Fettzellen gemeinsam haben.

Schlanke Menschen haben mehr braunes Fettgewebe als übergewichtige

Das eröffnete die Möglichkeit, die Fettleibigkeit zu verringern: Die Aktivierung oder Regeneration von nur kleinen Mengen an braunem Fettgewebe würde den Abbau des weißen Fetts, den Glukose- und damit auch den Energieverbrauch signifikant steigern.

Dafür spricht auch die Beobachtung, dass schlanke Menschen relativ mehr braunes Fettgewebe besitzen als übergewichtige.

50 Gramm mehr braunes Fettgewebe kann Energieverbrauch um 20 Prozent steigern

Folglich suchen die Forscher nach Wegen, um durch Ernährung oder mit Medikamenten das braune Fettgewebe zu vermehren oder dessen Wärmeproduktion zu verstärken. Es gibt sogar Überlegungen, braune Fettzellen zu transplantieren.

Schätzungen zufolge würden 50 Gramm mehr braunes Fettgewebe ausreichen, um den Energieverbrauch eines Erwachsenen um 20 Prozent zu steigern, erklärt Herzig in der Mitteilung.

EU-Förderung von sechs Millionen Euro

Nun haben sich die Forscher um Herzig mit 19 Institutionen aus 12 Ländern zusammengeschlossen, darunter drei biotechnische Unternehmen. Die EU fördert das "DIABAT" genannte Vorhaben mit sechs Millionen Euro.

Aufgaben: die Stamm- oder Vorläuferzellen brauner Fettzellen zu identifizieren, ihr molekulares Profil aufzuklären, sie in Kultur zu vermehren und dann an Mäusen zu untersuchen, ob sie Diabetes verhindern. Und es ist geplant, nach Wirkstoffen zu suchen, die braune Fettzellen aktivieren.

Da dieses Gewebe in verstreuten Inseln vorliegt, sollen bildgebende Verfahren verbessert und Biomarker identifiziert werden, mit denen selbst geringfügige Mengen sichtbar sind.

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