ÖGD

Rätselraten über Zahl der Amtsärzte in Brandenburg

Brandenburgs Gesundheitsministerium weiß nicht, wie groß der öffentliche Gesundheitsdienst im Land ist.

Benjamin LassiweVon Benjamin Lassiwe Veröffentlicht:

Potsdam. Brandenburgs Kenia-Koalition hat offenbar keine Ahnung davon, wie viele Mitarbeiter im Land beim Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) beschäftigt sind. Das geht aus der Antwort von Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) auf eine „Kleine Anfrage“ des Landtagsabgeordneten Ronny Kretschmer (Linke) hervor, die der „Ärzte Zeitung“ vorliegt.

„Eine Übersicht zur Anzahl der Beschäftigten, die in den Gesundheitsämtern tätig sind und somit zu den unbefristeten und befristeten Stellen, liegt nicht vor“, heißt es in der Antwort wörtlich. Die Personalplanung und personelle Ausstattung der Gesundheitsämter oblägen der kommunalen Selbstverwaltung in den Landkreisen und kreisfreien Städten. „Entsprechend § 2 Abs. 4 Brandenburgisches Gesundheitsdienstgesetz sind in einem Gesundheitsamt in ausreichender Zahl Fachkräfte einzusetzen.“ Wie diese Regelung des Gesundheitsdienstgesetzes ohne Kenntnis der genauen Stellenzahl in der Praxis überprüft wird, teilt das Ministerium indes nicht mit.

Auswirkungen hat die Unkenntnis des Ministeriums indes auch auf den „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ des Bundes. Dabei handelt es sich um ein gemeinsames Projekt von Bund und Ländern: Zur Stärkung des ÖGD stellt der Bund über einen Zeitraum von sechs Jahren insgesamt vier Milliarden Euro für Personal, Digitalisierung und moderner Strukturen zur Verfügung. 3,1 Milliarden sollen demnach in den Personalaufwuchs im ÖGD fließen.

45 neue Stellen möglich

„Unter Zugrundelegung des Königsteiner Schlüssels würde dies für das Land Brandenburg bis 2021 45 neue Stellen, davon 4 auf Landesebene und bis Ende 2022 105 Stellen, davon 11 auf Landesebene, bedeuten“, heißt es in der Antwort des Ministeriums. Wie diese Stellen jetzt verteilt werden sollen? „Um einen Überblick zur Personalausstattung in den Gesundheitsämtern des Landes Brandenburg zu bekommen, beabsichtigt das Gesundheitsministerium, alsbald eine Abfrage zur Personalausstattung durchführen“, heißt es in der Antwort. „Dabei soll auch der Bedarf an Personal in den verschiedenen Fachbereichen in den Blick genommen werden.“ Die Ergebnisse sollten dann „eine Grundlage für die weitere Umsetzung des Paktes für den ÖGD im Land Brandenburg bilden.“

Fragesteller Kretschmer ist über diese Antwort alles Andere als begeistert. „Es ist unglaublich, dass nach 15 Monaten Corona-Pandemie, die Landesregierung immer noch nicht weiß, wie viele Mitarbeiter in den Gesundheitsämtern beschäftigt sind oder wie die grundsätzliche Personalausstattung aussieht oder auszusehen hat“, sagte Kretschmer. „Dabei dürfte doch jedem klar sein, dass den Gesundheitsämtern eine entscheidende Rolle zukommt bei der Bekämpfung dieser Pandemie.“ Er hätte zumindest erwartet, dass die Landesregierung wisse, wie viele Mitarbeiter ihr bei diesem Kampf zur Verfügung stünden.

Nach Lektüre der Antwort geht der Linken-Abgeordnete ferner davon aus, dass die Besetzung der 45 zusätzlichen Stellen frühestens im zweiten Halbjahr 2021 erfolgen werde. „Somit wird Geld liegen gelassen und die dringend notwendige Verstärkung der Gesundheitsämter wird verschlafen.“

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Symposium der Paul-Martini-Stiftung

COVID-19 akut: Früher Therapiestart effektiv

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Warnhinweise erkennen!

Long-COVID: So unterstützen Sie Ihre Patienten

Sie fragen – Experten antworten

Kein Neustart bei versäumter Hepatitis-B-Impfung nötig

Kritische Stimmen zur ePA

Elektronische Patientenakte: Wo die Schwachstellen sind

Lesetipps
Auf dem Weg ins Bundesgesundheitsministerium? Bärbel Bas von der SPD gehört zu den Kandidaten und Kandidatinnen, die als Nachfolger von Karl Lauterbach gehandelt werden.

© Michael Kappeler/dpa

Schwarz-rote Sondierungen beginnen

Nachfolge im Gesundheitsministerium: Wer wird‘s?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Schematische Darstellung der Niere mit Nierensteinen.

© Лозовая Людмила / stock.adobe.com

Tag der Seltenen Erkrankungen

Zystinurie: Was wirklich wirkt