Hochdruckliga
Mit erreichten Etappenzielen nicht zufrieden
Vierzig Jahre Engagement haben sich ausgezahlt: Vier von fünf Menschen mit Bluthochdruck wissen mittlerweile um ihre Erkrankung. Doch die Behandlung muss noch besser werden - auch wenn es vorerst kein DMP Hypertonie geben wird.
Veröffentlicht:BERLIN. Jahrzehntelang galt in der deutschen Bluthochdrucklandschaft die sogenannte 50-Prozent-Regel: Die Hälfte aller Menschen mit zu hohem Blutdruck wusste nichts davon.
Und von denen, die es wussten, war nur die Hälfte adäquat behandelt. Aktuelleren Daten zufolge könne zumindest die erste Hälfte dieser Regel jetzt ad acta gelegt werden, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Hochdruckliga (DHL), Professor Martin Hausberg vom Städtischen Klinikum Karlsruhe.
Anlässlich des 40. Jubiläums der DHL berichtete Hausberg bei einer Veranstaltung in Berlin von erst seit Kurzem bekannten Ergebnissen der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DGES1) des Robert Koch-Instituts. Die Daten zeigen, dass die Hypertonieprävalenz in Deutschland aktuell bei 32 Prozent liegt.
Nur einer von fünf Menschen mit erhöhtem Blutdruck weiß nichts von seinem Problem. Die DEGS1 war eine repräsentative Erhebung unter 8000 Erwachsenen in Deutschland. Die Befragungen erfolgten in den Jahren 2008 bis 2011.
Mit Status quo nicht zufriedengeben
Genaue Aussagen zur Qualität der Blutdruckeinstellung erlauben die DGES1-Daten zwar nicht. Hausberg geht aber davon aus, dass es auch hier Fortschritte gegeben hat.
Unabhängig davon dürften auch die etwas gelockerten Vorgaben bei den Blutdruckzielen dazu führen, dass der Anteil der adäquat eingestellten Patienten statistisch steigt.
Zufriedengeben mit dem Status quo dürfe man sich aber nicht, warnte DHL-Ehrenmitglied Professor Detlev Ganten, Präsident des World Health Summits.
Jeder Patient mit zu hohem Blutdruck sei einer zu viel: "Ein erhöhter Blutdruck muss gesenkt werden, da er sonst Gehirn, Herz, Nieren und Blutgefäße irreversibel schädigt."
Besonders viel im Argen liege weiterhin bei der Prävention, die Ganten weniger als staatliche sondern vielmehr als gesamtgesellschaftliche Aufgabe ansieht.
Die wichtigste Stellschraube sei regelmäßige körperliche Bewegung, betonte der Wissenschaftler, der jahrelang selbst in der Hochdruckforschung aktiv war.
Hochdruckliga bedauert GBA-Entscheidung gegen DMP
Als wenig hilfreich für die Versorgung von Hypertoniepatienten in Deutschland wertet die Hochdruckliga die im August bekannt gewordene Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) zu den neuen Disease Management Programmen (DMP).
Die Hypertonie bleibt demnach in Sachen DMP weiterhin außen vor. Die Hochdruckliga hatte im April einen entsprechenden Antrag eingereicht. Ausgewählt wurden nun jedoch Rheumatoide Arthritis, Herzinsuffizienz, Osteoporose und Rückenschmerz.
"Patienten mit Hypertonie leiden an einer Volkserkrankung und benötigen eine strukturierte Versorgung", so Hausberg. Dafür habe die DHL in den vergangenen Jahren systematisch eine mehrstufige Versorgungslandschaft aufgebaut.
Ärzte ohne spezifische Hypertonieweiterbildung werden bei komplexeren Patienten durch mittlerweile 3700 zertifizierte Hypertoniespezialisten und 112 zertifizierte Hypertoniezentren unterstützt.
Damit seien die Grundanforderungen erfüllt, die an Erkrankungen gestellt werden, für die ein DMP eingerichtet werden soll, betonte Hausberg.