Schlafmangel

Unattraktiv und unbeliebt

Geschwollene Lider, blasse Gesichtsfarbe: An einem unausgeschlafenen Morgen ist der Blick in den Spiegel meist kein schöner. Doch Schlafmangel hat noch ganz andere Folgen, wie eine Studie zeigt.

Von Anja Garms Veröffentlicht:
Müde Menschen wirken ungesund – und sind unbeliebt.

Müde Menschen wirken ungesund – und sind unbeliebt.

© Fotolia

STOCKHOLM. Wer wenig schläft, sieht nicht gut aus. Das kennen wohl die meisten Menschen aus eigener Erfahrung. Mangelnder Schlaf hat aber noch ganz andere "Nebenwirkungen": Andere Menschen wollen mit Unausgeschlafenen lieber nichts zu tun haben – das zumindest ist das Ergebnis einer Studie. Vermutlich meiden sie diese unbewusst, um sich selbst zu schützen, vor ansteckenden Krankheiten etwa, berichten Wissenschaftler im Fachblatt "Open Science" der britischen Royal Society.

Die Forscher um Tina Sundelin vom Karolinska-Institut im schwedischen Stockholm hatten vor einigen Jahren bereits gezeigt, dass Menschen nach einer kurzen Nacht und einer anschließenden sehr langen Wachphase (31 Stunden) als unattraktiv, ungesund und – wenig überraschend – müde wahrgenommen werden. Nun wollten die Forscher wissen, wie ein realistischer Schlafmangel die Außenwirkung beeinflusst. Sie baten 25 gesunde Menschen zum Fototermin – einmal nach zwei Nächten mit acht Stunden Schlaf und einmal, nachdem sie zwei Nächte hintereinander nur vier Stunden geschlafen hatten. So ein partieller Schlafmangel sei im Alltag üblicher als totaler Schlafentzug, erklären die Wissenschaftler. Sie baten dann insgesamt 122 Personen, den Gesichtsausdruck der Probanden auf den Fotos zu beurteilen. Sie sollten angeben, wie attraktiv, gesund und vertrauenswürdig sie die Porträtierten fanden und ob sie gerne mit ihnen Zeit verbringen würden.

Die Auswertung zeigte, dass unausgeschlafene Menschen nicht besonders beliebt waren. Die Bewerter wollten mit ihnen deutlich weniger gern Zeit verbringen als mit den ausgeschlafenen Probanden. Müde Menschen wurden zudem als weniger attraktiv, weniger gesund und schläfrig eingeschätzt. Einzig im Hinblick auf die Vertrauenswürdigkeit fanden die Forscher keine Unterschiede.

Die Wissenschaftler vermuten, dass die fehlende Lust auf die Gesellschaft müder Menschen eine Art Selbstschutz ist. So sei bekannt, dass Müdigkeit das Unfallrisiko erhöht, auch Krankheiten stünden häufig mit Schlafmangel oder dessen Anzeichen im Zusammenhang. Für ein soziales Wesen wie den Menschen könne Ausgeschlossenheit emotional sehr schmerzhaft sein und schlimme Folgen haben.

Ob der Schlafmangel im Alltagsleben aber wirklich zur Ausgrenzung von müden Menschen führt, müsse noch untersucht werden. Möglicherweise legten die Müden auch von sich aus weniger Wert auf Gesellschaft, weil sie einfach nur schlafen und sich erholen wollten, schreiben die Forscher weiter. Die Unausgeschlafenheit zur Schau zu stellen, sei dann von Vorteil.

Wie verbreitet Schlafstörungen sind, hatte für Deutschland erst kürzlich eine Untersuchung der DAK-Gesundheit gezeigt (die "Ärzte Zeitung" berichtete): In einer Umfrage der Kasse berichteten 80 Prozent der befragten Berufstätigen von Schlafproblemen. Folgen seien Müdigkeit und Unkonzentriertheit bei der Arbeit sowie eine steigende Zahl von Fehltagen.

Dass anhaltender Schlafmangel die Gesundheit beeinträchtigt, ist hinlänglich bekannt. So haben Studien gezeigt, dass er das Risiko für Herzerkrankungen, Schlaganfall und für Diabetes erhöht.(dpa)

66% höher lag die Häufigkeit von Störungen des Schlaf-Wachrhythmus im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2009, zeigen Zahlen der DAK.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Behandlungsbedürftige Schlafstörungen bei älteren Menschen

Schlafstörungen können typische Altersprozesse triggern und verstärken

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: HENNIG Arzneimittel GmbH & Co. KG, Flörsheim

Report im Vorfeld der Weltklimakonferenz

Klimawandel beeinträchtigt zunehmend die Gesundheit

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Unter 120 mmHg

Striktere Blutdruckkontrolle bei Diabetes wohl doch sinnvoll

Lesetipps
Eine Frau mit diversen Erkrankungen

© Sebastian / stock.adobe.com / generated AI

Diagnose-Prävalenzen

Wo Autoimmunerkrankungen besonders häufig auftreten

Verpackung des Wirkstoffs Tirzepatid (Mounjaro) mit Aufziehspritze daneben

© Olaf Kunz / stock.adobe.com

SUMMIT-Studie

Tirzepatid auch erfolgreich bei Herzinsuffizienz-Therapie

Physician Assistants und NÄPAs können Hausärzte stark entlasten.

© amedeoemaja / stock.adobe.com

NÄPAS und Physician Assistants

Drei Ärzte, 10.000 Patienten: Delegation macht es möglich