Berufspolitik der Apotheker

ABDA-Präsidentin Overwiening fällt bei Wiederwahl überraschend durch

Allenthalben Verwunderung: Dass die erste Frau an der Spitze des Apothekendachverbands ABDA keine zweite Amtszeit erleben würde, kommt unerwartet. Weder Branchenkennern noch ihr selbst fällt spontan eine Erklärung ein.

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Gabriele Regina Overwiening

„Ja, ich bin enttäuscht“, kommentiert Gabriele Regina Overwiening im Anschluss an die Mitgliederversammluing ihr Abschneiden bei der Wahl zur ABDA-Präsidentschaft.

© Sven Hoppe / dpa / picture alliance

Berlin. Die Präsidentin des Apothekendachverbands ABDA, Gabriele Regina Overwiening (62), hat bei der heutigen Mitgliederversammlung die erforderliche Mehrheit für eine zweite Amtszeit verfehlt. Lediglich 48 Prozent der Delegierten stimmten für sie. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Ein zweiter Wahlgang ist in der ABDA-Satzung nicht vorgesehen.

Der Wahlausgang sei eine „dicke Überraschung“, kommentiert das Portal „DAZ-online“. Overwienigs Wiederwahl schien zunächst „reine Formsache“. Auch wurde in der Apothekerschaft zuletzt kein Dissens auf offener Bühne ausgetragen; lediglich intern rumorte es wegen einer neuen Satzung, in deren Konsequenz die ABDA-Mitgliederversammlung künftig an Einfluss verlieren würde. Der Branchendienst „apotheke adhoc“ nennt die Abwahl Overwienings einen „maximalen Misstrauensbeweis“, enthielt sich zunächst aber gleichfalls weiterer Erklärungsversuche.

Zur Neubesetzung der ABDA-Spitze muss nun ein zweiter Wahltermin anberaumt werden. Fällt ein Kandidat bei der Wahl zum Geschäftsführenden Vorstand durch, hat satzungsgemäß „eine Wiederholung der Wahl im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung stattzufinden, die vom Präsidenten unverzüglich für einen Termin innerhalb von sechs Wochen nach der gescheiterten Wahl einzuberufen ist“.

„Zeit als ABDA-Präsidentin für mich vorbei“

Nach dem heutigen Misstrauensvotum will Overwiening nicht erneut für den Verbandsvorsitz kandidieren. „Damit ist für mich die Zeit als ABDA-Präsidentin vorbei“, wird die Apothekeninhaberin aus dem münsterländischen Reken von der „Pharmazeutischen Zeitung“ zitiert.

Laut ABDA erhalten die Verbandsmitglieder (17 Landesapothekerkammern und 17 Landesapothekerverbände) nun erneut die Möglichkeit, Personalvorschläge für den Präsidentenposten, dessen Vize sowie den Vertreter der angestellten Apothekerinnen und Apotheker einzureichen. Die gewählten Vorstandsmitglieder bleiben bis zur Wahlwiederholung im Amt.

Overwiening, trat Anfang 2021 als erste Frau den ehrenamtlichen ABDA-Vorsitz an. Langjährige berufspolitische Erfahrung hatte sie in der regionalen Gremienarbeit gesammelt, unter anderem als Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Im Oktober 2024 wurde Overwiening für ihr ehrenamtliches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

„Mein Resümee fällt positiv aus“

Bei einem Pressegespräch, zu dem die ABDA am Mittwochabend geladen hatte, bekräftigte die scheidende Präsidentin, nicht noch einmal für die oberste Offizinrepräsentanz kandidieren zu wollen. Selbst wenn sie aus dem Kollegenkreis dazu mit Nachdruck aufgefordert würde, stehe sie „nicht zur Verfügung“. Nach den Gründen für die fehlende Zustimmung gefragt, blieb Overwiening vage. „Das kann ich nicht eruieren.“ An der Bilanz ihrer Amtszeit könne es jedenfalls nicht liegen.

Während ihrer Ägide habe man in vier, weil unter SPD-geführtem Gesundheitsministerium herausfordernden Jahren einiges erreicht. Auf der Habenseite verbucht Overwiening unter anderem die Etablierung des Impfens als Apotheken-Regelleistung, die Einführung erster pharmazeutischer Dienstleistungen, oder die Abschaffung der Präqualifizierung zur Abgabe apothekenüblicher Hilfsmittel. Zudem habe man „mit großen Protestmaßnahmen“ den Anspruch auf eine bessere Alimentierung im GKV-System untermauert. Overwiening: „Mein Resümee fällt positiv aus.“ (cw)

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