Trotz überlasteter Hotline und Systemabsturz
Corona-Impfstart im Saarland macht Gesundheitsministerium „stolz“
„Mit so einem Ansturm hatten wir nicht gerechnet“, fasst Saarlands Gesundheitsministerin Bachmann den Corona-Impfstart im Südwesten zusammen. Am umstrittenem „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ will sie festhalten. Das Impfproblem von immobilen Menschen delegiert sie an Jens Spahn weiter.
Veröffentlicht:Saarbrücken. Der Corona-Impfstart im Saarland ist nach Einschätzung des Gesundheitsministeriums gut gelaufen. Sowohl am System der Terminvergabe streng nach Anmeldung als auch an der Priorisierung mit einem leichten Übergewicht für Einrichtungen der Altenpflege werde man festhalten, versicherten Ministerin Monika Bachmann und Staatssekretär Stephan Kolling.
Ein Problem sein allerdings die Impfung immobiler Menschen in häuslicher Umgebung, die nicht in ein Impfzentrum kommen können. In der ersten Phase könne man sie aber nicht mit eigenen mobilen Teams aufsuchen. Deshalb habe man Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gebeten, eine Lösung auf nationaler Ebene zu finden.
Ansturm unterschätzt
Beide Politiker erklärten, sie seien stolz darauf, dass das Saarland schon am 24. Dezember und damit als erstes Bundesland das Buchungssystem für Impfungen frei geschaltet habe. Binnen 36 Stunden seinen 12.000 Termine vergeben worden.
Dass die Hotline zeitweise überlastet war und dadurch lange Warteschleifen entstanden, sei nur eine Anfangsschwierigkeit gewesen, die man durch zusätzliches Personal in den Griff bekommen habe. „Mit so einem Ansturm hatten wir nicht gerechnet“, räumte Bachmann ein. Am Montag habe die Reaktionszeit am Telefon aber nur noch bei durchschnittlich acht Minuten gelegen.
Vom Buchungssystem überfordert
Probleme gab es aber auch mit dem Buchungssystem selbst, das auch über eine Internet-Plattform angesteuert werden kann. 40 bis 50 Personen merkten nicht, dass der Buchungsprozess nicht komplett abgeschlossen und durch eine Rückmeldung bestätigt war, und glaubten also fälschlicherweise, sie hätten bereits einen Impftermin. Zudem erhielten anfangs einige von ihnen an der Hotline die falsche Auskunft, sie sollten trotzdem in eines der drei Impfzentren kommen. Dennoch mussten dort laut Kolling nur weniger als fünf Prozent der impfwilligen Senioren zurückgeschickt werden. Eine Clearingstelle soll den betroffenen individuelle Nachholtermine anbieten.
Kolling verteidigte als Leiter des Krisenstabs die im Saarland angewandte Priorisierung. Danach werden über 50 Prozent der Impfdosen auf die Altenpflegeeinrichtungen verteilt, da dort das größte Risiko der Hospitalisierung und eines tödlichen Verlaufs bei Erkrankung bestehe. Damit sich auch die Beschäftigten selbst zur Impfung anmelden können, seien die Träger am 22. Dezember gebeten worden, ihnen Zahlencodes weiterzugeben. Diese Information habe aber wegen der Feiertage noch nicht alle erreicht.
Umstrittenes „Windhundprinzip“
Die etwas kleinere Hälfte der Impfdosen wird im Saarland an die über 80-Jährigen verabreicht. Dazu müssen sie sich einen Termin holen. „Wir werden nicht vom Windhundprinzip abweichen“, sagte Kolling. Damit garantiere man „gleiche Chancen für alle“. Auf Anschreiben der Berechtigten habe man nach langer Diskussion verzichtet, da dies nur nach Schaffung einer eigenen Rechtsgrundlage möglich gewesen wäre.
Beide Politiker äußerten die Hoffnung, bis April zumindest die Impfung aller dazu bereiten Bewohner der Pflegeeinrichtungen geschafft zu haben, zumal ab Januar wöchentliche Lieferungen des Impfstoffs erwartet würden. Auch seien bald keine Rückstellungen mehr nötig.
An einer Stelle wurde der Empfängerkreis der ersten Phase doch noch kurzfristig erweitert. Laut Bachmann können auch immobile Menschen im betreuten Wohnen ab sofort in den Heimen mitgeimpft werden. Dagegen bleibt es für die Arzt- und Zahnarztpraxen mit ihren Mitarbeitern dabei, dass sie erst in der zweiten Phase an die Reihe kommen.