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Nach Trauma hilft schnelle Therapie

Damit eine posttraumatische Belastungsstörung nicht chronifiziert, müssen Betroffene schnell behandelt werden. Ein einfacher Fragebogen ermöglicht es, erhöhte Risiken für solche Störungen frühzeitig zu entdecken.

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Auch seelische Wunden quälen viele Unfallopfer.

Auch seelische Wunden quälen viele Unfallopfer.

© Sport Moments / Fotolia.com

Nach dem Schock folgt oft das jahrelange Trauma - Opfer von Unfällen oder Gewaltverbrechen wie Überfälle, Vergewaltigung, Kriegserlebnisse oder Terroranschläge leiden mitunter jahrelang an den Spätfolgen des erlebten Traumas.

Dabei sind Patienten mit posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) mittlerweile gut behandelbar.

Präventive Maßnahmen und eine therapeutische Akut- und Langzeitbehandlung könnten Leiden verhindern oder lindern, wie Experten auf dem 36. Interdisziplinären Forum "Fortschritt und Fortbildung in der Medizin" der Bundesärztekammer in Berlin berichteten.

PTBS: eine der häufigsten psychischen Störungen in Deutschland

An einer PTBS erkranken je nach Risikobedingungen im privaten und beruflichen Umfeld zwischen ein und sieben Prozent der Bevölkerung im Lauf ihres Lebens. Diese Form der Angststörungen ist nach Depressionen eine der häufigsten psychischen Störungen in Deutschland.

Nach Unfällen mit Personenschaden, bei denen ein Betroffener im Krankenhaus behandelt werden muss, entwickeln etwa acht Prozent eine posttraumatische Belastungsstörung, so Professor Mathias Berger von der Universitätsklinik in Freiburg im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". "Die Betroffenen sind keinesfalls Schwächlinge oder hypersensible Menschen", betonte er.

Ob eine PTBS auftritt, hänge von der Schwere und Häufigkeit von Traumata, aber auch von der genetisch bedingten Disposition des Einzelnen ab. Nach einem Unfall oder Verbrechen litten manche Menschen noch Jahre später unter PTBS.

Holocaust-Überlebende könnten sich häufig ein Leben lang nicht von dem Trauma erholen. Selbst nach vielen Jahren oder Jahrzehnten könne die Stresserkrankung auch zum ersten Mal noch auftreten, zum Beispiel durch eine starke Erinnerung an das Geschehene, wie man etwa bei Prozessen über lang zurückliegende Verbrechen feststellen musste.

Nach Angsterfahrung Patienten frühzeitig behandeln

Bei traumatisierten Menschen sei der Körper in ständiger Alarmbereitschaft, auch wenn objektiv keine Gefahr mehr besteht. "Voraussetzung für eine wirksame Behandlung sei, dass Risikopatienten nach einer massiven Angsterfahrung frühzeitig behandelt werden", so Berger.

Frühinterventionsprogramme mit mehreren Behandlungssitzungen innerhalb von drei bis sechs Monaten hätten in Studien ihre Wirksamkeit bewiesen. "Eine Chronifizierung der akuten Angstsymptomatik könne dadurch verhindert werden", erklärte Berger bei der Veranstaltung.

Um Gefährdete früh zu erkennen, haben die Ärzte der Klinik den "Freiburger Screening Questionnaire" entwickelt. Dort wird die akute Belastung festgestellt, und zwar mit zehn Fragen wie "Hatten Sie Todesangst?" "Müssen Sie noch oft an den Unfall denken?" "Haben Sie Schlafstörungen und Albträume?" "Glauben Sie, dass der Unfall ihr Leben negativ verändert hat?" Sind sieben der Fragen positiv, dann besteht ein erhöhtes PTBS-Risiko.

Der Fragebogen werde zurzeit in 20 Berufsgenossenschaftlichen Klinken erprobt, so Berger. Gefährdete werden dann zu einem Therapeuten mit Erfahrung in Traumabehandlung überwiesen.

Es fehlen ausreichend Zentren

In Freiburg gibt es hierzu eine psychotraumatologische Ambulanz. Zur Versorgung von Traumapatienten wünscht sich Berger in Deutschland ein flächendeckendes Netz solcher Ambulanzen. Bisher reiche das Angebot noch nicht aus.

Nach der in Freiburg gewonnenen Erfahrungen reichen bei den meisten Betroffenen vier Therapiesitzungen in den Monaten nach dem Unfall aus, damit die Beschwerden nicht chronifizieren. Dabei werden die Betroffenen so lange behutsam mit den Ereignissen konfrontiert, bis sie sich habituieren.

Hilfreich sind dabei zum Beispiel Entspannungsübungen nach Jacobson. Auch Vermeidungsstrategien werden in den Sitzungen thematisiert; Opfer von Verkehrsunfällen sollten zum Beispiel schon früh wieder Auto fahren.

Ein intensives Verfahren zur Habituation ist EMDR

Bei länger zurückliegenden und besonders bei komplexen Traumata sind aufwendigere psychotherapeutische Verfahren nötig, so Berger. Betroffene brauchen dabei häufig 20 bis 30 Therapiesitzungen. Ein intensives Verfahren mit dem Ziel einer Habituation bei PTBS ist das sogenannte Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR).

Hierbei soll der Patient an eine besonders belastende Phase seines traumatischen Erlebnisses denken, während der Therapeut ihn zeitgleich mit langsamen Fingerbewegungen zu rhythmischen Augenbewegungen anhält.

"Ein Stück Aufmerksamkeit wird abgezogen und damit die Angst verringert, die die Erinnerung hervorruft", so Berger. Oft muss bei PTBS die Psychotherapie mit einer psychopharmakologischen Behandlung kombiniert werden. Bevorzugt werden dabei Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) angewandt. Mit alleiniger Pharmakotherapie komme man bei PTBS aber nicht weiter, so Berger.

Professor Gerhard Gründer vom Uniklinikum Aachen erläuterte, dass Psycho- und Pharmakotherapien keine konkurrierenden Verfahren seien, sondern in einem Gesamtbehandlungsplan integriert werden sollten. Die Wirksamkeit von Psychopharmaka sei auch bei PTBS klar belegt und ihre rasch eintretende Wirkung oftmals wünschenswert. (eis/eb)

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