Studie zeigt
Stillen verringert Leukämierisiko
Kinder, die mindestens sechs Monate lang gestillt werden, erkranken deutlich seltener an Leukämie, wie israelische Gesundheitsforscher jetzt herausgefunden haben.
Veröffentlicht:HAIFA. Der Zusammenhang zwischen Stillen und Leukämierisiko ist bereits in mehreren, aber kleineren und im Ergebnis nicht immer übereinstimmenden Metaanalysen untersucht worden.
Israelische Gesundheitsforscher um Dr. Efrat L. Amitay von der Universität von Haifa haben deshalb einen neuen Anlauf unternommen und für die Analyse insgesamt 18 Studien herangezogen, die zwischen 1960 und 2014 veröffentlicht worden waren (JAMA Pediatr. 2015; 169: e151025).
Davon waren sieben Studien in den bisherigen Metaanalysen nicht berücksichtigt worden. In den 18 Studien wurden 10.292 Leukämieerkrankungen im Kindesalter dokumentiert, insgesamt 17.517 Studienteilnehmer waren Teil der Kontrollgruppen.
Die Studien waren zum Teil in Entwicklungsländern, zum Teil in Industrieländern gemacht worden.
Inverse Assoziation
Die Auswertung aller Daten ergab eine signifikante inverse Assoziation zwischen Stillen und Leukämierisiko.
Im Vergleich zu Kindern, die höchstens sechs Monate lang gestillt worden waren, hatten Kinder mit einer längeren Stilldauer ein um 19 Prozent verringertes Risiko, irgendwann im Kindesalter an Leukämie zu erkranken (Odds Ratio [OR]: 0,81; 95%-Konfidenzintervall zwischen 0,73 und 0,89).
Etwas geringer war die Risikoreduktion, wenn der Fokus der Analyse auf Kindern lag, die frühestens im Alter von einem Jahr an Leukämie erkrankt waren.
Dann lag die OR bei 0,83 (95%-Konfidenzintervall zwischen 0,73 und 0,89), was einer Risikoreduktion von etwa 17 Prozent entspricht.
Wurde in Studien der Effekt des Stillens allgemein im Vergleich zum Nichtstillen untersucht, entdeckten Amitay und ihre Kollegen ebenfalls eine inverse, allerdings noch etwas schwächere Korrelation.
Nach Berücksichtigung von 15 Studien errechnete sich die OR zu einem Wert von 0,89 (95%-Konfidenzintervall zwischen 0,84 und 0,94).
Bei dieser Reduktion des Leukämierisikos um 11 Prozent sei jedoch zu berücksichtigen, dass der Parameter "Nichtstillen" in den für die Berechnung genutzten Studien nicht einheitlich verwendet worden war.
Die Gesundheitsforscher überprüften auch das Leukämierisiko ausschließlich in westlichen Ländern mit hohem Lebensstandard. Dafür standen 13 Studien zur Verfügung.
Mindestens ein halbes Jahr lang gestillt worden zu sein, war demnach mit einer um 16 Prozent verringerten Wahrscheinlichkeit assoziiert, an Leukämie zu erkranken (OR: 0,84; 95%-Konfidenzintervall zwischen 0,78 und 0,90).
In einer Subgruppenanalyse stellte sich schließlich heraus, dass zwar mindestens sechs Monate langes Stillen bei den Kindern mit einem signifikant verringerten Risiko assoziiert war, an akuter lymphatischer Leukämie zu erkranken (OR: 0,82; 95%-Konfidenzintervall zwischen 0,73 und 0,93 bei Berücksichtigung von elf Studien).
Eine entsprechende signifikante Assoziation ließ sich jedoch für die akute myeloische Leukämie nicht nachweisen.
Mehrere Erklärungsmöglichkeiten
Amitay und ihre Kollegen bieten mehrere Erklärungsmöglichkeiten für den vor Leukämie schützenden Effekt des Stillens an.
Außer Antikörpern rücken sie unter anderem natürliche Killerzellen in den Fokus, von denen sich bei gestillten Kindern im Vergleich zu ungestillten deutlich mehr nachweisen lassen, was auf ein reiferes Immunsystem hinweise.
Darüber hinaus würden Kinder durch das Stillen täglich Millionen von Stammzellen der Mutter aufnehmen, die Eigenschaften von embryonalen Stammzellen hätten.
In Tiermodellen sei beobachtet worden, dass diese Zellen den Gastrointestinaltrakt ungeschädigt passieren und über das Gefäßsystem viele Organe erreichen könnten, wo sie zur Immunität beitrügen, so die Wissenschaftler, die sich auch wegen der in ihrer Metaanalyse untersuchten positiven Effekte für das Stillen aussprechen.