DDG-Empfehlungen

So gelingt das Management von Diabetikern mit COVID-19

Von oralen Antidiabetika auf Insulin wechseln? Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hat Handlungsempfehlungen für das Diabetes-Management von Patienten mit COVID-19-Erkrankung veröffentlicht.

Veröffentlicht:
Blutzuckerkontrolle: Die antidiabetische Therapie ist bei COVID-19 individuell anzupassen.

Blutzuckerkontrolle: Die antidiabetische Therapie ist bei COVID-19 individuell anzupassen.

© Gina Sanders / stock.adobe.com

Berlin. Diabetes und Herz-Kreislauf-Leiden erhöhen das Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung mit akutem Lungen- oder Multiorganversagen. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hat daher Empfehlungen zum Diabetes-Management bei Erwachsenen mit einer Infektion mit dem neuen Coronavirus zusammengestellt. Insbesondere sei auf Wechselwirkungen zwischen Antidiabetika und Virustatika sowie mögliche Komplikationen bei oralen Antidiabetika zu achten, so die DDG in einer Mitteilung.

Eine effektive Diabetestherapie könne ausschlaggebend dafür sein, Komplikationen durch das Coronavirus zu umgehen, betont DDG-Präsidentin Professor Monika Kellerer in der Mitteilung. Dazu gehört eine gute Kontrolle von Blutzucker und Blutdruck. Auch ist auf Anzeichen für Ketoazidose oder Laktatazidose zu achten. Besonders Frauen mit Gestationsdiabetes, Typ-1-Diabetiker und Patienten mit Komorbiditäten müssten bei einer COVID-19-Erkrankung engmaschig diabetologisch betreut werden . „Hierzu bietet sich auch eine telefonische oder telemedizinische Versorgung per Videosprechstunde an“, betont die ärztliche Direktorin des Zentrums für Innere Medizin I am Marienhospital Stuttgart.

Auf Insulin wechseln?

Werden Menschen mit Diabetes intensivmedizinisch betreut, ist insbesondere die Medikation individuell und flexibel anzupassen. Bei COVID-19 mit schwerem Krankheitsverlauf rät die DDG, orale Antidiabetika durch eine Insulinbehandlung zu ersetzen. Insulin berge weniger Risiken für Komplikationen wie Ketoazidose oder Laktatazidose und sei zudem besser mit antiviralen Medikamenten kombinierbar. Auch lassen sich die Blutglukosewerte mit einer Insulintherapie wesentlich einfacher überwachen.

Bei intensivmedizinischer Betreuung kann zudem mit einem Insulinperfusor gearbeitet werden. Bei Fieber sowie eingeschränkter Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme empfehlen die DDG-Experten, eine bestehende Therapie mit SGLT2-Hemmern vorerst auszusetzen. Das gilt auch für Dapagliflozin bei Typ-1-Diabetes.

Welche Zielwerte?

Idealerweise sollte der Blutglukosewert von infizierten Diabetespatienten zwischen 70 und 180 mg/dl (3,9 bis 10 mmol/dl) und der HbA1c unter 7,5 Prozent liegen. Bei intensivmedizinisch betreuten Patienten ist ein Blutzuckerwert zwischen 140 und 180 mg/dl (7,8 bis 10 mmol/dl) anzustreben. Der Blutdruck sollte sowohl bei milden sowie schweren Verläufen 135/85 mmHg möglichst nicht übersteigen.

Die Experten empfehlen zudem, alle Patienten mit COVID-19 auf einen möglicherweise bisher unerkannten Diabetes zu untersuchen. So ließen sich stoffwechselbedingte Komplikationen im Krankheitsverlauf ausschließen, betont Kellerer.

Die „Praktischen Empfehlungen zum Diabetes-Management bei Patientinnen und Patienten mit einer COVID-19-Erkrankung“ beziehen sich auf Erwachsene. Für Kinder und Jugendliche gelten die Behandlungsstrategien und Dosisangaben, die in der DDG-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter“ festgelegt sind. (eb/eis)

Die neuen DDG-Empfehlungen zu COVID-19 auf der DDG-Homepage

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Drogenaffinitätsstudie

BZgA-Umfrage: Wieder mehr junge Erwachsene im Alkoholrausch

Europäischer Vergleich

Kaum Daten aus Deutschland zu Corona-Impfungen

Das könnte Sie auch interessieren
Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Abb. 1: Design der CASPAR-Studie

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2]

Diabetische Polyneuropathie

Capsaicin-Pflaster: Wirkung kann bei Mehrfachanwendung zunehmen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Grünenthal GmbH, Aachen
Prof. Dr. Zitzmann ist Oberarzt in der Andrologie am Uniklinikum Münster und Experte für die Behandlung von Testosteronmangel.

© Porträt: Wilfried Gerharz | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Testosteronmangel erkennen und behandeln!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Besins Healthcare Germany GmbH, Berlin
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kommunikation und Deeskalation

Gewaltprävention in der Arztpraxis: Der Ton gibt den Takt vor

Lesetipps
Jill Stein

© Jonathan Fernandes / Sipa USA / picture alliance

Ärztin und Aktivistin bei der Green Party

US- Präsidentschaftswahl: Ist Jill Stein das Zünglein an der Waage?

Den Tod der Kinder habe der heute 67-jährige Narkosearzt zwar nicht beabsichtigt, jedoch billigend in Kauf genommen.

© Julian Stratenschulte /dpa / picture alliance

Vierjähriges Mädchen gestorben

Narkosearzt wegen Totschlags zu Haftstrafe verurteilt