Gerangel bei der Abfahrt

Snowboards machen Pisten gefährlicher

Wenn Skifahrer mit Snowboardern um die Piste rangeln, kommt es zu mehr Unfällen mit Verletzungen, als wenn die Skiläufer unter sich sind. Die "Pistensurfer" sind im Schnitt jünger und fahren besonders gern riskant. Das rächt sich vor allem in überfüllten Skigebieten.

Veröffentlicht:
Mit Vollgas in die Unfallchirurgie.

Mit Vollgas in die Unfallchirurgie.

© Getty Images

ALBUQUERQUE. Seit immer mehr Menschen winters auf das "Einbrett" steigen, nehmen die Unfälle mit dem Snowboard zu. Aber haben die Snowboarder die Pisten wirklich unsicherer gemacht?

David Rust und Kollegen von der University of New Mexico konnten in einem bekannten Skigebiet in den südlichen Rocky Mountains den Vorher-Nachher-Effekt studieren: Das Taos Ski Valley in New Mexico war bis März 2008 für Snowboarder gesperrt - danach gaben die Behörden das Gebiet auch für die Pistensurfer frei.

In den zwei Wintern vor der Öffnung der Pisten für Snowboarder kamen auf 100.000 Besucher 207 Verletzte, in den beiden Wintern danach waren es 234 Verletzte pro 100.000 Besucher (Am J Sports Med 2013; online 16. Januar).

Damit hatte sich das Verletzungsrisiko signifikant um 13,1 Prozent erhöht, das heißt, alle zwei Tage ein Verletzter mehr. Dafür verantwortlich waren vor allem fürs Snowboardfahren typische Verletzungen: distale Radiusfrakturen, Schlüsselbeinfrakturen und verstauchte Handgelenke, in geringerem Maße auch gedeckte Kopfverletzungen.

Die Zahl der distalen Radiusfrakturen hatte sich im Vergleich zu den Jahren vor der Zulassung der Snowboarder vervierfacht, die der gedeckten Kopfverletzungen verdoppelt.

Verkehrssichere Abfahren gefordert

Gleich geblieben war dagegen die Zahl der Verletzungen an der unteren Extremität wie vordere Kreuzbandrisse oder verstauchte Knie; diese sind eher typisch fürs Skifahren. Von den Verunfallten insgesamt waren 22 Prozent Snowboarder und 64 Prozent Skifahrer (bei den Übrigen ließ sich im Nachhinein nicht klären, wobei sie sich verletzt hatten).

Die Zahlen legen nahe, dass sich Snowboarder im Vergleich häufiger verletzen, schreiben Rust und Kollegen. Die Betreiber des Skigebiets geben einen Snowboarder-Anteil von 18 Prozent an.

Das Durchschnittsalter der Wintersportler war, seitdem die Snowboarder mitmischten, von 39 auf 31 Jahre gesunken. In dieser Verschiebung hin zu einer jüngeren Klientel sehen Rust und Kollegen die Hauptursache für die höhere Unfallrate.

Jüngere Sportler sind im Allgemeinen risikofreudiger; dies korreliert bewiesenermaßen nicht nur mit häufigeren, sondern auch mit schwereren Verletzungen, argumentieren die Forscher.

Aber noch ein anderer Effekt hatte wohl eine Rolle gespielt: die zunehmende Überfüllung der Pisten. Die Besucherzahlen waren im Vergleichszeitraum um 22 Prozent gestiegen, statt vorher 1610 Wintersportlern tummelten sich jetzt 1972 Menschen täglich auf den Hängen des Taos-Tals.

Zur Verbesserung der Pistensicherheit forderten die Autoren breitere Abfahrten und eine bessere Regulierung vor allem "verkehrsreicher" Zonen. Auch auf den prophylaktischen Nutzen von Handgelenkprotektoren und Helmen müsse man immer wieder hinweisen, so Rust et al. (EO)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Infektionsrisiko

RKI meldet erneut Polioviren in Abwasserproben

EvidenzUpdate-Podcast

Hoffnung und Kollaps – wie Lecanemab uns herausfordert

Lesetipps
Ein sich auftürmender Geldstapel.

© Sascha Steinach/ZB/picture alliance

Finanzielle Lage der GKV

Zusatzbeiträge 2025: Hiobsbotschaften im Tagesrhythmus

 Hausarzt Werner Kalbfleisch

© Südwest Presse / Verena Eisele

Ende eines jahrelangen Verfahrens vor den Prüfgremien

Hausarzt geht mit XXL-Regress in die Rente

Die Forschenden nahmen die langfristigen Auswirkungen der essenziellen Metalle Kobalt, Kupfer, Mangan und Zink, sowie der nicht-essenziellen Metalle Arsen, Cadmium, Blei, Wolfram und Uran auf die kognitiven Funktionen in den Blick.

© Naeblys / Getty Images / iStock

Umweltbelastung

Metalle im Urin sind mit kognitivem Abbau assoziiert