Kandidat für den Springer Medizin CharityAward 2011: Stiftung "Leben mit Krebs"
Gute Lebensqualität - das geht auch bei Krebs
Die Onkologin Professor Elke Jäger hat 2005 die Stiftung "Leben mit Krebs" gegründet. Das Ziel: Erkrankte, aber auch Angehörige sollen lernen, dass auch mit Krebs ein längeres Überleben bei guter Lebensqualität möglich ist. Dabei hat der Sport eine große Bedeutung.
Veröffentlicht:In Deutschland leben etwa 4,5 Millionen Menschen mit der Diagnose "Krebs". In ihrem täglichen Umgang mit Patienten erlebt Professor Elke Jäger hautnah, dass die Erkrankung Mutlosigkeit und Verzweiflung auslösen kann. Das erweckte in der Onkologin den Wunsch, die Lebensqualität ihrer Patienten zu verbessern. "Es war mir ein unerträglicher Zustand, dass die Patienten so depressiv auf ihre Diagnose reagieren."
Als überzeugte Sportlerin, die von der positiven Wirkung körperlicher Betätigung überzeugt ist, empfahl sie ihren Patienten sportliche Aktivitäten. Doch der persönliche Rat, nicht aufzugeben und aktiv am Leben teilzunehmen, habe bei den Erkrankten zu nichts geführt, berichtet sie. Ende der 1990er Jahre initiierte die Chefärztin am Frankfurter Nordwestklinikum gemeinsam mit Sportmedizinern der Universität Mainz ein Trainingsprogramm für Krebspatienten. "Die Erwartungen haben sich voll und ganz bestätigt."
Ausdauertraining hilft Patienten
Patienten, die regelmäßig, also drei bis fünf Mal in der Woche, ein moderates Ausdauertraining betreiben, gehe es besser. "Die, die gleichzeitig eine Chemotherapie oder Hormontherapie haben, klagen signifikant seltener über therapiebedingte Nebenwirkungen", schildert sie. Begleiterscheinungen wie Übelkeit, chronische Müdigkeit oder ein Absinken der Zahl der weißen Blutkörperchen seien deutlich abgemildert.
Darüber hinaus fänden jene, die regelmäßig Sport betreiben, häufiger wieder in ihr normales Leben zurück und gingen auch wieder ihrem Beruf nach.
Stiftung Leben mit Krebs
Die Stiftung "Leben mit Krebs" wurde von Professor Elke Jäger gemeinsam mit Klaus Schrott ins Leben gerufen.
Sie ist Chefärztin der Krebsstation des Frankfurter Nordwestklinikums. Selbst begeisterte Ruderin, organisierte sie 2005 erstmals eine Benefizregatta "Rudern gegen Krebs", um den Aufbau eines Sportprogramms für ihre Patienten finanzieren zu können.
Ermutigt vom Erfolg der Regatta entschloss sie sich, eine Stiftung zu gründen. Sie soll Netzwerke und therapieunterstützende Projekte für Krebspatienten erforschen, fördern und umsetzen.
Ziel der von der Stiftung unterstützten Maßnahmen ist es letztlich, die Lebensqualität von Erkrankten entscheidend zu verbessern. (hf)
"Wir haben festgestellt, dass auch Patienten mit weit fortgeschrittenen Krebserkrankungen durch Training ihre körperliche Leistungsfähigkeit ganz erheblich steigern können", berichtet Jäger. Sie fühlten sich weniger krank, tolerierten Therapiemaßnahmen besser. "Vor allem aber entwickeln sie eine Grundmotivation, den Kampf gegen die Krankheit aufzunehmen."
Die Krankenkassen sind davon noch nicht überzeugt. Zwar finanzieren sie begleitende Programme für Patienten in Reha-Maßnahmen, nicht aber während der Behandlung. Um die Sportaktivitäten ihrer Patienten sicherstellen zu können, organisierte die Ärztin, selbst begeisterte Ruderin, im Juni 2005 in Mainz erstmals eine Benefizregatta unter dem Motto "Rudern gegen Krebs".
Wettbewerb in acht Städten
Neben onkologisch tätigen Ärzten und Pflegepersonal nahmen Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Industrie an dem Rennen teil. Bei dieser Gelegenheit fand Elke Jäger in Klaus Schrott, ehemaliger Geschäftsführer der Fresenius Kabi GmbH, einen Mitstreiter und gründete am Ende des gleichen Jahres mit ihm die Stiftung "Leben mit Krebs".
"Das erste Rennen hatte eine so gute Resonanz, dass wir sie inzwischen über ganz Deutschland ausgebreitet haben." Der Wettbewerb wird 2011 in acht deutschen Städten ausgetragen werden. Gerudert wird im Doppel-Vierer mit Steuermann, die Startgebühr je Boot beträgt 250 Euro.
Hinzu kommen Einnahmen durch vermietete Werbeflächen, Infostände und Catering-Angebote. "Die Regattas werden von uns überall da organisiert, wo Tumorzentren ein Interesse bekunden, begleitende Programme für Patienten anzubieten", erläutert Jäger. 70 Prozent der Einnahmen fließen in das Projekt vor Ort, 30 Prozent in die Stiftung zur Vorfinanzierung weiterer Veranstaltungen.
Kooperation mit dem Kunstmuseum Städel
Aktuelle Untersuchungsergebnisse belegen, dass sportliche und auch kulturelle Aktivitäten entscheidend zur Erholung und damit zur Verbesserung der Prognose von schwer Erkrankten beitragen.
Neben der Unterstützung und Finanzierung krebsrelevanter Forschungen und Projekte finanziert die Stiftung deshalb heute auch Ernährungs-, Urlaubs und Kunstprojekte. So hat sie eine Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Kunstmuseum Städel vereinbart.
Der Erfolg der Maßnahmen spiegelt sich in einer großen Nachfrage wider. Nicht nur Erkrankte, auch Angehörige und Freunde lernen in den Programmen, dass auch mit Krebs ein längeres Überleben bei guter Lebensqualität möglich ist.