Gesundheitsnotstand
Mysteriöse Häufung von Guillain-Barré-Syndrom in Peru
Die Regierung Perus hat wegen einer ungewöhnlichen Häufung von Guillain-Barré-Syndrom den Gesundheitsnotstand ausgerufen. Einen ähnlichen Ausbruch hatte es dort bereits 2019 gegeben.
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Beim Guillain-Barré-Syndrom werden die Myelinscheiden der Motorneuronen geschädigt.
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Lima. Wegen einer ungewöhnlichen Häufung von Fällen des seltenen Guillain-Barré-Syndrom (GBS) hat die Regierung Perus einen dreimonatigen Gesundheitsnotstand erklärt. Seit Januar seien in dem südamerikanischen Land 182 Fälle von GBS erfasst worden, teilte das Gesundheitsministerium am Samstag mit. Vier der Betroffenen seien gestorben. 31 Patienten seien noch im Krankenhaus, die restlichen 147 wieder entlassen worden.
Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine Nervenerkrankung, die oft mit Kribbeln und Taubheitsgefühl beginnt und zu Muskelschwäche und Lähmungserscheinungen führen kann. Durch eine überschießende Autoimmunreaktion werden Nerven geschädigt, so dass sie keine Reize mehr übertragen können.
Dem GBS geht in der Regel eine Erkrankung der oberen Atemwege oder des Magen-Darm-Trakts voraus, zum Beispiel eine Infektion mit Campylobacter-Bakterien. Auch Dengue- und Zika-Virus können Auslöser sein. In seltenen Fällen wurde GBS auch im Zusammenhang mit Impfungen beobachtet. Meist bleibt es bei Einzelfällen, Ausbrüche sind selten.
2019 wurden Campylobacter-Infekte als Ursache vermutet
In Peru wurde allerdings auch schon 2019 eine größere Welle erfasst. Damals wurden von Ende Mai bis Ende Juli 683 vermutete oder bestätigte GBS-Fälle festgestellt, wie es in einer 2020 im Fachblatt „Emerging Infectious Diseases“ vorgestellten Analyse heißt. In Französisch-Polynesien folgte 2013/14 eine Häufung von GBS-Fällen auf eine Zika-Infektionswelle.
Guillain-Barré-Syndrom
Zahl der GBS-Fälle in Peru steigt weiter
„Wir haben die Krankheit derzeit unter Kontrolle“, sagte Perus Gesundheitsminister César Vásquez vor Journalisten. Da es in den vergangenen Wochen einen bedeutenden Anstieg von Fällen gegeben habe, sei es notwendig geworden zu handeln. Zu den Gründen für die Zunahme gab es zunächst keine Angaben. Für den großen Ausbruch 2019 galten Infektionen mit Campylobacter jejuni als wahrscheinlichste Ursache.
Mit der Notstandserklärung werde gewährleistet, dass ausreichend Medikamente zur Behandlung des Syndroms für die Krankenhäuser bereitgestellt würden, hieß es. Außerdem werden demnach die epidemiologische Überwachung intensiviert und die Referenzlabore zur Analyse von Proben verstärkt. Eine entsprechende Anordnung wurde im Amtsblatt des fast 34 Millionen Einwohner zählenden Landes veröffentlicht. (dpa/eis)