Corona-Hotspots Sachsen
Bereitschaft zu Corona-Impfungen in Sachsen sinkt wieder
Die langen Schlangen vor Sachsens Corona-Impfstellen werden kürzer. Auch Praxen haben Probleme, Impf-Termine zu vergeben. Die KV will das ändern – mit Hilfe der Post.
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Der andauernd starke Protest gegen Corona-Maßnahmen und COVID-Impfungen sorgt Ärzteschaft und Politik in Sachsen.
© Daniel Schäfer / dpa
Dresden. In Sachsen sollen nach den Vorstellungen der Kassenärztlichen Vereinigung ältere Einwohner einen Brief zur Corona-Impfung erhalten. „Ich könnte mir vorstellen, dass jeder, der älter als 60 Jahre ist, eine persönliche Information zum Impfen erhält, da diese Altersgruppe zum gefährdetsten Personenkreis gehört“, sagte der Vorstandsvorsitzende der KV Sachsen, Dr. Klaus Heckemann, in Dresden.
Sozialministerin Petra Köpping (SPD) sagte, sie finde den Vorschlag Heckemanns „sehr gut“ und stehe ihm „sehr positiv“ gegenüber. Der Vizepräsident der Landesärztekammer, Professor Uwe Köhler, unterstützt das Vorhaben „vollumfänglich“. Sachsen hat weiterhin die niedrigste Impfquote in der Bundesrepublik.
Weiter angespannte Lage in Kliniken
„Ich bemerke inzwischen einen starken Abfall des Interesses an Impfungen“, berichtete Heckemann, „wir niedergelassenen Ärzte werden unsere Impftermine gar nicht mehr alle vergeben können.“ Im November und auch Anfang Dezember hatte es in Sachsen regelmäßig lange Schlangen an Impfstellen gegeben, an denen Menschen mehrere Stunden im Freien warteten, bis sie geimpft wurden. Nachdem im Dezember die sächsische Regierung die Kapazitäten der Impfteams und Impfstellen stark erhöht hat, hat sich die Situation inzwischen entspannt.
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Bei der Auslastung der Kliniken ist die Situation nach Einschätzung Köppings hingegen weiterhin sehr angespannt. „Ich kann noch keine Entwarnung geben“, sagte sie. „Wir in Sachsen bleiben weiterhin einer der Corona-Hotspots in Deutschland.“ Bisher seien während der vierten Welle der Pandemie 34 Corona-Patienten aus Sachsen in andere Bundesländer verlegt worden. Aktuell versuchten die Kliniken, ihre Belegungen mit Verlegungen innerhalb des Freistaats zu koordinieren.
Angst vor Anfeindungen
Köpping berichtete zudem, dass zahlreiche impfende Arztpraxen sich dagegen entschieden hätten, die Kontaktdaten ihrer Praxis und den Hinweis auf Corona-Impfungen auf einer entsprechenden Internetseite des Ministeriums zu veröffentlichen, weil sie Angst vor Anfeindungen oder Angriffen hätten. „Ich hätte die Liste der impfenden Arztpraxen gern als Service für die Patienten auf unserer Internetseite aufgenommen“, sagte die Ministerin.
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Von einer anderen Art der Anfeindung berichtete der KV-Chef. „Ich habe schon selbst erlebt, dass ich Agitationsmaterial im Briefkasten liegen hatte, wo mir vorgeworfen wurde, dass es Körperverletzung sei, wenn ich gegen Corona impfe“, sagte Heckemann. „Damit werde ich kein Einzelfall sein.“ Kammer-Vize Köhler schilderte, die Kammer beobachte eine „massive Aggressivität“ in Arztpraxen und Kliniken, die sich während der Corona-Pandemie nochmals verschärft habe. „Das geht bis zu körperlichen Übergriffen.“ (sve)