Wöchentlich neue Impflisten
Saarland plant neue Prio-Liste für Corona-Impfungen
Die Landesregierung in Saarbrücken ändert die Corona-Impfreihenfolge und räumt damit über 65-Jährigen etwas bessere Chancen ein. Jede Woche soll neu justiert werden.
Veröffentlicht:Saarbrücken. Das Saarland hat die Impfpriorisierung verändert. Danach wird ab sofort jede Woche eine neue Impfliste geöffnet und innerhalb dieser Listen bei der Terminvergabe stärker nach Alter, Lebensbedingungen und Berufsgruppen differenziert.
Hintergrund ist offenbar die große Zahl von über 300.000 Impfberechtigten, die sich als Angehörige der Priorisierungsgruppe 3 seit Mitte April zur Impfung anmelden können. Allein in der ersten Woche haben sich über 65.000 Menschen auf die landesweite Liste setzen lassen. Nun soll eine Subpriorisierung „vulnerablen Gruppen einen vorrangigen Impftermin in den Impfzentren ermöglichen“, erklärte Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU).
Stärkere Orientierung an der STIKO
Der Beschluss des Ministerrats orientiert sich stärker als bisher an den STIKO-Empfehlungen. Konkret sieht der neue Stufenplan folgendermaßen aus: Jeden Donnerstag wird eine Liste geschlossen und per Zufallsgenerator eine Impfreihenfolge vergeben. Dabei wird jedoch zunächst noch eine Binnendifferenzierung vorgenommen.
In die erste, bevorzugte Gruppe werden die über 65-Jährigen, das Personal medizinischer Einrichtungen, Erkrankte mit einem erhöhtem Risiko, Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen, Lehrkräfte und Erzieher sowie die Bewohner der zentralen Flüchtlingsaufnahmestelle und der Obdachlosenunterkünfte eingereiht. Sie werden dann vorgezogen. Danach folgen in der zweiten Untergruppe die 60- bis 65-Jährigen, Beschäftigte im Einzelhandel und andere für die Infrastruktur wichtige Berufsgruppen.
Kommentar zur Impf-Priorisierung
Mehr Impfpragmatismus und Vertrauen in ärztliche Entscheidungen vor Ort
Ist eine Impfliste abgearbeitet, wird die gleiche Prozedur für die nächste Wochenliste angewendet. Am absoluten Vorrang der noch nicht geimpften Personen aus den Prioritätsstufen 1 und 2, worunter beispielsweise alle über 70-Jährige fallen, ändert dieses Verfahren nichts.
Auswirkungen auf Arztpraxen unklar
Die neue Vorgehensweise kam überraschend, zumal bundesweit über eine Aufhebung der Priorisierungen zu einem möglichst frühen Zeitpunkt diskutiert wird. Andererseits hat vor allem die Oppositionspartei Die Linke im Saarland seit langem eine stärkere Altersdifferenzierung gefordert. Das neue Modell ist insofern ein Kompromiss, denn die Subpriorisierung gilt nur innerhalb der einzelnen, wöchentlich randomisierten Listen.
Die Neuerungen werden wohl nur für die Terminvergabe für Impfzentren relevant werden. Eine Umsetzung auch in den Praxen ist nach Einschätzung der KV wegen des hohen Bürokratie- und Organisationsaufwands nicht durchführbar, erklärte KV-Impfkoordinator und Vorstand Dr. Joachim Meiser auf Anfrage der „Ärzte Zeitung“. Er sei sich jedoch sicher, dass die Vertragsärzte in der Lage seien, gemäß dem Gesundheitszustand und Alter ihrer Patienten sachorientierte Lösungen zu finden, erklärte Meiser. (kud)