Coronavirus-Pandemie
200 Stellen in Berliner Gesundheitsämtern nicht besetzt
Die Gesundheitsämter Berlin sind während der Coronavirus-Pandemie nach wie vor deutlich unterbesetzt, berichtet der Regierende Bürgermeister Müller. Genug Geld für neue Mitarbeiter sei da, aber es fehlen die Interessenten.
Veröffentlicht:Berlin. Die Gesundheitsämter in der Hauptstadt sind nach Einschätzung des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) während der Corona-Pandemie nach wie vor deutlich unterbesetzt.
Der Grund dafür seien vor allem Schwierigkeiten, Personal zu finden. „Wir haben 200 offene Stellen“, sagte Müller am Freitag bei einer Pressekonferenz mit Vertretern der Charité.
Die Stellen seien da, das Geld dafür auch. „Aber ich kann mir die Leute nicht backen“, so der SPD-Politiker. Bei der Stellenbesetzung gehe es voran. „Aber wir können sie nicht so schnell besetzen, wie wir möchten.“
Deshalb sei angesichts der gestiegenen Infektionszahlen und der Notwendigkeit, die Kontakte von positiv Getesteten zu verfolgen, ein Umschichten aus anderen Bereichen der Verwaltung wichtig. Müller lobte auch die Unterstützung der Bundeswehr bei der Kontaktnachverfolgung.
Er hoffe, dass es die Möglichkeit gebe, weiteres qualifiziertes Personal von der Bundesebene zu bekommen, sagte er. Darüber solle in der Schalte der Bürgermeister der großen deutschen Städte mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gesprochen werden.
Ärger über Uneinigkeit bei Reisebeschränkungen
Kritisch sieht der Regierende Bürgermeister die von vielen Bundesländern beschlossenen Corona-Beschränkungen für Urlaubsreisen in Deutschland. „Diese Reisebeschränkungen helfen aus meiner Sicht nicht“, sagte der SPD-Politiker.
Wenn es dazu eine mehrheitliche Verständigung gebe, müsse man dies akzeptieren. Das nicht abgestimmte Verfahren sei aber ungut. Zudem würden „wahnsinnig viele personelle Kräfte und Testkapazitäten“ gebunden – mit Ergebnissen, „die man so zumindest auch nicht braucht jetzt zur Pandemiebekämpfung“.
Er hoffe sehr, dass es wieder zu einem einheitlichen Verfahren komme. Darüber sollte auch gesprochen werden, wenn in allernächster Zeit die Ministerpräsidenten wieder zu Beratungen zusammenkommen, was sich wohl schon für die nächste Woche abzeichne. Müller ist derzeit Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz.
Er betonte generell mit Blick auf die Ferienzeit: „Jeder sollte sich gut überlegen, ob er in dieser Situation einer weltweiten Krise jetzt wirklich zwingend einen Urlaub antreten muss.“
Appell an die jungen Berliner
Die Länder hatten mehrheitlich beschlossen, dass Reisende aus Gebieten mit sehr hohen Infektionszahlen nur dann beherbergt werden dürfen, wenn sie einen höchstens 48 Stunden alten negativen Corona-Test haben.Greifen soll dies für Reisende aus Gebieten mit mehr als 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen. Einige Länder gaben zu dem Beschluss aber abweichende Erklärungen ab.
Müller appellierte angesichts deutlich gestiegener Infektionszahlen in der Hauptstadt an die jüngeren Berliner, sich an die Regeln zu halten. Gerade auf sie komme es jetzt an. Er richte deshalb einen dringenden Appell an die Community der 20- bis 40-Jährigen zu erkennen, dass es nicht die Zeit für Feiern sei, sagte er.
Lockdown muss vermieden werden
Die steigenden Infektionszahlen seien insbesondere mit Feiern in großen Gruppen und kleineren Feiern in geschlossenen Räumen in Zusammenhang zu bringen, sagte er. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig gewesen, etwa eine berlinweite Sperrstunde einzuführen und die Kontrollen hochzufahren.
Für die verschärften Maßnahmen bitte er um Verständnis. Es müsse schnell gehandelt werden. „Wir müssen alle gemeinsam einen Lockdown verhindern“, so der Regierende Bürgermeister. Ein solcher wäre nicht nur dramatisch für die Wirtschaft, sondern auch mit Blick auf die sozialen Folgen. (dpa)