Schleswig-Holstein

Corona und Tourismus – das ist aufwändig, aber es geht

Tourismus ist auch in Pandemiezeiten möglich. Diese Schlussfolgerung zieht die Regierung in Schleswig-Holstein aus den Ergebnissen zweier Modellprojekte.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Verkehrsminister Bernd Klaus Buchholz (FDP) zieht aus Modellprojekten ein positives Fazit.  Gregor Fischer / dpa

Verkehrsminister Bernd Klaus Buchholz (FDP) zieht aus Modellprojekten ein positives Fazit. Gregor Fischer / dpa

© Gregor Fischer / dpa / picture a

Kiel. Urlaub trotz Corona ist in Schleswig-Holstein schon jetzt Realität. Die Landesregierung hält nach der Auswertung von Daten aus zwei Modellregionen Tourismus in Pandemiezeiten grundsätzlich für möglich und glaubt sogar an einen „protektiven Effekt“, weil der Tourismus die Teilnahme an Tests erfordert. Einschränkungen aber gibt es: Der Aufwand ist für alle Beteiligten höher.

Schleswig-Holstein hatte in zwei Regionen – Eckernförde und Ostsee-Schleiregion – Tourismus-Modellprojekte aufgelegt. Landeswirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) und Infektiologe Professor Stephan Ott zogen nach der wissenschaftlichen Auswertung der Modelldaten ein positives Fazit: Sie zeigt nach ihren Angaben „deutlich, dass die touristischen Aktivitäten keine negativen Auswirkungen auf die lokale und regionale Inzidenzentwicklung hatten.“

Testen, testen, testen...

Die Sieben-Tage-Inzidenzen waren während des Modellprojekts rückläufig. Zum Ende des Projektes betrugen die Inzidenzen in Eckernförde Null und an der Schlei 11,9 und lagen damit deutlich unterhalb der – ohnehin niedrigen – Inzidenzwerte auf Kreis- und Landesebene. Buchholz sieht damit die Entscheidung der Landesregierung, den Tourismus im ganzen Bundesland hochzufahren, bestätigt.

In den beiden Modellregionen wurden zwischen dem 19. April und dem 16. Mai rund 83 .000 Corona-Tests vorgenommen. In den elf Eckernförder Test-Stationen wurden bei 23 .403 Antigen-Schnelltests fünf Einheimische und drei Tagesgäste positiv getestet. In sechs dieser Fälle wurde die Infektion durch einen PCR-Test bestätigt. Während der letzten Woche des Modellversuchs gab es in Eckernförde keine Neuinfektion mehr.

Nachverfolgung gut machbar

Bei den Getesteten in Eckernförde handelte es sich zu zehn Prozent um Tagesgäste, zu 48 Prozent um Übernachtungsgäste und zu 42 Prozent um Einheimische. „Die Quote der positiv getesteten Personen innerhalb von vier Wochen belief sich auf 0,03 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Bürgertestung in Testzentren wird eine Quote von 0,3 Prozent erreicht.

Und die positiven Fälle in der Modellregion Eckernförde waren unauffällig und gut nachzuverfolgen“, sagte Ott, Leiter des Fachbereichs Soziales, Arbeit und Gesundheit beim Kreis Rendsburg-Eckernförde, in dem beide Modellregionen liegen. Ott ist zugleich Professor an der Kieler Universität. Bemerkenswert sei zudem gewesen, dass die Inzidenz von Eckernförde die Inzidenz des Kreises Rendsburg-Eckernförde schon eine Woche nach dem Projektstart nicht mehr überschritt.

An der Schlei wurden zwischen 21. April und 16. Mai in 24 Testzentren insgesamt 60 .528 Antigen-Schnelltests vorgenommen. Durch fehlerhafte Antigen-Schnelltest-Chargen wurden dort zunächst 181 positive Ergebnisse gemeldet. Davon entfielen 171 auf Urlauber, zehn auf Einheimische. Nach einem halben Tag gab es dann aber Entwarnung: In nur sieben Fällen wurden die positiven Ergebnisse durch einen PCR-Test bestätigt, was einer Quote von 0,01 Prozent entspricht.

„Es zeigt sich also, dass selbst bei einem Testrhythmus von 72 Stunden wie in der Schlei-Region kaum Infektionsausbrüche zu melden sind“, sagte Ott. Er verwies allerdings auf die Chargenfehler der Antigen-Schnelltests, die nach seiner Meinung Zweifel an deren Zuverlässigkeit schüren.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

MVZ

Augenärzte stellen sich gegen Investoren mit Marktmacht

Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Symposium der Paul-Martini-Stiftung

COVID-19 akut: Früher Therapiestart effektiv

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Versorgung von Privatpatienten

PKV-Vergütung bringt Praxen knapp 74.000 Euro zusätzlich

Lesetipps
Figuren betrachten eine Blatt mit einer Linie, die zu einem Ziel führt.

© Nuthawut / stock.adobe.com

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter