NRW
Vier Unis suchen „Lokalhelden“ als Landärzte
Mit dem Projekt LOCALHERO soll in Nordrhein-Westfalen der hausärztliche Nachwuchs für eine Tätigkeit in ländlichen Regionen begeistert werden.
Veröffentlicht:Düsseldorf. Vier Universitäten in Nordrhein-Westfalen wollen den medizinischen Nachwuchs möglichst früh für eine spätere Tätigkeit auf dem Land begeistern. Ein zentrales Element des von den Instituten für Allgemeinmedizin an den Unis Duisburg-Essen, Düsseldorf, Bochum und Witten/Herdecke entwickelten Lehrkonzepts sind Praktika in Landarztpraxen. Die dort von den Studierenden gemachten Erfahrungen sollen in die Ausbildung im Fach Allgemeinmedizin an den vier Unis einfließen.
Das Projekt LOCALHERO (Longitudinales Curriculum Allgemeinmedizin zur Stärkung der Hausärztlichen Versorgung in ländlichen Regionen) wird vom Bundesgesundheitsministerium mit 1,7 Millionen Euro gefördert und läuft über drei Jahre bis Ende 2024.
25 Studenten können teilnehmen
„Es handelt sich um ein selbstlernendes Projekt“, sagt Professor Stefan Wilm der „Ärzte Zeitung“. Wilm ist Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin am Centre for Health and Society der Universitätsklinik Düsseldorf, das die Evaluation des Projekts übernehmen wird.
Im Düsseldorfer Modell-Studiengang gehen die Studierenden bereits für sieben Wochen in Primärarztpraxen. „Dabei haben wir einen Schwerpunkt in den unterversorgten Gebieten des Niederrheins“, berichtet er.
In dem Verbundprojekt der vier Unis werden jeweils rund 25 Studierende ein Praktikum in Hausarztpraxen auf dem Land machen, und zwar in mehreren Jahren hintereinander. Ein Teil der Plätze geht an Studierende, die über die im Wintersemester 2019/2020 in Nordrhein-Westfalen eingeführte Landarztquote an einen Studienplatz gekommen sind.
Die Praktika werden durch Vor- und Nachbereitungsseminare ergänzt. An den Standorten Bochum und Essen geht es für die ersten Studierenden schon bald los. „Die Studierenden sollen berichten, welche spezifischen Kompetenzen sie in den Landarztpraxen gebraucht hätten“, sagt Wilm. Diese Erfahrungen werden in die Weiterentwicklung des Programms einfließen. „Ich bin sehr gespannt, was sich die Studierenden alles wünschen.“
Vorurteile sollen abgebaut werden
Ein Ziel der Initiatoren ist es, durch die Praktika mit Vorurteilen aufzuräumen, die immer noch mit der Landarzttätigkeit verbunden sind. Viele Studierende fürchten, dort rund um die Uhr erreichbar sein zu müssen, eine 60- bis 80-Stunden-Woche zu haben oder als Einzelkämpfer auf sich allein gestellt zu sein.
Geplant ist, dass die künftigen Ärztinnen und Ärzte in den Landarztpraxen auch an Telekonsilen teilnehmen, um die Möglichkeiten der Telemedizin kennenzulernen. Das Projekt stehe in Einklang mit den Bemühungen des Landes NRW, die hausärztliche Versorgung in ländlichen Regionen bis 2030 zu sichern, betont Wilm.
Bei LOCALHERO soll es nicht nur um die Unterversorgung in ländlichen Regionen gehen. „Es gibt auch großstädtische Bereiche mit Primärarztmangel, die wollen wir mit in den Blick nehmen“, sagt Wilm, der selbst in einer Hausarztpraxis im Kölner Norden praktiziert. (iss)