Ungewöhnliche Befunde bei jungen Männern in USA

Ausriss der ersten Seite des Berichts über gehäuft auftretende Pneumocystis-Pneumonien im MMW-Report am 5. Juni 1981.
© CDC
Im Jahr 1981 kommen aus Kalifornien und New York erste Berichte über eine ungewöhnliche Häufung seltener Erkrankungen bei jungen Männern. Über solche Patienten berichteten auch Dr. Michael S. Gottlieb und Dr. Joel Weisman von der Universität von Kalifornien in Los Angeles und ihre Kollegen. Sie veröffentlichten ihre ersten Befunde von fünf Patienten am 5. Juni des Jahres im US-Mitteilungsblatt der CDC "Morbidity and Mortality Weekly Report" (MMWR 1981; 30: 250).
In ihrem Bericht geht es um fünf Homosexuelle zwischen 29 und 36 Jahren aus Los Angeles, die wegen einer seltenen schweren Lungenentzündung, der Pneumocystis-carinii-Pneumonie (PCP), behandelt worden waren. Ungewöhnlich war es, weil diese Pneumonie damals sonst nur bei Patienten mit Krebs im Spätstadium, bei massiver immunsuppressiver Therapie oder bei Patienten mit angeborenem schwerem Immunmangel vorkam. Zwei der fünf Patienten gaben an, häufig homosexuelle Kontakte zu mehreren Partnern gehabt zu haben. Alle fünf Männer inhalierten Drogen.
Wie die Ärzte berichten, wurde die Diagnose Pneumocystis-Pneumonie bei allen fünf Männern anhand von Lungenbiopsien bestätigt. Der Erreger der Pneumonie, Pneumocystis carinii, wurde 2002 umgetauft und trägt seither den Namen Pneumocystis jiroveci (Emerg Infect Dis 2002; 8: 891-6). Molekulartaxonomisch wird der Keim den Pilzen zugeordnet.
In den Anfängen der HIV-Pandemie starben sehr viele Patienten an den Folgen einer interstitiellen Pneumonie, die durch die Pneumocysten verursacht wurde. Die PCP gilt als Aids-definierende Erkrankung, die bei Gesunden nicht oder nicht in dieser Form vorkommt. (ple)