Mütter in Notlage
Vertrauliche Geburt in Hamburg selten genutzt
Im Schnitt nutzen weniger als sechs Frauen pro Jahr in der Hansestadt die Möglichkeit der vertraulichen Geburt. Das muss allerdings kein schlechtes Zeichen sein.
Veröffentlicht:Hamburg. Die Möglichkeit, im Wege der sogenannten vertraulichen Geburt zu entbinden, haben in Hamburg in den vergangenen Jahren nur sehr wenige Frauen genutzt. Das geht aus Zahlen der Jahre 2018 bis 2021 hervor, die die Sozialbehörde auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. 2020 wurden sechs Fälle registriert, in den anderen Jahren waren es noch weniger Einzelfälle.
„Die Daten legen nahe, dass vertrauliche Geburten weiterhin in geringer Zahl genutzt werden“, teilte die Sozialbehörde weiter mit. „Ob dies auf den geringen Bekanntheitsgrad des Angebots oder eher auf die Beratung zu Alternativen zurückgeht, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.“
Sicherer Rahmen für die Mütter
Seit fast neun Jahren gibt es dieses Angebot in Deutschland. „Die Möglichkeit der vertraulichen Geburt ist ein wichtiges Instrument, um Müttern einen sicheren Rahmen zu bieten, ihr Kind auf die Welt zu bringen“, sagte Senatorin Melanie Schlotzhauer (SPD).
Das entsprechende Gesetz trat am 1. Mai 2014 in Kraft. Auf diese Weise ist für Frauen, die aufgrund einer besonderen Notlage ihre Schwangerschaft nicht preisgeben möchten, eine medizinisch begleitete Geburt gesichert. Nach Angaben des Bundesministeriums für Familie begleitet die Beratungsstelle die Mutter auf deren Wunsch hin auch bei der Entscheidungsfindung, ob sie das Kind zurücknehmen oder dauerhaft abgeben möchte. Das Kind hat ab seinem 16. Geburtstag grundsätzlich die Möglichkeit, Auskunft über seine Herkunft zu erhalten.
Hilfsangebote vorhanden
„Im Interesse des Kindes ist einer Geburt mit Angabe der Daten der Mutter der Vorzug vor einer vertraulichen Geburt zu geben“, erklärte die Sozialbehörde. Dann könne gemeinsam mit der Mutter nach Möglichkeiten gesucht werden, wie das Kind gegebenenfalls mit Unterstützung durch Jugendhilfemaßnahmen bei seinen Eltern leben könne oder – wenn das nicht gelinge – wie das Kind zumindest Kontakte zu seinen Eltern haben könne. Entsprechend sei die Beratung ausgerichtet, hieß es. „Eine geringe Zahl vertraulicher und anonymer Geburten ist unter diesem Gesichtspunkt als Erfolg zu werten.“ (dpa)