SARS-CoV-2

Coronavirus-Forschung mit Frettchen und Hamstern

Viele Fragen sind beim neuen Coronavirus noch ungeklärt: Woher kommt das Virus, können sich vielleicht sogar lebensmittelliefernde Tiere infizieren – und das Virus auf den Menschen übertragen?

Anne BäurleVon Anne Bäurle Veröffentlicht:
Ein Frettchen wird Gassi in Frankfurt geführt: An Frettchen wird derzeit ein Impfstoffkandidat geprüft.

Ein Frettchen wird Gassi in Frankfurt geführt: An Frettchen wird derzeit ein Impfstoffkandidat geprüft.

© Frank Rumpenhorst / dpa

Neu-Isenburg. Grundsätzlich gibt es bisher keine Hinweise, dass sowohl Haustiere als auch lebensmittelliefernde Tiere wie Schweine oder Hühner das Virus auf den Menschen übertragen können. Allerdings ist SARS-CoV-2 ein zoonotischer Erreger, ausgeschlossen sind solche Infektionswege also nicht. Demnächst sollen daher Corona-Infektionen bei Haustieren einer Meldepflicht unterliegen, wie die Bundesregierung kürzlich bekannt gegeben hat. Tierbesitzern, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert haben, wird geraten, Abstand zu ihren Haustieren zu halten.

Dass Tiere das Virus effektiv auf Artgenossen übertragen können, haben auch Versuche am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) ergeben. Dort wird eine SARS-CoV-2-Infektion derzeit beispielsweise an Frettchen und Goldhamstern untersucht. Zunächst schienen Frettchen ein interessantes Tiermodell, da sie sich mit SARS-CoV-2 infizieren lassen und das Virus sehr effektiv vermehren und übertragen. „Allerdings entwickeln sie keine COVID-19-Symptome und sind daher nur bedingt geeignet“, berichtete Professor Thomas Mettenleiter vom FLI.

Bald vektorbasierte Impfstoffkandidaten im Test?

Dennoch lässt sich in Versuchen mit Frettchen die Immunogenität und Sicherheit von COVID-19-Impfstoffkandidaten überprüfen, betonte Professor Martin Beer, der derzeit am FLI einen vektorbasierten Impfstoffkandidaten an Frettchen testet. Vektorbasierte Impfstoffe scheinen grundsätzlich vielversprechend zu sein – so berichtete Professor Klaus Cichutek vom Paul-Ehrlich-Institut bei der Veranstaltung des Science Media Centers, er rechne mit zwei bis drei vektorbasierten Impfstoffkandidaten, die in Deutschland in den nächsten Monaten in klinischen Studien getestet werden könnten.

Als weiteres Tiermodell, das sich sogar noch besser als Frettchen zur Erforschung von SARS-CoV-2 eignet, haben sich Goldhamster erwiesen. Denn: Sie lassen sich nicht nur infizieren und können das Virus übertragen, sie entwickeln auch leichte COVID-19-Symptome. So verlieren sie deutlich an Gewicht und zeigen Lungenbeeinträchtigungen. Die Tiere sind daher ein guter Modellorganismus, um Medikamente gegen COVID-19 zu testen.

Eine Frage bleibt ungeklärt

Sowohl bei Frettchen als auch bei Goldhamstern stellten die FLI-Forscher eine Übertragung von SARS-CoV-2 auf ihre Artgenossen schon nach zwei bis drei Tagen fest, was für einen Infektionsweg über Aerosole spreche, berichtete Beer. „Die Ergebnisse sind durchaus auf den Menschen übertragbar“, so der Mikrobiologe.

Eine wichtige Frage ist weiterhin ungeklärt: Über welches Tier ist SARS-CoV-2 auf den Menschen übergesprungen. Als Reservoir werden Fledermäuse angenommen, allerdings wohl über einen Zwischenwirt. „Chinesische Wissenschaftler sind beständig auf der Suche nach dem Virusreservoir“, berichtete Mettenleiter. Und auch am FLI wird derzeit untersucht, ob und wenn ja, welche Tiere als Zwischenwirt infrage kommen. „Geklärt werden muss etwa die Frage, ob es noch andere Tiere gibt, die empfänglich für das Virus sind und es auf den Menschen übertragen können.“

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

InflaRx

Neuer Antikörper bei ARDS zugelassen

Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: PD-1-Inhibitoren: immunvermittelte Nebenwirkungen

© Springer Medizin Verlag GmbH

Thoraxchirurgie beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom

Wie können neoadjuvante Immuntherapien die Tumorresektion beeinflussen?

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg

Multiresistente gramnegative Erreger

Die Resistenzlage bei Antibiotika ist kritisch

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Shionogi GmbH, Berlin
In Deutschland leben derzeit etwa 96.700 Menschen mit einer HIV-Infektion.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Unternehmen im Fokus

Wie können wir die HIV-Epidemie beenden?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried b. München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

REDUCE-AMI und ABYSS

Betablocker nach Herzinfarkt – so steht es um die Evidenz

Parallelen zum Leistungssport

Höhere Anspannung vor der Operation führt offenbar zu besserem Ergebnis

Lesetipps
Personen greifen nach einer Angel mit Geldscheinen.

© mitay20 / stock.adobe.com

FAQ zum Zuschuss für angehende Ärzte

Weiterbildung: So kommen Sie an die Facharzt-Förderung

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung