Gemeinsame Stellungnahme

Budesonid gegen COVID-19? Deutsche Experten warnen

Pneumologen warnen vor einer breiten Anwendung von inhalativem Budesonid in der Frühphase einer COVID-19-Erkrankung. Sie beziehen sich dabei auf eine Phase-II-Studie, wonach eine solche Behandlung die Symptomdauer verkürzen und die Häufigkeit von Arztbesuchen reduzieren soll.

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Inhalative Kortikosteroidtherapie: Bei Asthma ist die Wirksamkeit eindeutig nachgewiesen, aber nicht bei COVID-19. (Symbolbild mit Fotomodell)

Inhalative Kortikosteroidtherapie: Bei Asthma ist die Wirksamkeit eindeutig nachgewiesen, aber nicht bei COVID-19. (Symbolbild mit Fotomodell)

© zlikovec / Getty Images / iStock

Berlin. Inhalative Glukokortikoide (ICS) werden ja seit langem in der Behandlung von Patienten mit Asthma sowie als Zusatztherapie bei COPD eingesetzt. In der Asthma-Therapie stellen ICS den wichtigsten Baustein dar. Alle epidemiologischen Studien zeigen übereinstimmend, dass Patienten mit Asthma bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 nur selten schwer an COVID-19 erkranken und kein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe haben, teilt die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. (DGP) in einer gemeinsamen Stellungnahme mit der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) und der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI). Zudem gibt es Hinweise darauf, dass eine ICS-Therapie bei Patienten mit Asthma einen zusätzlichen Schutz vor schweren SARS-CoV-2-Infektionen bietet.

In der aktuell publizierten STOIC-Studie aus Großbritannien wurde nun untersucht, ob auch bei Patienten ohne Asthma (84 bis 86 Prozent der Patienten hatten kein Asthma) eine SARS-CoV-2-Infektion günstig beeinflusst wird, wenn Betroffene zweimal täglich Budesonid im Frühstadium der Erkrankung inhalieren (Lancet 2021; online 9. April). Das Ergebnis: Die Dauer der Symptome konnte um einen Tag verkürzt und die Häufigkeit von Arztbesuchen reduziert werden.

Erheblicher Placebo-Effekt ist möglich

Doch dieses Ergebnis ist nur bedingt aussagekräftig, so die deutschen Experten. „Zwar handelt es sich bei der Studie um eine randomisierte, aber nicht um eine verblindete Studie. Das heißt, die Studienteilnehmer sowie die behandelnden Ärzte wussten, ob das ICS inhaliert wurde oder nicht. Ein erheblicher Placebo-Effekt ist hier also möglich“, wird Professor Marek Lommatzsch, Oberarzt der Abteilung für Pneumologie des Zentrums für Innere Medizin der Universitätsmedizin Rostock, in der Mitteilung zitiert. „Zudem handelt es sich um eine Studie mit relativ wenigen Studienteilnehmern, und die in der Studie eingeschlossenen Patienten mit Asthma können zu dem positiven Ergebnis beigetragen haben“, ergänzt Professor Klaus F. Rabe, Chefarzt der LungenClinic in Grosshansdorf.

Größere und verblindete Studien sind notwendig

Um mögliche positive Wirkungen des Medikaments bei COVID-19 zu bestätigen, müssten weitere, größere und verblindete Studien durchgeführt werden. „Auf Basis der STOIC-Studie können derzeit keine Empfehlungen für eine allgemeine ICS-Behandlung von Patienten mit COVID-19 ausgesprochen werden“, so Professor Roland Buhl, Leiter der Abteilung für Pneumologie der Universitätsmedizin Mainz.

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Für Patienten mit Asthma oder COPD, die bereits dauerhaft mit ICS behandelt werden, empfehlen die Pneumologen nach wie vor, diese Therapie während der aktuellen SARS-CoV-2-Pandemie und im Rahmen einer COVID-19-Erkrankung fortzuführen. Die aktuelle STOIC-Studie dürfe in keinem Fall dazu führen, dass ICS nicht mehr in ausreichenden Mengen für Menschen mit Asthma oder COPD zur Verfügung stünden. (ikr)

Mehr Infos zum Thema gibt es auf: www.pneumologie.de

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