11.000 Krebstote in Brandenburg
Viele Krebsfälle durch Corona-Pandemie zu spät erkannt
Lehren aus der Corona-Pandemie für die Krebsfrüherkennungsuntersuchungen fordern Mediziner auf dem 8. Brandenburger Krebskongress. Auch der Klimawandel steht auf der Agenda.
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Medizinisches Personal untersucht mit einer Mammografie die Brust einer Frau auf Brustkrebs. Früherkennungen kamen besonders zu Beginn der Pandemie unter die Räder.
© Hannibal Hanschke/dpa
Potsdam. Erst wenn der Husten blutig wird, gehen die Menschen zum Arzt: Die Corona-Pandemie hat in Brandenburg dazu geführt, dass zahlreiche Krebserkrankungen zu spät erkannt wurden.
Das sagte der Vorstandsvorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Onkologische Versorgung Brandenburg, Professor. Michael Kiehl, am Montag bei einem Pressegespräch im Vorfeld des 8. Brandenburger Krebskongresses, der am 10. und 11. März in Potsdam stattfindet.
„Die Patienten hatten Angst, in Krankenhäuser oder Arztpraxen zu gehen, weil sie eine Ansteckung mit dem Corona-Virus fürchteten.“ Dabei hätten rechtzeitige Vorsorgeuntersuchungen manche Krebserkrankungen möglicherweise deutlich früher erkrankt. Bei einer frühzeitigen Erkennung beträgt die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei vielen Krebserkrankungen mittlerweile fast 100 Prozent.
Bei Diagnose leiden viele schon an Mangelernährung
Dennoch sind 2021 mehr als 11.000 Brandenburger an Krebs verstorben. Die häufigsten Krebserkrankungen sind bei Männern Lungen- und Prostatakrebs und bei Frauen Brust- und Darmkrebs. Wie Kiehl ausführte, seien viele Patienten nach Corona bereits im Stadium der Mangelernährung, wenn ihre Krebserkrankung diagnostiziert werde.
„Hier gilt es anzusetzen, da Therapieerfolg und Ernährungszustand positiv korrellieren und nicht zuletzt eine Verbesserung der Lebensqualität unter einer adäquaten Ernährungstherapie erzielt wird.“
Welche Folgen hat der Klimawandel?
Mit mehr als 350 teilnehmenden Ärzten und Pflegekräften ist der Brandenburger Krebskongress die größte Fachtagung zum Thema onkologische Versorgung in Brandenburg. Auf ihrer Tagung wollen sich die Mediziner auch mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Krebstherapie beschäftigen.
Man müsse sich fragen, so Kongresspräsident Professor Markus Deckert, welche Therapien bei einer Hitzewelle im Hochsommer überhaupt anwendbar seien. „Jeder körperliche Stress verringert die Widerstandsfähigkeit“, sagte Deckert. Das gelte sowohl in Bezug auf die Krebserkrankung als auch auf Nebenwirkungen der Therapie.
Hitze als Stressfaktor
„Und die Hitze ist ein wesentlicher Stressfaktor“, sagte Deckert. „Jemand mit 80 und einer Herzerkrankung wird bei einer Hitzewelle schwerer zu behandeln sein als derselbe 80-Jährige zu einer anderen Zeit des Jahres.“
Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) verwies darauf, dass Krebserkrankungen nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland seien.
In Brandenburg gibt es insgesamt sieben auf Tumorerkrankungen spezialisierte Krankenhäuser, darunter das Asklepios-Klinikum Uckermark in Schwedt, das Universitätsklinikum der MHB in Neuruppin und Brandenburg (Havel) sowie das Potsdamer Ernst von Bergmann-Klinikum. (lass)