Neue Impfempfehlung

STIKO will COVID-19-Impfung für alle ab 12 Jahren empfehlen

Nicht der politische Druck war entscheidend, sondern offenbar Daten von Millionen geimpfter Teenager aus den USA: Auch hierzulande will die STIKO nun die COVID-19-Impfung für alle ab 12 Jahren empfehlen.

Veröffentlicht:
In den Niederlanden schon länger offiziell empfohlen, bald auch hierzulande: die COVID-19-Impfung für alle ab 12 Jahren.

In den Niederlanden schon länger offiziell empfohlen, bald auch hierzulande: die COVID-19-Impfung für alle ab 12 Jahren.

© ROBIN UTRECHT / picture alliance

Berlin. Die Ständige Impfkommission (STIKO) will ihre COVID-19-Schutzimpfungsempfehlung auf alle Menschen ab dem Alter von 12 Jahren ausweiten. Das teilte die Kommission am Montagvormittag in Berlin zur Einleitung des Stellungnahmeverfahrens mit. Bislang hatte die Kommission die Impfung für 12- bis 17-Jährige nur für Risikogruppen und junge Angehörige von Risikopersonen empfohlen.

Beobachter erwarten die Veröffentlichung der aktualisierten Impfempfehlung für Mitte dieser Woche. Im Juli hatte bereits die Sächsische Impfkommission (SIKO) eine generelle Impfempfehlung für Teenager ausgesprochen.

Die bisherige STIKO-Empfehlung basierte dem Gremium zufolge auf einem geringen Risiko für schwere COVID-19-Verläufe bei Teenagern, dem bis dato nur „begrenzten Kenntnisstand über seltene Nebenwirkungen“, sowie Berichten über Peri- und Myokarditiden, vor allem bei männlichen Teenagern. Zugelassen zur Impfung ab 12 sind in der EU die beiden mRNA-Vakzinen Comirnaty® von BioNTech/Pfizer und Spikevax® von Moderna. Beide haben entsprechende Warnhinweise für diese sehr seltenen Nebenwirkungen.

Risiken nach COVID-19-Erkrankung

Die zwei Dosen Comirnaty® sollen der Empfehlung zufolge im Abstand von drei bis sechs Wochen, Spikevax® im Abstand von vier bis sechs Wochen, verabreicht werden.

Nach neueren Daten aus den USA mit dort knapp zehn Millionen geimpften Teenagern resümiert die STIKO, die Myokarditiden müssten „als Impfnebenwirkungen gewertet werden“. Eine „Mehrzahl“ sei zwar hospitalisiert worden, hätte jedoch unkomplizierte Verläufe gehabt. Zudem könne auch eine COVID-19 mit „Herzbeteiligung“ einhergehen. Auch seien bei Teenagern nach einer SARS-CoV-2-Infektion Fälle eines Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (PIMS) bekannt.

Hinzu tritt laut STIKO die Delta-Variante, von der in der vierten Pandemiewelle Modellierungen zufolge „für Kinder und Jugendliche ein deutlich höheres Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion“ ausgehe. „Das Auftreten von Long-COVID bei Kindern und Jugendlichen ist bisher nicht quantifizierbar“, so die Kommission.

Impfung nicht als Voraussetzung für Teilhabe

Laut STIKO überwiegen „nach gegenwärtigem Wissenstand die Vorteile der Impfung“ das „Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen“. „Diese Empfehlung zielt in erster Linie auf den direkten Schutz der geimpften Kinder und Jugendlichen vor COVID-19 und den damit assoziierten psychosozialen Folgeerscheinungen ab“, schreibt die Kommission. Auch die Pädiater hatten am Wochenende gefordert, die psychosozialen Folgen der Pandemie in die Bewertung für eine Impfempfehlung einzubeziehen.

„Ein zusätzliches Ziel ist es, dadurch auch indirekte Folgen von SARS-CoV-2-Infektionen, wie Einschränkungen der sozialen und kulturellen Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, abzumildern“, heißt es in der Empfehlung. Allerdings schreibt die Kommission auch: „Die STIKO spricht sich ausdrücklich dagegen aus, dass bei Kindern und Jugendlichen eine Impfung zur Voraussetzung sozialer Teilhabe gemacht wird.“ (nös)

Mehr zum Thema

Geldauflagen

Verfahren um illegale Corona-Impfaktion eingestellt

Zi-Auswertung von Abrechnungsdaten

HPV-Impfung: Deutschland weit unter Zielmarke der EU

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Mann mit Pflaster auf Oberarm gibt Daumen-hoch-Zeichen

© U_Photo / Shutterstock

Impflücken bei Chronikern

Senkung von Morbidität und Mortalität durch bessere Vorsorge

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Pneumokokken-Impfschutz bei den Kleinsten oft unvollständig

© Olivier Le Moal - stock.adobe.com

Content Hub Impfen

Pneumokokken-Impfschutz bei den Kleinsten oft unvollständig

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Impfstoffe – Krankheiten vorbeugen, bevor sie entstehen

© MKC/ shutterstock

Impfungen

Impfstoffe – Krankheiten vorbeugen, bevor sie entstehen

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Kommentare
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Finanzielle Lage der GKV

Zusatzbeiträge 2025: Hiobsbotschaften im Tagesrhythmus

Lesetipps
Dreidimensionale Darstellung des Syphilis-Erregers.

© Christoph Burgstedt / stock.adobe.com

Hinweis von Infektiologin

Syphilis täuscht Rheumaerkrankungen und Schübe vor

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (l.) bei der Übergabe des Aktionsplans für ein diverses, inklusives und barrierefreies Gesundheitswesen an Jürgen Dusel, Beauftragter für die Belange von Menschen mit Behinderungen und Verena Bentele, Sprecherin des Deutschen Behindertenrats.

© picture alliance/dpa | Carsten Koall

Aktionsplan vorgelegt

Lauterbach forciert Umbau zu barrierefreien Arztpraxen