Diskussion über Gemeindeschwester
Gesundheit, Pflege, Soziales: Schleswig-Holstein will die Lücken schließen
Die Parteien im Kieler Landtag sind sich (fast) einig: Es braucht mehr soziale Unterstützung für die Menschen. Über die konkrete Ausgestaltung soll sich der Sozialausschuss Gedanken machen.
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FDP-Gesundheitsexperte Dr. Heiner Garg lenkt den Blick auf Hilfesysteme in anderen Ländern.
© Dirk Schnack
Kiel. Die Landtagsparteien in Schleswig-Holstein wollen Angebotslücken zwischen gesundheitlicher, pflegerischer und sozialer Unterstützung schließen. Die Parlamentarier werteten einen Antrag der SPD zur Förderung von zusätzlichen Kräften als grundsätzlich richtig. Wie diese Förderung konkret ausgestaltet werden könnte, soll im Sozialausschuss beraten werden.
Die Ideen dazu sind vielfältig: Die SPD will mit diesen Kräften an die Idee der kirchlichen Gemeindeschwester anschließen, um insbesondere älteren Menschen zu helfen. Die Gemeindeschwestern sollten im Dorf oder Stadtquartier präsent und für 2000 bis 3000 Menschen mit aufsuchender Hilfe tätig sein. Die SPD hofft, dass so Unterstützungsbedarf früher erkannt und medizinische, pflegerische und soziale Hilfe vermittelt werden kann.
Werner Kalinka: Landesregierung hat nicht zu wenig getan!
Auch CDU-Sozialpolitiker Werner Kalinka hält mehr Ansprechpartner in sozialen Angelegenheiten vor Ort für erforderlich - in Form von "Community-Health-Nurses" oder "Gemeindepflegern" oder "Lotsen" als mögliche Alternativen. Kalinka wies Vorwürfe, die schwarz-grüne Landesregierung tue zu wenig auf diesem Gebiet, zurück.
Dr. Heiner Garg empfiehlt den Blick nach Österreich
FDP-Gesundheitsexperte Dr. Heiner Garg, bis 2022 noch selbst Sozial- und Gesundheitsminister im Norden, regte den Blick auf Hilfesysteme in anderen Ländern an. Er verwies u.a. auf die in Österreich laufenden Pilotprojekte zur Community Health Nurse - finanziert mit 54 Millionen Euro durch die EU. Ziel dort sei es vor allem, den Menschen Gesundheitskompetenz zu vermitteln. Garg und Eka von Kalben (Grüne) mahnten, das Thema "unideologisch und ohne Scheuklappen" anzugehen.
Aminata Touré: Politik kann nicht alles lösen
Die amtierende Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) erwartet vom Ausschuss, dass neue Strukturen vorgeschlagen werden, wie insbesondere ältere Menschen besser vor Einsamkeit geschützt werden können. Sie warnte zugleich vor übertriebenen Erwartungen: "Wir werden nicht alle Fragen politisch beantworten können. Einige Debatten werden wir als Gesellschaft im Umgang miteinander beantworten müssen." (di)