Warum man seine Figur so leicht behält
GIESSEN (ars). Dicke klagen, sie nähmen schon beim Anblick einer Torte zu, Schlanke aber könnten essen wie Scheunendrescher. Da ist was dran: Denn Dünne verbrauchen bezogen aufs Gewicht mehr Kalorien, weil sie mehr in Wärme umsetzen.
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Bei der 3D-Körpervermessung entsteht ein Avatar. © Uni Gießen
© Uni Gießen
Über den Grund berichten Forscher aus Gießen: Schlanke Menschen haben eine verhältnismäßig viel ausgedehntere Körperoberfläche. Bei mageren Frauen ist sie pro Kilo Gewicht bis zur Hälfte größer als bei fülligen, bei Männern fallen die Unterschiede physiognomisch bedingt etwas geringer aus. Das hat zur Folge, dass korpulente Menschen, noch zusätzlich erschwert durch die isolierenden Fettpolster, relativ viel weniger Kalorien in Form von Wärme loswerden. Die Wärmeabgabe aber ist ein wichtiger Posten in der Energiebilanz, weil bis zu drei Viertel der verzehrten Nahrung in die Balance der Körpertemperatur investiert wird. So kommt es zu Effekten, die sich selbst verstärken: Schlanke behalten ohne große Mühe ihre Statur, Adipöse wiederum tun sich schwer mit einer zierlicheren Silhouette (Ernährungsumschau 2010; 4: 178).
Auf diese Zusammenhänge stießen Professor Elmar Schlich und seine Kollegen, als sie die 3-D-Scans von 188 Probanden auswerteten, die aus Reihenmessungen von 12 000 Menschen im Auftrag der Textilindustrie stammten (Sizegermany). Dabei wird der Körper in zwei Minuten mit rotem Laser abgetastet und aus der dreidimensionalen Punktwolke ein Avatar erstellt. Aus dieser virtuellen Gestalt lässt sich die spezifische Körperoberfläche (m2/kg) ermitteln. Je größer sie ist, um so mehr Wärme strahlt in die Umgebung ab.
Die Forscher plädieren dafür, die Körperoberfläche in den Kalorienbedarf und damit in Diätpläne einzubeziehen. Am BMI kritisieren sie, dass er außer mit dem Gewicht mit der Körperlänge errechnet wird. Eine genauere anthropometrische Kenngröße sei der AMI (Area Mass Index, kg/m2), weil er die tatsächliche Körperform berücksichtigt.