Fischöl
Prävention gerät ins Schwimmen
Omega-3-Fettsäuren schützen Risikopatienten nicht besser vor ersten Infarkten und Insulten als Olivenöl: Der Versuch italienischer Forscher, mit Fischöl die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität zu senken, ist gescheitert.
Veröffentlicht:MAILAND. An der doppelblinden und placebokontrollierten Studie der Risk and Prevention Collaborative Group waren rund 12.500 Patienten von 860 Allgemeinarztpraxen beteiligt.
Die Teilnehmer hatten ein Durchschnittsalter von 64 Jahren und galten als kardiovaskuläre Risikokandidaten: Fast jeder zweite war Diabetiker, bei knapp jedem dritten waren atherosklerotische Veränderungen bekannt, und jeder fünfte wies mindestens vier Risikofaktoren auf.
Einen Herzinfarkt hatte aber noch keiner erlitten. Die Hälfte der Probanden erhielt während der fünfjährigen Beobachtungsphase täglich eine Kapsel mit 1 g Omega-3-Fettsäuren, hauptsächlich bestehend aus Eicosapentaen- und Docosahexaensäure.
Die andere Hälfte, die Placebogruppe, schluckte täglich eine Kapsel mit 1 g Olivenöl (N Engl J Med 2013; 368: 1800-1808).
Keine relevanten Unterschiede
Als primäre Studienendpunkte dienten die kumulative Sterberate sowie die Raten nichttödlicher Herzinfarkte und zerebraler Insulte. Jedoch zeigte eine Zwischenauswertung nach einem Jahr, dass die Ereignisrate mit 1,4 die erwarteten 2 Prozent deutlich unterschritt.
Als primärer Endpunkt galt fortan die Kombination "Tod aus kardiovaskulärer Ursache" bzw. die Zeitspanne bis dahin und "stationäre Aufnahme wegen eines Herz-Kreislauf-Leidens".
Die Neudefinition des Endpunktes änderte aber nichts daran, dass sich zwischen der Fischöl- und der Olivenölgruppe keine relevanten Unterschiede auftaten. Der kombinierte primäre Endpunkt trat bei 11,7 Prozent der Probanden ein, die Omega-3-Fettsäuren schluckten.
Mit Placebo lag der Anteil bei 11,9 Prozent. Immerhin zeigte die gesonderte Auswertung nach Geschlechtern, dass Frauen einen signifikanten Nutzen aus dem Fischöl ziehen konnten - gegenüber Olivenöl lag die Rate für den primären Endpunkt bei ihnen 18 Prozent niedriger.
Durchgehender Nulleffekt
Auch die Quoten für die Einzelkomponenten des Endpunkts differierten nicht, ebenso wenig jene für weitere sekundäre Endpunkte wie Herzinfarkt, schwerwiegende Arrhythmien oder plötzlichen Herztod. Lediglich Klinikaufnahmen aufgrund einer Herzinsuffizienz kamen unter Fischöl seltener vor.
"Unsere Ergebnisse liefern keine Hinweise, dass Omega-3-Fettsäuren bei kardiovaskulären Risikopatienten, die noch keinen Infarkt erlitten haben, irgendeinen präventiven Nutzen in puncto kardiovaskulärer Morbidität oder Mortalität entfalten würden", resümieren die Wissenschaftler.
Der durchgehende Nulleffekt über alle Endpunkte hinweg lasse keine andere Interpretation zu.
Vielleicht gehe das negative Ergebnis auf ein für Italien typisches niedriges kardiovaskuläres Risikoprofil zurück; vielleicht aber auch darauf, dass die sonstige präventive Therapie der Studienteilnehmer ziemlich intensiv gewesen sei.
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