Intensiv- und Notfallmedizin

Neue Empfehlungen zur intensivmedizinischen COVID-19-Therapie

Eine neu erarbeitet Leitlinie soll dabei helfen, die vielen neuen Fragen zur Behandlung von COVID-19-Patienten zu beantworten. Auch auf ethische Gesichtspunkte wird eingegangen.

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Vorbereitet für schwerkranke COVID-19-Patienten: Hier ein Intensivbett in der perioperativen Intensivtherapie der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie der Universitätsmedizin Rostock.

Vorbereitet für schwerkranke COVID-19-Patienten: Hier ein Intensivbett in der perioperativen Intensivtherapie der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie der Universitätsmedizin Rostock.

© Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa

Berlin. Für die Behandlung bei schwerer COVID-19 gibt es Änderungen unter anderem bei der Beatmungstherapie, der Medikamentenversorgung und der Thromboseprophylaxe. Dazu haben führende medizinische Fachgesellschaften aktualisierte Empfehlungen publiziert, die jedem Mediziner bei der zielgerichteten Behandlung betroffener Patienten helfen, teilt die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) mit.

„Diese neue Leitlinie findet einen breiten Konsens unter den beteiligten Experten sowie medizinischen Vereinigungen und gibt damit behandelnden Ärzten mehr Sicherheit bei der Arbeit“, werden die Präsidenten der beiden federführenden Fachgesellschaften, Professor Uwe Janssens von der DIVI sowie Professor Stefan John von der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) in der Mitteilung zitiert. Insgesamt haben zehn Institutionen und Fachgesellschaften zu den neuen Empfehlungen beigetragen.

Als S1-Leitlinie bei der AWMF publiziert

Unter dem Titel „Empfehlungen zur intensivmedizinischen Therapie von Patienten mit COVID-19“ soll die bei der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) publizierte S1-Leitlinie dazu beitragen, die vielen neuen Fragen zur Behandlung von COVID-19-Patienten zu beantworten. Im Schwerpunkt geht es um die Diagnostik, die Unterbringung und Hygienemaßnahmen sowie geeignete Maßnahmen bei hochgradigem Sauerstoffmangel im Blut, beim Kreislaufstillstand und einhergehender Herz-Lungen-Wiederbelebung.

Gezielt beleuchtet wird auch die Thromboseprophylaxe durch entsprechende Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung. Auch für die medikamentöse Therapie an sich werden Empfehlungen ausgesprochen.

„Die invasive Beatmung und wiederholte Bauchlagerung sind wichtige Elemente in der Behandlung von COVID-19-Patienten mit schwerem Sauerstoffmangel im Blut. Prozeduren, die zur Aerosolbildung führen könnten, sollten – falls nötig – mit äußerster Sorgfalt und Vorbereitung durchgeführt werden“, sagt der Erstautor und Intensivmediziner Professor Stefan Kluge, Mitglied des DIVI-Präsidiums und Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Ethische Gesichtspunkte der Intensivtherapie

Darüber hinaus gehen die Wissenschaftler im Rahmen der Leitlinie auch auf die ethischen Gesichtspunkte einer intensivmedizinischen Behandlung ein, die immer zwei Voraussetzungen erfüllen muss: Zum einen müssen die behandelnden Ärzte dafür eine medizinische Indikation stellen, zudem muss die Behandlung auch ganz klar dem Patientenwillen entsprechen.

„Alle intensivmedizinisch relevanten Fachgesellschaften haben sich an der neuen Leitlinie beteiligt und geben Empfehlungen nach dem neuesten Stand der Wissenschaft weiter“, betont Co-Autor Professor Gernot Marx, Präsident elect der DIVI sowie Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care des Aachener Universitätsklinikums. „Wir raten auch dazu, dass die Behandlungen immer durch ein multidisziplinäres Team erfolgen sollten, zu dem in jedem Fall Intensivmediziner, Pflegekräfte, Infektiologen und Krankenhaushygieniker gehören.“

Aktualisierung vermutlich bereits in einigen Monaten

AWMF-Leitlinien werden in der Regel im Abstand einiger Jahre überarbeitet – abhängig vom Themenkomplex. „Bei den zahlreichen neuen wissenschaftlichen Herausforderungen rund um COVID-19 gehen wir aber davon aus, dass unsere Leitlinie auch schon in einigen Monaten weiter ergänzt werden könnte. Wissenschaftlich wollen wir immer den neuesten Stand abbilden, um die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten“, blickt Pneumologe Stefan Kluge in die Zukunft. (eb)

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