Widerstand gegen Reformpläne

Gutachten sieht jedes achte Krankenhaus in Bayern gefährdet

Reformpläne des Bundes stoßen in Bayern meist auf wenig Zustimmung. Mit Blick auf die Krankenhauspläne fällt das Fazit besonders heftig aus. Gesundheitsminister Holetschek droht mit maximaler Gegenwehr.

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Ja, seid‘s Ihr narrisch? Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek kündigt erbitterten Widerstand gegen die Krankenhaus-Reformpläne des Bundes an – notfalls bis vor dem Bundesverfassungsgericht.

Ja, seid‘s Ihr narrisch? Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek kündigt erbitterten Widerstand gegen die Krankenhaus-Reformpläne des Bundes an – notfalls bis vor dem Bundesverfassungsgericht.

© Annette Riedl/dpa

München. Die Krankenhaus-Reformpläne des Bundes gefährden laut einem aktuellen Gutachten die Notfallversorgung und die reguläre stationäre Versorgung an jedem achten Krankenhaus in Bayern. „Mit dem derzeitigen Konzept drohen drastische Einschnitte in der bayerischen Krankenhauslandschaft“, sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Mittwoch in München mit Verweis auf die Ergebnisse eines von ihm in Auftrag gegebenen Gutachtens. Wenn Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an seinen Plänen festhalte, würden „bewährte Strukturen zerstört, die wir weiterhin dringend benötigen“. Der CSU-Politiker drohte im Extremfall mit einer Klage in Karlsruhe.

Holetschek hatte das „Gutachten zur Folgenabschätzung der Krankenhausreform auf die Versorgungsstruktur in Bayern“, welches der Deutschen Presse-Agentur in München vorliegt, bei der Firma BinDoc in Auftrag gegeben. Die Gutachter kommen laut Holetschek zu dem Schluss, dass 53 der rund 400 bayerischen Krankenhäuser (13 Prozent) durch die Reformpläne herabgestuft würden. Diese könnten dann künftig nur noch eine ambulant-stationäre Basisversorgung anbieten, zum Beispiel bei Diabetes- oder Kreislaufproblemen. „An diesen Häusern könnten keine Notfallversorgung und keine reguläre stationäre Versorgung mehr stattfinden“, warnte der Minister.

50 Kliniken wären keine vollwertigen Krankenhäuser mehr

„Mehr als 50 Krankenhäuser in Bayern wären also keine vollwertigen Krankenhäuser mehr, wenn der Bund die bislang bekannten Pläne umsetzen würde. Auch bei Häusern mit einem breiteren Versorgungsangebot würde sich das Angebot nach den Berliner Plänen verschlechtern. Knapp 100 Krankenhäuser würden künftig nur noch eine stationäre Basisversorgung anbieten“, sagte Holetschek. Zahlreiche andere auch in der Fläche relevante Angebote würden nach der Konzeption des Bundes an diesen Häusern wegfallen, ein besonders gravierendes Beispiel sei die Geburtshilfe. „Auch die Versorgung bei einem Schlaganfall wäre gefährdet“, sagte er.

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Sollte der Bund sich gegen Korrekturen und eine Länderöffnungsklausel sperren, werde Bayern juristisch gegen die Pläne vorgehen, drohte er. „Ich werde es nicht hinnehmen, wenn die Planungshoheit der Länder durch die Reform ausgehebelt wird. Notfalls bin ich auch bereit, dafür nach Karlsruhe zu gehen und vor dem Bundesverfassungsgericht zu klagen“, sagte Holetschek.

Holetschek will Gipfel mit Ländern und Klinikvertretern

Er forderte Lauterbach zu einem Krankenhaus-Gipfel mit den Ländern, Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und Klinikvertretern auf: „Es wird Zeit, dass der Bundesgesundheitsminister mit allen Betroffenen redet, anstatt über ihre Köpfe hinweg zu planen.“ Es brauche eine Krankenhausreform – aber diese müsse sich am Wohl der Patientinnen und Patienten orientieren.

Holetschek schloss sich zudem einem Vorschlag an, einen neuen Strukturfonds über 100 Milliarden Euro einzurichten, um Kliniken unter die Arme zu greifen. „Ohne finanzielle Unterstützung können die Krankenhäuser den notwendigen Transformationsprozess nicht bewältigen“, sagte er. Sonst drohe auch die Gefahr, „dass einige Kliniken die Strukturreform gar nicht mehr erleben“. (dpa)

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