Brustkrebspatientinnen
Was bei Lymphödemen hilft
Das Mamma-Ca überlebt, aber im Alltag beeinträchtigt - so geht es manchen Patientinnen, die nach erfolgreicher Brustkrebstherapie ein chronisches Lymphödem entwickeln. Frühe Erkennung und Vorsichtsmaßnahmen helfen.
Veröffentlicht:BERLIN. Oft tritt ein Lymphödem nach Behandlung eines Mammakarzinoms erst verzögert auf. "Die ersten drei Jahre nach Diagnosestellung sind wegweised", meinte Professor Ute-Susann Albert, Leiterin des Brustzentrums an der Universitätsklinik Marburg, aus Anlass des Senologie-Kongresses in Berlin. In diesem Zeitraum treten 77 Prozent der Lymphödeme nach Brustkrebstherapie auf.
In der unterschiedlich langen Latenzphase fehlen noch diagnostische Möglichkeiten. Aber auch wenn klinisch noch keine Auffälligkeiten festzustellen sind, können Patientinnen doch oft schon über Veränderungen und Beschwerden berichten.
Drei Fragen aus dem EORTC-BR23-Fragebogen (J Clin Oncol. 1996; 14(10): 2756-68) können dabei helfen, sechs Monate nach Entlassung das Risiko eines latenten Lymphödems der oberen Extremität zu identifizieren.
Alle drei beziehen sich auf die zurückliegende Woche. Die Befragten können zwischen den Antwortmöglichkeiten "überhaupt nicht", "etwas", "ziemlich" und "sehr stark" wählen.
- Hatten Sie Schmerzen in Arm oder Schulter?
- War Ihr Arm oder Ihre Hand geschwollen?
- War das Heben oder die Seitwärtsbewegung des Arms erschwert?
Auffällige Werte sechs Monate nach Entlassung aus der stationären Behandlung hatten in einer Studie einen guten prädiktiven Wert für Einschränkungen im Bereich Arm und Schulter auch nach 12, 24 oder 36 Monaten (Breast Cancer Res Treat. 2006, 100(3): 285-92).
Eine Pilotstudie belegte, dass diese Einschätzung der Patienten nach sechs Monaten eine gute Sensitivität und Spezifität für die Prädiktion des Lymphödems über die nächsten Jahre hat.
"Drei Fragen zu Einschränkungen am Arm - das ist in der Praxis machbar", ist Albert überzeugt. Die Leitlinien empfehlen außerdem routinemäßig eine postoperative Physiotherapie, die eine Aufklärung und Information der Patientinnen zum Lymphödemrisiko beinhaltet. Auch körperliche Aktivität wird empfohlen - sogar ein an die Situation angepasstes Krafttraining ist möglich.
Laut der Leitlinie "Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms entwickeln zwei bis drei von zehn Frauen mit Mamma-Ca, denen Lymphknoten in der Achselhöhle entfernt wurden, ein Lymphödem, so das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.
Zahl der entfernten Lymphknoten entscheidend
Typische Risikofaktoren für ein Lymphödem sind das Ausmaß der Operation, die Zahl der resezierten Lymphknoten und die Lage des Tumors im oberen äußeren Quadranten, aber auch ein Body Mass Index (BMI) über 30, eine große Körbchengröße (Cup C und mehr) und ein Hypertonus, berichtete Albert.
In einer populationsbasierten Kohortenstudie bei 389 Patientinnen, von denen 190 einen negativen Nodalstatus hatten und als Kontrolle dienten fand Albert keine Abhängigkeit des Lymphödem-Risikos vom Stadium der Krebserkrankung oder der Form der Radiatio sowie dem Alter.
Am entscheidendsten war hier erneut die Zahl der entfernten Lymphknoten. "Unter diesem Gesichtspunkt ist ein Sampling unangebracht und sollte unterlassen werden!"
Die konservative Therapie bleibt der Hauptpfeiler der Therapie bei chronischem Lymphödem. Wichtig ist aber auch, den betroffenen Arm nicht zusätzlich zu reizen, betonte Dr. Klaus Peter Martin, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin der Foeldi-Klinik in Hinterzarten: Eine gute Hautpflege kann helfen, ein Erysipel zu verhindern, das zu einer deutlichen Verschlechterung führen kann. Auch ein Insektenstich kann Ausgangspunkt einer Exazerbation sein.
Es gibt aber auch iatrogene Ursachen, die dringend zu vermeiden sind: Eine 24-Stunden-Blutdruckmessung oder eine Infusion am vorgeschädigten Arm können ein bisher nur latent vorhandenes Lymphödem erst zum Ausbruch bringen.