Chinesisch - Zukunftsfach für deutsche Schüler

Die Bedeutung Chinas wächst rasant - sowohl politisch wie wirtschaftlich. Kein Wunder, dass an deutschen Schulen das Interesse an der Fremdsprache Chinesisch zunimmt. In mehr als 230 Schulen wird das Fach unterrichtet.

Von Edgar Bauer Veröffentlicht:
Lehrerin Shen Yong Miklitz unterrichtet Chinesisch am Helmholtz-Gymnasium in Bonn.

Lehrerin Shen Yong Miklitz unterrichtet Chinesisch am Helmholtz-Gymnasium in Bonn.

© Kaiser / dpa

BONN. "Women shangkele!" - "Wir beginnen mit dem Unterricht!" Bei Lehrerin Shen Yong Miklitz stehen heute Alter und Jahreszahlen auf dem Programm. Der Reihe nach fragt sie ab: "Ni duoda?" ("Wie alt bist Du"?). Die 13 Schülerinnen und Schüler in der Oberstufenklasse am Bonner Helmholtz-Gymnasium antworten rasch, auch wenn mancher noch mit der fremden Aussprache kämpft.

Das Gymnasium gehört mit seinem Angebot an Chinesisch als reguläres Abiturfach in Deutschland zu den Pionieren. Die weltweit meistgesprochene Muttersprache kann hier in der Oberstufe seit drei Jahren gewählt werden. Schulleiter Martin Berg ist zufrieden: "Die Nachfrage ist jedes Jahr gestiegen, nach zehn und 13 sind es in diesem Jahr bereits 19 Schüler."

1,3 Milliarden Menschen sprechen Chinesisch

Ein Fünftel der Menschheit, etwa 1,3 Milliarden Menschen, sprechen Chinesisch. Nicht nur in China, sondern auch in Taiwan und in Südostasien. Wegen der immer größeren Rolle Chinas in einer globalisierten Welt wird die Sprache immer wichtiger.

Nach aktuellen Daten der Kultusministerkonferenz (KMK) gibt es an deutschen Schulen immer mehr Angebote für Chinesisch, mancherorts auch schon an Grund- und Realschulen. Doch verglichen mit Englisch, Französisch, der "toten Sprache" Latein und dahinter auch Spanisch, Russisch oder Italienisch ist die Zahl der Chinesisch-Lernenden noch minimal.

"Der rasant wachsenden Bedeutung Chinas sowohl politisch wie wirtschaftlich sollte auch mit Chinesisch in der Schule schon Rechnung getragen werden", erklärt Schulleiter Berg. Das Angebot habe auch einen "hohen Bildungswert", da China eine große historische Kultur habe.

Berufziel Manager oder Diplomat

"Wir lernen hier nicht nur die Sprache, sondern auch Landeskunde, Geschichte, Kultur und Politik und machen auch einen Schulaustausch", betont die aus China stammende Lehrerin Shen Yong Miklitz.

Wenn Schüler über ihre Motivation sprechen, Chinesisch zu lernen, zeigt sich eine allgemeine Ahnung, "dass China immer wichtiger für uns wird". Der 18-jährige Alexander Leisten: "Ich will Chinesisch im Studium mit Volkswirtschaft kombinieren und als Berufsziel Manager oder Diplomat anpeilen."

Hunderte deutsche Unternehmen sind in China vor Ort. Sie suchen ständig Personal, das sich in Sprache und Kultur auskennt. Und auch in Deutschland wächst die Zahl ansässiger chinesischer Firmen rasant. Laut einer Studie des German Center for Market Entry (Berlin) gibt es schon rund 2000.

Christina Neder vom Fachverband Chinesisch, der sich für die Förderung des Chinesischunterrichts in allen Bildungsbereichen stark macht, sagt: "Firmen mit Bezug zu China, etwa aus der Tourismusbranche oder dem Handel werben inzwischen gezielt um Schüler, die schon an der Schule Chinesisch gelernt haben."

Es gibt keine grammatischen Finnessen und keine komplizierten Konjugationsformen

Neder unterrichtet Chinesisch als Sinologin an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Dortmund. Gelernt wird neben der gemeinsamen Schrift als gesprochenes Chinesisch die Standard-Hochsprache (Putonghua), die weitgehend auf dem Pekinger Dialekt basiert und früher im Westen und Südostasien auch als "Mandarin" (Sprache der früheren kaiserlichen Beamten) bezeichnet wurde.

Gemeinhin gilt Chinesisch als schwierige Sprache. Dem ist aber kaum so, wenn man am Anfang die Aussprache mit den vier Tönen und die Schriftzeichen paukt. Ansonsten bietet die Sprache wenig Tücken, es gibt keine grammatischen Finessen und keine komplizierten Konjugationsformen.

Die Sprache sei zu bewältigen, "wir hatten es uns schwerer vorgestellt", meint die Helmholtz-Klasse übereinstimmend nach einem Jahr Unterrichtserfahrung.

Nach der KMK-Erhebung gab es im Schuljahr 2010/2011 mindestens 232 Schulen, die Chinesisch als Fremdsprache im Unterricht oder in einer AG anbieten.

Schlagworte:
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neurologische Entwicklungsstörungen

Epilepsie in der Schwangerschaft: Start mit Lamotrigin empfohlen

Lesetipps
Ein Mann hat Kopfweh und fasst sich mit beiden Händen an die Schläfen.

© Damir Khabirov / stock.adobe.com

Studie der Unimedizin Greifswald

Neurologin: Bei Post-COVID-Kopfschmerzen antiinflammatorisch behandeln

Der gelbe Impfausweis

© © mpix-foto / stock.adobe.com

Digitaler Impfnachweis

eImpfpass: Warum das gelbe Heft noch nicht ausgedient hat

Ein Aquarell des Bundestags

© undrey / stock.adobe.com

Wochenkolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zum Ampel-Aus: Eigenlob und davon in rauen Mengen