Schutz gegen Atemwegsinfekte reicht nicht
Lungenexperten aus aller Welt haben im Vorfeld des heutigen Welt-Pneumonie-Tags dazu aufgerufen, sich verstärkt um akute Atemwegsinfekte (ARI) zu kümmern.
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Akute Atemwegsinfektionen führen weltweit vor allem bei Kindern zum Tod.
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BERLIN (gvg). "Weltweit sterben pro Jahr über vier Millionen Menschen an akuten Infektionen der Lunge", betonte Dr. Neil Schluger von der World Lung Foundation bei einer Tagung in Berlin. Ein interaktiver Atlas verdeutlicht jetzt das ganze Ausmaß des Problems.
Elf Prozent aller Todesfälle in Entwicklungsländern seien auf ARI zurückzuführen, mehr als doppelt so viele wie auf AIDS und mehr als dreimal so viele wie auf Tuberkulose, berichtete Schluger beim 41. Weltlungenkongress der Internationalen Union gegen Lungenerkrankungen und Tuberkulose.
Vor allem Kinder trifft es: Weltweit gehen 20 Prozent aller Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren auf das Konto von ARI, allen voran bakterielle Pneumonien, die Grippe und RSV-Infektionen. "Die Hälfte dieser Todesfälle könnten wir mit heute schon existierenden Impfungen verhindern", so der Experte.
Schluger hat im Auftrag der World Lung Foundation den ersten interaktiven ARI-Atlas vorgestellt, der für alle Länder der Erde minutiös auflistet, wie große das Problem der akuten Atemweginfektionen ist. "Wir hoffen, damit besser auf die Situation aufmerksam machen zu können", so Schluger.
Denn gemessen an der enormen medizinischen Bedeutung fließt sehr wenig Geld in die Bekämpfung von ARI. "Nur etwa 1,2 Prozent der Forschungsbudgets der Industrie zielen auf Medikamente gegen ARI. Und nur etwa zwei Prozent der Spendengelder für medizinische Entwicklungshilfe gehen in ARI-Projekte", betonte Schluger.
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