Im Gehirn
Modell für latente HIV-Infektion
NEUHERBERG. Forschern am Helmholtz Zentrum München ist es jetzt gelungen, ein Modell von latent HIV-infizierten Gehirnzellen zu etablieren und in diesen den Einfluss verschiedener Wirkstoffe auf die Aktivität des Virus zu untersuchen (AIDS 2015; 29(10): 1147-1159), teilt das Helmholtz Zentrum mit.
Untersuchungen von Gehirngewebe verstorbener HIV-1-Infizierter zeigten, dass bis zu 19 Prozent der Astrozyten HIV-infiziert sein können. Bisher gab es jedoch kein experimentelles Modell zur Erforschung der HIV Latenz in diesen Zellen, heißt es in der Mitteilung.
"Mit unserem Modellsystem können wir die latente HIV-Infektion in Astrozyten simulieren", wird Dr. Martha Schneider, Erstautorin der Studie, in der Mitteilung zitiert.
Die Forscher konnten so etwa zeigen, dass verschiedene Substanzen, darunter der Botenstoff TNF-alpha, das inaktive Virus in den Astrozyten reaktivieren können. Umgekehrt ließ sich die Aktivität des Virus durch Behandlung der Zellen mit bestimmten Molekülen einschränken.
"Mithilfe bestimmter Wirkstoffkandidaten scheint eine Unterdrückung der Virusaktivität nun möglich", so Schneider. Künftig wollen die Wissenschaftler dieses System verwenden, um die Wirkung weiterer Substanzen zu untersuchen, die die Aktivierung von HIV-1 im Gehirn verhindern könnten.
Studienleiterin Professor Ruth Brack-Werner vom Institut für Virologie erklärt warum: "Mehrere virale Proteine sind toxisch für Neuronen und könnten Immunschäden im Gehirn verursachen. Da sich Gehirnzellen wie Astrozyten nur sehr langsam erneuern, könnten Verluste dieser Zellen das Gehirn schädigen."
Darüber hinaus wollen die Forscher auch die Wirkung bereits zugelassener Medikamente testen und so die klinische Betreuung von HIV-1 Patienten verbessern. (eb)