Lokal begrenzter Prostatakrebs
Strategie der Überwachung geht auf
Die aktive Überwachung von Patienten mit lokal begrenztem Prostatakrebs lohnt sich: In einer US-Studie ist damit binnen zehn Jahren 62 Prozent der Männer eine Krebstherapie erspart geblieben.
Veröffentlicht:BOSTON. Die frühe Diagnose eines Prostatakarzinoms ist heute nicht mehr automatisch der Startschuss zum Therapiebeginn. Mit der Strategie einer aktiven Überwachung (active surveillance) kann vielen Männern mit lokal begrenztem Prostatakarzinom eine Krebsbehandlung erspart bleiben.
Wie häufig in der Zeit des wachsamen Abwartens eine Therapie nötig wird, haben Dr. Mark Preston und Kollegen, Boston, in einer Kohortenstudie untersucht (Urol Oncol 2015, online 6. Juni).
Grundlage waren die Daten von 469 Männern, bei denen zwischen 1997 und 2009 die Diagnose "lokalisiertes Prostatakarzinom" gestellt worden war und die sich für eine Strategie der aktiven Überwachung entschieden hatten.
Die zum Zeitpunkt der Diagnose im Schnitt 68-jährigen Patienten wurden im Median 4,8 Jahre beobachtet. Bei 94 Prozent der Patienten lag der PSA-Wert zum Zeitpunkt der Diagnose < 10 ng/ml (Median 5,1 ng/ml).
Der Gleason-Score erreichte bei 98,2 Prozent einen Wert von= 6, bei 1,7 Prozent einen Wert von 3 + 4 = 7. Beim Staging wurden 94 Prozent der Patienten der Gruppe T1c, sechs Prozent der Gruppe T2a zugeordnet.
Kein Patient verstarb innerhalb von zehn Jahren am Prostata-Ca
Active Surveillance bei Prostata-Ca
77 Prozent der Patienten waren nach fünf Jahren noch ohne Therapie, 62 Prozent nach zehn Jahren.
99 Prozent hatten nach fünf Jahren, 97 Prozent nach zehn Jahren keine Metastasen.
Kein Studienteilnehmer starb innerhalb von zehn Jahren an seinem Prostata-Ca.
Nach fünf Jahren Beobachtungszeit wurden 77 Prozent der Studienteilnehmer noch nicht behandelt; nach zehn Jahren lag die Quote der Therapiefreien bei 62 Prozent. Nach durchschnittlich 1,94 Jahren unterzogen sich 65,7 Prozent der Männer mindestens einer erneuten Biopsie.
Gründe für den Entschluss zur Therapie während der aktiven Überwachung waren eine schlechtere Klassifikation bei der Kontrolle (45 Prozent), PSA-Progression (30 Prozent), Patientenwunsch (12 Prozent), Progression bei digital-rektaler Untersuchung (5 Prozent) sowie Metastasenbildung (4 Prozent).
Von den behandelten Patienten erhielten 50 Prozent eine Radiotherapie, 22 Prozent unterzogen sich einer radikalen Prostatektomie, bei 15 Prozent erfolgte eine Brachytherapie und 12 Prozent entschlossen sich zur antiandrogenen Therapie.
Keiner der Patienten starb innerhalb von zehn Jahren an seinem Prostata-Ca. Das metastasenfreie Überleben lag nach fünf Jahren bei 99 und nach zehn Jahren bei 97 Prozent, das Gesamtüberleben bei 95 und 88 Prozent.
Kontrollbiopsie wichtig
Fazit: Mit der Strategie einer aktiven Überwachung war es den meisten Männern mit Low-risk-Prostatakarzinom möglich, auf eine Krebstherapie zu verzichten.
Eine wichtige Komponente der aktiven Überwachung ist die Kontrollbiopsie, da ein höherer Gleason-Score oder eine Progression des Tumorvolumens den Wendepunkt hin zur aktiven Therapie darstellen können.
Die Daten der Studie, so Preston und Kollegen, unterstrichen die Sicherheit der Methode bei sorgfältiger Patientenselektion.