Angelina Jolie

Neue Brüste aus Angst vor Krebs

Hollywood-Star Angelina Jolie hat sich die Brüste abnehmen lassen, weil sie das BRCA1-Gen trägt. "Prophylaktische Mastektomie ist durchaus eine Option", sagt eine Expertin.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Angelina Jolie (hier als UN-Botschafterin): Aus Angst vor Brustkrebs griff sie zur Mastektomie.

Angelina Jolie (hier als UN-Botschafterin): Aus Angst vor Brustkrebs griff sie zur Mastektomie.

© Tanya Makeyeva / dpa

LOS ANGELES/KÖLN. Angelina Jolie ist Trägerin des Brustkrebsgens BRCA1. Ihre Mutter war mit 56 Jahren an der Krankheit gestorben. Ihr eigenes Risiko für Brustkrebs beziffert die 37-jährige Schauspielerin in der "New York Times" mit 87 Prozent. Ihr Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken, liege bei 50 Prozent.

In einem Beitrag für die USTageszeitung hat Jolie unter dem Titel "My Medical Choice" am 14. Mai über ihre Entscheidung berichtet. Zwischen Februar und April hatte sie sich vorbeugend beide Brüste abnehmen und anschließend mit Implantaten rekonstruieren lassen.

Dadurch sei ihr Brustkrebsrisiko auf unter fünf Prozent gesunken. Jolie will anderen Frauen mit der Veröffentlichung zeigen, welch wirksame Mittel ihnen zur Verfügung stehen.

"Ja, die prophylaktische Mastektomie ist durchaus eine Option, das Risiko für familiären Brustkrebs zu senken", sagt Professor Rita Schmutzler, Leiterin des Zentrums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs an der Uniklinik Köln.

Nach ihren Angaben trägt jede 500. bis 1000. Frau und jede 20. Brustkrebspatientin entsprechend veränderte Gene. In ihrem Zentrum werde die Op zwar nicht ausdrücklich empfohlen, aber in einer umfassenden Beratung als Möglichkeit erörtert.

Immer bessere Früherkennung

Alternativ werde eine intensivierte Früherkennung ab dem 25. Lebensjahr angeboten. Denn Frauen mit familiärem Brustkrebs erkranken durchschnittlich mit 40 Jahren und damit rund 20 Jahre früher als andere Patientinnen.

Im Gegensatz zum ersten Jahrzehnt nach der Entdeckung der Brustkrebsgene Mitte der 1990er-Jahre ist die prophylaktische Mastektomie inzwischen auch hierzulande kein Tabu mehr. "Heute müssen wir die Frauen eher bremsen", so Schmutzler.

Allein die Tatsache, dass es Brustkrebs in der Familie gegeben habe, rechtfertige die Operation keinesfalls. "Die Grundlage für den prophylaktischen Eingriff ist die Gendiagnostik", betont die Expertin.

Unbestritten vermindert die prophylaktische Mastektomie das Karzinomrisiko. Weniger klar ist, ob die Operation - verglichen mit intensiven Früherkennungsmaßnahmen - auch die Sterblichkeit senkt.

Forscher der Stanford University School of Medicine haben in ihren Modellrechnungen jedenfalls keine wesentlichen Unterschiede erkennen können (J Clin Oncol 2010; 28: 222).

Schmutzler meint, die Mortalitätsentwicklung sei noch nicht zu beurteilen. "Entsprechende Programme laufen noch nicht lange genug." Jedenfalls werden mit der intensivierten Früherkennung Karzinome in einem vorverlagerten Stadium diagnostiziert.

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