Konstituierende Sitzung

Markus Strauß zum Kammerpräsidenten an der Saar gewählt

Der neue Präsident der Ärztekammer des Saarlandes startet mit einem gewaltigen Vertrauensvorschuss: Markus Strauß wurde ohne Gegenstimmen zum Nachfolger von Josef Mischo gewählt.

Dr. Michael KudernaVon Dr. Michael Kuderna Veröffentlicht:
Der neue Kammervorstand: Professor Georg Omlor, Geschäftsführer Frank John, Dr.
Clara Braun, Dr. Markus Strauß, Dr. Dorothea Kerner, Dr. Lea Laubenthal und Anja
Feld (v.l.n.r.).

Der neue Kammervorstand: Professor Georg Omlor, Geschäftsführer Frank John, Dr.Clara Braun, Dr. Markus Strauß, Dr. Dorothea Kerner, Dr. Lea Laubenthal und AnjaFeld (v.l.n.r.).

© aeksaar / Honk

Saarbrücken. Der Übergang von dem allseits respektierten Langzeitpräsidenten Sanitätsrat Dr. Josef Mischo auf seinen bisherigen Stellvertreter Dr. Markus Strauß verlief reibungslos: Nachdem Mischo sich entschieden hatte, sich aus Altersgründen nach 14-jähriger Amtszeit ins zweite Glied zurückzuziehen, bescherte die neue, auf 87 Köpfe angewachsene Vertreterversammlung Strauß zum Start ein Traumergebnis. Bei drei Enthaltungen wurde der 61-jährige in Saarbrücken niedergelassene Augenarzt am Mittwoch einstimmig zum neuen Kammerchef gewählt.

Damit endete auch ein 14-jähriges Intermezzo, in dem mit Mischo erstmals ein Kliniker an der Spitze der saarländischen Ärztekammer stand. Seine Reputation fußte auch auf seiner Fähigkeit zum Zusammenführen der unterschiedlichen Kräfte und Interessen. Allerdings zeichnete sich bei der Kammerwahl im Mai bereits eine stärkere Konzentration ab. Mischos sektorenübergreifende „Liste unabhängiger Ärztinnen und Ärzte“ musste Verluste hinnehmen und ist im Vorstand nun nicht mehr vertreten.

Mehr Vorstandsmacht für das Facharztforum

Dem großen Gewinner der Kammerwahl, dem Facharztforum Saar, verhalf die Steigerung von 18 auf 24 Prozent der Stimmen nun auch zu mehr Vorstandsmacht. Mit Strauß stellen die Fachärzte nicht nur den neuen Präsidenten, sondern mit Professor Georg Omlor auch einen der drei Beisitzer. Omlor ist einer der seltenen Hybrid-Ärzte: der Orthopäde und Unfallchirurg betreibt in Neunkirchen ein Facharztzentrum und ist zugleich als Chefarzt am Marienhaus-Klinikum in St. Wendel tätig.

Auch der Marburger Bund, der trotz leichter Verluste weiterhin die stärkste Gruppe in der Vertreterversammlung blieb, schnitt bei den Vorstandswahlen sehr gut ab. Die MB-Landesvorsitzende Dr. Dorothea Kerner rückte auf den Posten der Ersten Vizepräsidentin auf. Die 33-jährige Radiologie-Oberärztin an den Universitätskliniken gehörte dem alten Vorstand erst seit vergangenen Dezember als Beisitzerin an. Die Internistin Dr. Clara Braun, die gerade noch eine zweite Weiterbildung in Anästhesie absolviert, setzte sich bei der Wahl zur Zweiten Beisitzerin gegen Sanitätsrat Professor Jürgen Rissland durch, der über die Mischo-Liste in die Vertreterversammlung kam. Gleichzeitig sorgt die 37-Jährige gemeinsam mit Kerner für eine starke Verjüngung des Vorstands. Schließlich wurde auch der MB-Vertreter Markus Hardt (61) als Vorstandsvorsitzender des Versorgungswerks, das neben Ärzten und Zahnärzten als Abteilung der Kammer geführt wird, wiedergewählt.

Problematischer Abend für Hausärzteverband

Zweite Vizepräsidentin der Kammer bleibt Dr. Lea Laubenthal als Vertreterin der Zahnärzte. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Sanitätsrat Dr. Ullrich Hell gehört sie auch dem Vorstand des Versorgungswerks an.

Mindestens ebenso interessant wie die Erfolge waren aber die Niederlagen bei den Wahlgängen, die im Übrigen ohne jegliche Fragen an die Kandidaten oder gar Diskussionen stattfanden. Größter Verlierer war die Mischo-Liste. Er selbst wurde zwar als drittes Vorstandsmitglied in die Führung des Versorgungswerks gewählt, doch bei allen anderen Kandidaturen scheiterten seine Mitstreiter. Sowohl seine Spitzenkandidatin Dr. Hella Frobin-Klein als auch Rissland schafften es nicht in den Kammervorstand, und die in zahlreichen Funktionen langjährig standespolitisch engagierte Sanitätsrätin Dr. Sigrid Bitsch fiel beim Versorgungswerk durch.

Besonders problematisch endete der Abend für den Hausärzteverband. Zwar konnte dessen Liste im Mai zulegen, doch wurde er bei den Vorstandswahlen regelrecht vorgeführt. Bei der Wahl zur Ersten Beisitzerin bewarb sich Martina Hoffmann-Kümmel, unterlag dann aber der bisherigen Amtsinhaberin Anja Katharina Feld aus der gleichen Liste. Der Clou: Feld hatte vor einem halben Jahr ihren Rückzug angekündigt, war aber in letzter Zeit von anderen Vertretern zum Weitermachen ermuntert worden und schlug sich gegen den Willen des Verbands auf der Versammlung selbst vor. Auch der Kinderarzt Dr. Holger Wahl unterlag bei den Beisitzerwahlen. So konnte der Hausärzteverband lediglich seine stellvertretende Landesvorsitzende Dr. Laila El-Masri im Vorstand des Versorgungswerkes platzieren.

Große Einigkeit herrschte dafür beim gemeinsamen Feindbild: Ob neuer Präsident oder andere Redner - sobald sie vor „Staatsmedizin“ warnten, konnten sie sich des Beifalls aller sicher sein. Die Weiterbildung und das Versorgungswerk müssten in den Händen der Selbstverwaltung bleiben, forderte Strauß. Außerdem versprach er, die Freiberuflichkeit zu verteidigen.

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