Süddeutsche Kollegen raten, Zecken auf Borrelien zu testen
KRAICHTAL (eis). Bei Zeckenstich drängen viele Menschen aus Angst vor Borreliose auf eine Antibiotika-Prophylaxe. Ein Labortest der Spinnentiere auf Borrelien-Befall (Zecken-PCR) kann das Infektionsrisiko klären. Antibiotika lassen sich damit oft vermeiden. In Baden-Württemberg bieten daher Landesgesundheitsamt und medizinische Labors den Test zum Selbstkostenpreis an.
Veröffentlicht:"Etwa 96 Prozent der Betroffenen brauchen nach einem Zeckenstich keine Antibiotika", sagt Privatdozent Dieter Hassler aus Kraichtal. Ergeben hat das eine Studie des Landesgesundheitsamts Baden-Württemberg. Dabei wurden 5000 von gestochenen Menschen entfernte Zecken auf Borrelien untersucht. Bei 15 Prozent der Spinnentiere wurden die Erreger gefunden. Aber nur bei etwa jedem vierten Menschen mit Stich von einer befallenen Zecke kam es auch zur Borreliose. Insgesamt infizierten sich also nur etwa vier Prozent.
Um Patienten zu erkennen, die wirklich Antibiotika brauchen, bietet der Infektiologe und Landarzt seinen Patienten die Zecken-PCR als Selbstzahlerleistung an. Das Ergebnis liegt in 48 Stunden vor. "Werden keine Borrelien gefunden, dann kann ich Entwarnung geben", sagt Hassler.
Aber auch wenn die Zecke tatsächlich Borrelienträger war, kommt es bei den meisten Betroffenen nicht zur Infektion. Der niedergelassene Arzt bestellt die Patienten dann nach 10 bis 14 Tagen wieder ein und schaut nach, ob sich bei ihnen ein Erythema migrans entwickelt hat oder grippeartige Allgemeinsymptome vorliegen. Allen Patienten mit Borrelien-positiven Zecken bietet er zudem nach vier bis sechs Wochen einen Antikörpertest an. "So lassen sich Infektionen gut erkennen", sagt Hassler.
Als IGeL-Angebot wird der Test mit zweimal der GOÄ-Ziffer 4785 abgerechnet (34,98 Euro, einfach). In Baden-Württemberg hat sich die Landesarbeitsgemeinschaft zeckenübertragene Krankheiten mit Labors auf den Selbstkostenpreis von 25 Euro pro Test geeinigt.