Frühe Vorboten
Psoriasis-Arthritis kündigt sich manchmal Jahre vorher an
Muskuloskelettale Symptome, Steifigkeit und Fatigue können bei Psoriasis-Patienten bereits Jahre zuvor auf die Entstehung einer Psoriasis-Arthritis hinweisen.
Veröffentlicht:WIESBADEN. Patienten mit Psoriasis-Arthritis (PsA) entwickeln häufig eine Enthesitis: So zeigte eine Studie aus Canada (Arthritis Care Res 2017; 69: 1685-1691) eine Prävalenz von 35 Prozent (281 von 803 Patienten).
Die jährliche Inzidenz betrug 0,9 Prozent, sagte Professor Elisabeth Märker-Hermann, Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden.
Gewertet wurde das Vorhandensein von mindestens einer druckschmerzhaften Enthese an einer von 18 möglichen Stellen (Enthesitis Index des Spondyloarthritis Research Consortium of Canada, SPARCC).
Die häufigsten Lokalisationen waren Achillessehne (24,2 Prozent), Plantarfaszie am Calcaneus (20,8 Prozent) und Epicondylus humeri lateralis (17,2 Prozent), so Märker-Hermann beim RheumaUpdate in Wiesbaden.
Zu den Risikofaktoren zählten ein hoher BMI, mehrere gleichzeitig entzündete Gelenke und ein jüngeres Lebensalter. "Wenn Sie diese Faktoren bei jüngeren Patienten mit Psoriasis-Arthritis beobachten, können Sie häufig mit Enthesitiden rechnen," erläuterte die Rheumatologin.
Enthesitis: Trauma als Auslöser
Doch wie kommt es zur Entstehung einer Enthesitis? "Wir wissen, dass Stress wie ein mechanisches Trauma oder Überlastung etwa an der Achillessehne direkt zu einer Produktion von Interleukin 23 führen kann", sagte Märker-Hermann.
In Folge kommt es zur Entzündung und später zur Verknöcherung an der Enthese. Auch nach Infektionen oder Immunaktivierungen, etwa nach Röteln oder Rötel-Impfung kann es zu einer Aktivierung von Prostglandin E2 (PGE2) und zur Vasodilatation kommen, belegt ein Review von Professor Georg Schett von der Universität Erlangen-Nürnberg und Kollegen (Nature Rev Rheumatol 2017; 13: 731-741).
Wichtig sind hierbei IL-23-responsive Zellen, welche die Entzündung verstärken, indem sie pro-inflammatorische Mediatoren wie IL-17A, IL-22 und TNF produzieren. Dabei kommt es nicht direkt zu einer adaptiven, sondern zu einer innaten Immunantwort, die über IL-17 und TNF zu einer Aktivierung von Neutrophilen führt.
Dies regt die mesenchymale Proliferation von Stammzellen am Knorpel und am Knochen an, was letztlich zu einer Knochenapposition führt.
Doch an einer Enthese kann sich nicht nur eine Enthesitis entwickeln, sondern sie wird auch – zumindest in einem von vielen Krankheitsmodellen – als primärer Ort der PsA-Entstehung gesehen.
Hiernach beginnt die pathologische Neubildung von Knochen an Orten der Weichteilentzündungen im Umfeld von Enthesen.
Vorboten schon Jahre vorher
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Erste unspezifische rheumatische Symptome können sich bereits Jahre vor der Erstmanifestation einer PsA zeigen (Arthritis Rheumatol 2017; 69: 622-629).
Dies belegt eine Studie von Dr. Lihi Eder, Women's College Hospital and University of Toronto, Ontario und Kollegen, die prospektiv rheumatologisch 410 Psoriasis-Patienten untersuchten.
Über ein mittleres Follow-up von 46 Monaten entwickelten 57 (13,9 Prozent) Patienten eine PsA mit peripherer und / oder axialer Beteiligung.
Eine Reihe von muskuloskelettalen Symptomen konnte der PsA um bis zu sechs Jahre vorausgehen: Die stärksten Prädiktoren waren dabei zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung das Vorhandensein von unspezifischen Arthralgien bei weiblichen Patienten (p = 0,02), Fersenschmerzen (p = 0,02), eine ausgeprägte Fatigue (p = 0,007) und eine hohe Steifigkeit, insbesondere im Bereich des Rückens (p = 0,045).
Zudem waren im Verlauf ein Anstieg des Fatigue-, Schmerz- und Steifigkeits-Scores und eine Verschlechterung der körperlichen Funktion zu beobachten.
Auch Ältere sind nicht vor PsA gewappnet
"Eine PsA kann auch in höherem Lebensalter inzident auftreten", so Märker-Hermann. In einer populationsbasierten Studie aus Israel wurden nahezu 3 Mio. Menschen aus einem Gesundheitsfonds untersucht (Arthritis Res Ther. 2018; 20 (1): 3). Bei 4490 Patienten wurde die Diagnose PsA gestellt.
Daraus ergab sich eine Prävalenz für PsA von 0,153 Prozent, und eine Inzidenz von 10,9 pro 100.000 Einwohner. Dabei zeigt sich eine Verdoppelung der Prävalenz im Laufe von 10 Jahren, und eine vermehrte Inzidenz vor allem in der Gruppe der 55- bis 60-Jährigen.