„Grundsätzlich überzeugendes Konzept“
Wissenschaftsrat gibt grünes Licht für Medizin-Universität in Cottbus
Der Aufbau einer Medizinischen Universität in der Lausitz nimmt eine weitere hohe Hürde: Der Wissenschaftsrat segnet das entsprechende Konzept ab – nun ist das Landesparlament in Potsdam am Zug.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Berlin/Cottbus. Der Gründung der ersten staatlichen Medizin-Universität in Brandenburg zum 1. Juli steht so gut wie nichts mehr im Wege. Der Wissenschaftsrat (WR) hat am Montag grünes Licht für das Konzept der rot-schwarz-grünen Landesregierung gegeben.
Der Wissenschaftsrat halte das Konzept zur Gründung einer Universitätsmedizin als eigenständige Medizinische Universität einschließlich der geplanten Überführung des Carl-Thiem-Klinikums (CTK) in Cottbus in der Lausitz in ein Universitätsklinikum in Landesträgerschaft für „grundsätzlich überzeugend“, sagte der Vorsitzende beim WR, Professor Wolfgang Wick.
Woidke spricht von „großartiger Nachricht“
Brandenburgs Landesregierung begrüßte das Votum des Wissenschaftsrats. „Ich freue mich sehr über diese großartige Nachricht“, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Montag der Ärzte Zeitung. „Die Medizinische Universität Lausitz – Carl Thiem ist eines der zentralen Zukunftsprojekte der Lausitzer Strukturstärkung.“
Die medizinische Hochschulausbildung werde die gesamte Lausitz voranbringen, so Woidke. „Zugleich sichern wir damit Medizinernachwuchs für Brandenburg und schaffen einen bundesweit einmaligen Forschungsansatz zur Gesundheitsversorgung der Zukunft – und zwar insbesondere für unsere ländlichen Regionen.“
„Gesellschaftlich sehr relevante“ Schwerpunkte
WR-Vorsitzender Wick betonte, die geplanten Forschungsschwerpunkte der Medizinhochschule – „Gesundheitssystemforschung“ und „Digitalisierung des Gesundheitswesens“ – seien „gesellschaftlich sehr relevant“ und knüpften „klug an die Stärken und Bedürfnisse der Region an“.
Der Standort Cottbus könne zu einem Modell dafür werden, „wie Digitalisierung für eine optimale medizinische Versorgung der Bevölkerung insbesondere in dünn besiedelten Regionen genutzt werden kann“, zeigte sich Wick überzeugt.
Wick lobte zudem, dass im Zuge des Konzepts sowohl Bundesmittel aus dem Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen als auch Landesmittel in Wissenschaft und Gesundheit überführt würden.
Allein der Bund will 1,2 Milliarden Euro zuschießen – Brandenburg rund 500 Millionen Euro. Ab dem Jahr 2038, wenn die Finanzierung des Bundes endet, will Brandenburg rund 160 Millionen Euro für die Einrichtung berappen.
Geplant ist, dass sich zum Wintersemester 2026/27 die ersten Studentinnen und Studenten an der Universität einschreiben können. Jährlich sollen 200 Studierende je Semester ausgebildet werden – die Landesregierung geht zudem von 1.300 neuen Arbeitsplätzen in der Lausitz aus. Die neue Universität soll eng mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) zusammenarbeiten.
Schüle: Auf Herz und Nieren geprüft
Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle sprach von einem der größten Projekte für den Strukturwandel in ihrem Land. Sie sei daher überglücklich, dass der Wissenschaftsrat, der das Konzept für die neue Medizinhochschule „auf Herz und Nieren“ hin geprüft habe, den Weg für die Gründung im Sommer frei gemacht habe, so die SPD-Politikerin.
Das Vorhaben hat für die Landesregierung auch politisch große Bedeutung – am 22. September wird in Brandenburg ein neuer Landtag gewählt. Dass sich nicht genügend Forscherinnen und Forscher als Professoren für die Hochschule fänden, befürchtet Schüle nicht. „Da ist uns nicht bange.“ Es lägen bereits Anfragen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern „aus der ganzen Republik“ vor.
Gleichwohl wolle man beim Aufbau der Hochschule keine Schnellschüsse produzieren, so Schüle. Die Qualität der hochschulischen Ausbildung stehe im Vordergrund. Das Gesetz zur Gründung der neuen Ausbildungsstätte für Medizinerinnen und Mediziner soll noch in dieser Woche im Potsdamer Landtag erstmals beraten werden.
Brandenburg erhofft sich vom neuen Medizinstandort auch eine spürbare Stärkung der Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte. Diese werden angesichts der sich rasant wandelnden Demografie im Land dringend gebraucht. Gesundheitsstaatssekretärin Antje Töpfer (Grüne) hatte unlängst betont, „Herzensanliegen“ der Landesregierung sei es, Nachwuchsmediziner für den ländlichen Raum zu begeistern. (hom/lass)