Pandemie-Management
Charité sieht sich als „sicheren Ort“ in der Corona-Zeit
Mit Tests unter Patienten und Mitarbeitern sorgt Berlins Uniklinikum dafür, dass die Charité nach Ansicht der Leitung „ein sicherer Ort ist“. Bei den finanziellen Kompensationen für den Ausfall elektiver Operationen hält sie Nachbesserungen für nötig.
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Blick auf die Charité in Berlin.
© Mattis Kaminer / Getty Images / iStock
Berlin. Um die Hälfte wurden die operativen Eingriffe in der Charité zwischen Mitte März und Mitte April durch die Corona-Pandemie bedingt reduziert. Für abschließende Auskünfte über die wirtschaftlichen Folgen sei es natürlich zu früh, sagte Charité-Chef Professor Heyo Kroemer auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller.
Absehbar sei aber, dass die vom Bund beschlossenen Kompensationen nicht ausreichten. Die tatsächlichen Kosten „werden 350 bis 380 Euro höher liegen“ als die im Entlastungsgesetz vorgesehenen 560 Euro Ausgleichszahlungen. „Wir hoffen, dass es zumindest für Uniklinika Nachbesserungen geben wird“, so Kroemer.
Einrichtungen können auch schnell agieren
Die Pandemie zeige, dass es für die Freihaltung von Betten bisher keine passenden Strukturen gebe. Die Grundfinanzierung der Krankenhäuser müsse überdacht werden, „man muss überlegen, wie man solche Reservekapazitäten finanziert“, sagte Kroemer.
In den vergangenen Wochen habe sich herausgestellt, dass auch große Einrichtungen wie die Charité „deutlich schneller“ funktionieren können. 221 Mitarbeiter seien durch „Blitzeinstellungen“ neu dazu gekommen, darunter 100 Pflegekräfte und 90 Medizinstudenten, von denen viele eine Pflegeausbildung, auch im Intensivbereich, besitzen, so Kroemer.
Daneben wurde die Lehre digitalisiert und die COVID-19-Forschung etwa für Diagnostik und Therapien vorangetrieben. Als Level-1-Krankenhaus ist die Charité außerdem für die Verteilung der Corona-Patienten auf 50 weitere Krankenhäuser in der Stadt zuständig.
Bis dato wurden an der Universitätsklinik 282 Covid-19-Fälle behandelt. 170 Patienten davon waren in intensivmedizinischer Behandlung. 68 Patienten werden aktuell an der Charité versorgt, davon liegen 53 auf der Intensivstation. 34 Patienten sind gestorben, ihr Alter lag zwischen 45 und 92 Jahren.
Breite Testungen bei Mitarbeitern und Patienten
Um Mitarbeiter und Patienten zu schützen, hat die Uniklinik in den vergangenen zwei Monaten viel getestet. Anlassbezogene Testungen von rund 5000 Mitarbeitern, weil diese sich zum Beispiel krank fühlten, ergaben 118 positive Ergebnisse.
Zusätzlich hat die Charité im April eine Prävalenzerhebung an 7500 Beschäftigten durchgeführt, um nicht nur SARS-CoV-2-Infektionen aufzuspüren, sondern auch das Ausmaß bereits vorhandener Antikörper kennenzulernen. Das Ergebnis: Weniger als 0,5 Prozent der Teilnehmer war SARS-CoV-2-positiv, weniger als zwei Prozent wies Antikörper auf. Die Charité will diese Prävalenzuntersuchung im Juni oder Juli wiederholen.
Ohnehin setzt sie auf regelmäßige Untersuchungen der Mitarbeiter, insbesondere in den Notaufnahmen und Intensivstationen. Ergänzend zum Screening der Beschäftigten werden seit Anfang Mai auch alle stationär aufgenommenen Patienten getestet.