Langzeituntersuchung
Nur selten Spätkomplikationen nach Tympanoplastik
Eine gut gemachte Tympanoplastik schließt langfristig das Trommelfell. In einer kleinen Studie entwickelten nur zwei Prozent der Patienten nach Monaten oder Jahren noch Probleme.
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Gesundes Innenohr: Perforiert das Trommelfell, muss es in manchen Fällen mit einer Tympanoplastik versorgt werden.
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Toronto. Führt eine Tympanoplastik nicht zum gewünschten Erfolg, treten die Probleme zumeist in den ersten drei Monaten nach dem Eingriff auf, zwei Drittel sogar im ersten Monat nach der Op, berichten HNO-Ärzte um Dr. John Rutka von der Uniklinik in Toronto (Clin Otolaryngol 2020, online 6. März).
Weitgehend unbekannt sei allerdings die langfristige Erfolgsrate. Nach einer Langzeitauswertung ihrer eigenen Klinikdaten kommen die Ärzte um Rutka zu dem Schluss, dass 98 Prozent der Patienten, bei denen das Trommelfell nach dem Eingriff verheilt, später keine Reperforation erleiden.
Studie mit 359 Patienten
Ein Team um den HNO-Arzt schaute sich alle 359 Patienten aus den Jahren 1993–2015 an, die von Rutka persönlich aufgrund einer Trommelfellperforation mit einer Tympanoplastik versorgt worden waren. Die Betroffenen waren bei dem Eingriff im Schnitt 42 Jahre alt, 35 Prozent hatten eine vordere und 25 Prozent eine zentrale oder hintere Perforation.
Bilaterale Risse wurden bei 18 Prozent festgestellt, 55 Prozent der Patienten waren Frauen. Die Nachbeobachtungsdauer reichte von sechs Monaten bis 20 Jahren, im Median waren es knapp fünf Jahre.
Der Arzt verwendete für die Tympanoplastik primär Material aus der Fascia temporalis, teilweise unterstützt durch Tragusknorpel. Anschließend bekamen die Patienten in der Regel Ohrtropfen mit Ciprofloxacin und Dexamethason, nach etwa einer Woche wurden die Fäden gezogen, und bis zur kompletten Heilung gab es regelmäßige Nachuntersuchungen.
Langfristige Erfolgsrate von 92 Prozent
Wie sich zeigte, schlug die Tympanoplastik initial bei 20 Patienten (6 Prozent) fehl – hier verheilte das Gewebe nicht vollständig. Von den übrigen 339 Operierten mit zunächst erfolgreicher Heilung kam es in der Nachbeobachtungszeit bei acht zu einer Reperforation (2,4 Prozent) – im Schnitt sieben Jahre nach dem Eingriff.
Sechs dieser Betroffenen waren Frauen, drei hatten eine Tympanosklerose, zwei initial eine beidseitige Perforation, einer war durchgehend Raucher und einer litt an einem systemischen Lupus erythematodes.
Drei Patienten mussten sich einer Revisions-Op unterziehen, diese verlief bei allen erfolgreich. Ein Patient zeigte eine spontane Heilung, vier konnten mit ihrer Residualperforation leben.
Erfolgsrate von 92 Prozent ermittelt
Initiale und späte Fehlschläge zusammengenommen, kamen die Ärzte auf eine langfristige Erfolgsrate von 92 Prozent.
Über die Gründe für das späte Versagen der Tympanoplastik lässt sich nur spekulieren. Einige Studien hatten Rauchen als Risikofaktor identifiziert, dies könne von ihrer Untersuchung jedoch nicht bestätigt werden, so die Studienautoren. Wiederkehrende Mittelohrentzündungen, eine Trommelfellatrophie sowie in sehr seltenen Fällen ein Cholesteatom könnten Ursachen sein.
In anderen Studien seien zum Teil mit sechs bis acht Prozent noch deutlich höhere Raten von Spätkomplikationen beobachtet worden, insgesamt sei das Risiko von erneuten Perforationen bei einmal verheilten Tympanoplastiken jedoch sehr gering, geben die HNO-Ärzte zu bedenken.