COVID-Versorgung
Geben saarländische Kliniken mehr Intensivbetten an als sie betreiben können?
Laut einer Umfrage des Marburger Bunds unter 200 Ärzten im Saarland fehlt es in der COVID-19-Versorgung an Personal und Schutzmaterial. Nur Überstunden gibt es demnach reichlich.
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Ohne Personal nützen freie Intensivbetten nichts. Der Marburger Bund im Saarland erhebt schwere Vorwürfe.
© Jens Büttner/dpa
Saarbrücken. Im Saarland geben offenbar viele Krankenhäuser mehr Intensivbetten an als sie tatsächlich bieten können. Das geht aus einer Umfrage des Marburger Bundes (MB) hervor, an der sich fast 200 Ärzte im Saarland beteiligt hatten. Die Umfrage erfolgte vom 30. November bis zum 4. Dezember.
Dabei gab fast ein Drittel der Befragten an, dass ihre Klinik mehr Intensivbetten meldet, als mit dem vorhandenen Personal in der Realität zu betreiben sind.
„Es ist nicht ausreichend, dass die Kapazitäten erweitert werden, wenn es am entsprechenden qualifizierten Personal fehlt“, kommentierte der MB-Landesvorsitzende Gregg Frost.
Regelmäßige Pausen oft nicht möglich
Die Ärzte klagen der Umfrage zufolge, dass sie schon jetzt überlastet sind. 40 Prozent gaben an, mehr Stunden als vertraglich vereinbart zu arbeiten. Sogar fast zwei Drittel können nach eigenen Angaben nicht einmal regelmäßig Pausen machen.
Die Corona-Pandemie sorgt gemäß der MB-Umfrage in den saarländischen Krankenhäusern inzwischen für erhebliche Probleme. So erklärten 44 Prozent der befragten Ärzte, dass ihr Krankenhaus in den letzten zehn Tagen die Behandlung von Nicht-Corona-Patienten einschränken musste, weil die stationären COVID-19-Fälle Ressourcen auf Intensiv- und Normalstationen binden.
Häufig keine Coronatests für Mitarbeiter
Als „alarmierend“ bezeichnete es der MB, dass es offenbar an zahlreichen Kliniken im Saarland nach wie vor keine verdachtsunabhängigen Coronatests für Mitarbeiter gibt. 32 Prozent gaben das bei der Umfrage an. „Wir erwarten, dass jetzt endlich die verfügbaren Testkapazitäten voll ausgeschöpft werden und dabei dem Gesundheitswesen Vorrang eingeräumt wird“, verlangte MB-Landeschef Frost.
Die Krankenhausärzte müssen offenbar auch weiter mit Problemen bei der Schutzausrüstung kämpfen. 20 Prozent der Befragten hielten die Versorgung mit Schutzmaterial nach wie vor für unzureichend.
Befragte berichteten von Anweisungen ihrer Arbeitgeber, mit FFP2-Masken sparsam umzugehen und sie teilweise mehrere Tage benutzen zu müssen. „Das ist absolut untragbar“, kritisierte Frost. Der Gesundheitsschutz des medizinischen Personals müsse höchste Priorität haben. (kin)