Kontaktekzem
Neue Leitlinie verschafft Orientierung
Die Behandlung von Kontaktekzemen erfordert viel Erfahrung. Nun gibt es eine Orientierungshilfe, in die auch klinische Erfahrungen eingeflossen sind.
Veröffentlicht:WIESBADEN. Neben der systematischen Aufarbeitung der wissenschaftlichen Literatur ist in die neue S1-Leitlinie zum Kontaktekzem (Allergo J Int 2014; 23: 126 - 138) auch die klinische Erfahrung der Autoren eingeflossen, berichtete Professor Jochen Brasch, Universitätsklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie Kiel.
Denn beim Kontaktekzem bewähren sich seit Jahrzehnten Therapieverfahren, für die es keine nach heutigen Kriterien validen Wirksamkeitsbelege in Form von Doppelblindstudien gibt.
Die Prävalenz des Kontaktekzems liege in Deutschland zwischen 15 und 20 Prozent, berichtete Brasch beim 9. Deutschen Allergiekongress in Wiesbaden.
Die vielgestaltigen klinischen Erscheinungsformen des Kontaktekzems machen die Diagnosestellung nicht immer einfach, etwa wenn Superinfektionen das klinische Bild überlagern.
Äußerlich einwirkende Noxen können auch zu ödematösen oder granulomatösen Reaktionsformen führen, die oft nicht auf Anhieb als Kontaktallergie identifiziert werden.
Die Leitlinie gibt daher einen detaillierten Überblick über die verschiedenen Formen der Kontaktallergie, mögliche Auslöser, exogene und endogene Einflussfaktoren sowie wichtige Differenzialdiagnosen.
Berufsbedingtes Ekzem?
Stets sollte auch die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass das Kontaktekzem berufsbedingt ist; bei einem entsprechenden Verdacht ist mit einer Meldung an die gesetzliche Unfallversicherung das Hautarztverfahren einzuleiten.
Wegweisend für die Diagnosestellung sind Anamnese und klinisches Bild. Zentraler Bestandteil der Diagnostik ist die Epikutantestung, deren Durchführung und Relevanzbewertung höchste Sorgfalt erfordere, so Brasch, und sich an der entsprechenden Leitlinie (J Dtsch Dermatol Ges 2008; 9: 770-775) orientieren sollte.
In-vitro-Untersuchungen wie der Lymphozytentransformations- bzw. -stimulationstest (LTT bzw. LST) bleiben in der Regel wissenschaftlichen oder sehr speziellen klinischen Fragestellungen vorbehalten und müssen von Speziallabors durchgeführt werden.
A & O: Auslösende Noxe meiden!
Wichtigste therapeutische Maßnahme ist die Ausschaltung der diagnostisch ermittelten Noxe. Versuche, mittels Immuntherapie eine Toleranz zu induzieren, waren bislang wenig erfolgreich.
In der symptomatischen Behandlung bei Kontaktekzem steht die topische Therapie im Vordergrund.
Die Grundlage, in der ein Wirkstoff aufgetragen wird, muss sich am Hautzustand orientieren und darf selbstverständlich keine für den Patienten relevanten Allergene enthalten.
Mittel der ersten Wahl sind topische Glukokortikoide. Calcineurinantagonisten sind beim Kontaktekzem nicht zugelassen und weniger wirksam, können aber aufgrund des fehlenden Atrophierisikos in empfindlichen Hautarealen wie Gesicht oder Intertrigines vorteilhaft sein.
Eine UVB- oder PUVA-Therapie kann bei chronischen Ekzemen erwogen werden, insbesondere wenn die Noxe nicht zu finden oder auszuschalten ist.
Vom Einsatz topischer nichtsteroidaler Antiphlogistika beim Kontaktekzem sei abzuraten, so Brasch. Antiseptika sind bei einer mikrobiellen Besiedelung erforderlich. Eine individuell angepasste systemische Therapie kommt in Betracht, wenn eine Lokalbehandlung nicht ausreichend ist.
Voraussetzung einer erfolgreichen Therapie und Rezidivprophylaxe ist die Mitarbeit des Patienten. Aufklärung und Information zu Allergenkarenz, Schutz- und Pflegemaßnahmen seien daher unerlässlich, betonte Brasch in Wiesbaden.
Insbesondere bei hautgefährdenden beruflichen Tätigkeiten ist ein Hautschutztraining sinnvoll.