Kommentar zur Impf-Priorisierung
Mehr Impfpragmatismus und Vertrauen in ärztliche Entscheidungen vor Ort
Im Saarland zeigt sich beispielhaft wie übertriebener Gerechtigkeitssinn und Regelungswahn mehr schaden als eine Orientierung an Prinzipien, gepaart mit einem Schuss gesunden Pragmatismus‘ unter Inkaufnahme kleinerer Schieflagen.
Veröffentlicht:Eine bittere Lehre des Corona-Impfkrisenmanagements in Deutschland: Übertriebener Gerechtigkeitssinn und Regelungswahn schaden am Ende mehr als eine Orientierung an Prinzipien, gepaart mit einem Schuss gesunden Pragmatismus‘ unter Inkaufnahme kleinerer Schieflagen.
Im Saarland kann man dies gerade wieder wie im Brennglas studieren. Nachdem Impfgeschenke an Ehrenamtler durch die Probleme mit AstraZeneca ausgebremst wurden, wurden die Impflisten schnell für alle Saarländer der großen Prioritätsgruppe 3 geöffnet. Angesichts des Ansturms verfiel man nun auf den Heldennotausgang einer (rückwirkenden!) Unterpriorisierung, und dies im wöchentlichen Rhythmus. Wer blickt da noch durch?
Wöchentlich neue Impflisten
Saarland plant neue Prio-Liste für Corona-Impfungen
Die Moral: Man kann es nicht jeder und jedem Recht machen. Es ist höchste Zeit für einen Befreiungsschlag: Liebe Politiker, gebt in allen Bundesländern wenigstens den ungeliebten AstraZeneca-Impfstoff für alle frei, befreit die Vertragsärzte vom Haftungsrisiko und beliefert die Praxen mit so viel Impfstoff aller Hersteller wie möglich.
Dort bedarf es keiner komplizierten Subpriorisierungen und ausdifferenzierter Regelwerke, die Hausärzte kennen die medizinischen Erfordernisse ihres Klientels am besten. Und wenn ausnahmsweise eine Dosis in einen unpriorisierten Muskel kommt, nützt selbst das dem großen Ziel einer möglichst schnellen Durchimpfung der Bevölkerung.
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