SPD-Antrag

NRW: Weichmacher in Kinder-Urin wird Thema im Landtag

Nach dem Fund einer gefährlichen Chemikalie in Urinproben von Kindergartenkindern aus NRW will die Opposition wissen, seit wann die Landesregierung das Phänomen schon kannte und was sie jetzt tut.

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Urinproben von 250 Kindergartenkindern wurden verglichen, bei hochbelasteten Kindern hat sich die Konzentration des gefährlichen Weichmachers verzehnfacht.

Urinproben von 250 Kindergartenkindern wurden verglichen, bei hochbelasteten Kindern hat sich die Konzentration des gefährlichen Weichmachers verzehnfacht.

© Rolf Vennenbernd / dpa / picture alliance

Düsseldorf. Nachdem in Urinproben von nordrhein-westfälischen Kindern deutlich erhöhte Werte eines teils verbotenen Weichmacherstoffs aufgetaucht sind, soll sich der Landtag mit dem Thema beschäftigen. Die SPD-Fraktion hat einen schriftlichen Bericht der Landesregierung für den kommenden Gesundheitsausschuss angefordert.

Die SPD will unter anderem wissen, wie lange die Landesregierung die Zahlen zu der Weichmacher-Chemikalie kennt. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) NRW hatte am 31. Januar mitgeteilt, dass Urinproben von jeweils rund 250 Kindergarten-Kindern aus ganz NRW aus den Jahren 2017/18 und 2020/21 verglichen worden seien.

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Anteil um das Dreifache erhöht

In dem Zeitraum habe sich der Anteil der mit dem Weichmacher belasteten Proben von 26 Prozent (2017/18) auf 61 Prozent (2020/21) erhöht. Die Konzentration bei hochbelasteten Kindern habe sich in etwa verzehnfacht.

Die Ursache dafür sei völlig unklar, so das Lanuv. Später hatte das Umweltbundesamt erklärt, dass das Phänomen auch in anderen Teilen Deutschlands auftaucht.

Die SPD fragt in ihrem Berichtsantrag (liegt der dpa vor) auch, welche Maßnahmen die nordrhein-westfälische Landesregierung treffe, um die Ausbreitung der Chemikalie bei Kindern zu verhindern und welche Experten zurate gezogen würden. Der Gesundheitsausschuss des Landtags kommt planmäßig am 21. Februar zusammen.

Stoff als Metabolit MnHexP nachweisbar

Weichmacher sind laut NRW-Umweltministerium Stoffe, die spröden Materialien zugesetzt werden, um sie weich, biegsam oder dehnbar zu machen. Bestimmte Weichmacher wirken störend auf das Hormonsystem des Körpers und können zum Beispiel die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen.

Im konkreten Fall geht es um den Weichmacher Di-n-hexyl-Phthalat (DnHexP), der das Fortpflanzungssystem schädigen soll. Im Urin ist der Stoff als sogenannter Metabolit MnHexP nachweisbar. (dpa)

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Kommentare
Dr. Michael P. Jaumann 06.02.202419:46 Uhr

Diese Belastungen mit Phtalaten bei Kleinkindern, Kindern und Erwachsenen erinnert in fataler Weise an andere umweltbedingte Belastungen mit PCBs und mit Holzschutzmitteln (PCP und Dioxinen/Furanen) in der deutschen Vergangenheit. Neuere Themen sind die PFAS im Großraum Karlsruhe und Baden-Baden in den Ackerböden durch verantwortungslose Firmen (Holz-Industrie) die Bauern kostenlosen "Dünger" zur Verfügung stellten. Aber auch da war NRW und eine Bürgerinitiative mit betroffen.
Üblicherweise dauert es Jahre bis die aktuelle Situation geklärt ist und dann wiederum Jahre bis die Ursache aufgeklärt ist. In der Vergangenheit haben sich die verantwortlichen Behörden bei diesen Themen nicht "mit Ruhm bekleckert". Dies zu Lasten der Menschen und deren Gesundheit. Aber vielleicht ist das eine der Folgen unseres dichten Zusammenlebens im modernen Industriezeitalter mit stetig neuen chemischen Produkten und Rezepturen.
Von vielen dieser Produkte wissen wir Ärztinnen und Ärzte vielleicht in 15-20 Jahren etwas bzgl der möglichen gesundheitlichen Schädigungen: sprich die Medizin hat den Wettlauf mit der chemischen Industrie schon längst verloren.
Hoffen wir auf eine schnellere Aufklärung dieser Phtalat-Problematik!

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