Tiere

Immer mehr Hunde mit Fleischallergie

Ein Hund, der allergisch auf Fleisch ist? So kurios es klingt - selten ist das nicht. Immer häufiger vermuten Tierbesitzer bei ihren Vierbeinern Allergien und Unverträglichkeiten. Der Markt für teures Spezialfutter wächst.

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Auch Hunde leiden unter Allergien und Unverträglichkeiten, sogar gegen Fleisch.

Auch Hunde leiden unter Allergien und Unverträglichkeiten, sogar gegen Fleisch.

© Sabine Teichert / Fotolia

NÜRNBERG. Die Ohren entzündet, die Haut blutig gekratzt, die Verdauung spielt verrückt: Hunde mit solchen Symptomen könnten eine Unverträglichkeit oder Allergie haben - beispielsweise auf Rindfleisch. Auch wenn es seltsam klingt: Viele Tierhalter berichten von Hunden mit Fleischallergie, Anbieter reagieren mit Spezialfutter. Und auch die Geschäfte für Heimtierbedarf haben sich darauf eingestellt.

"Dem Wahsinn nahe"

"Gelegentlich (...) bin ich dem Wahnsinn nahe, aber es hilft ja nichts", klagt eine Hundebesitzerin ihr Leid im Internet. Ihr Vierbeiner vertrage weder Pferdefleisch noch Rind, Pute, Schwein oder Lamm. Per Ausschlussdiät suchte sie daher nach der richtigen Ernährung - eine Sisyphusarbeit.

Dabei wird gezielt über acht bis zwölf Wochen nur eine einzige Fleischsorte - oder wie die Experten sagen "Proteinquelle" - gefüttert; andere werden strikt gemieden.

Das sei mühsam, aber die einzige Möglichkeit für eine sichere Diagnose, sagt Professor Jürgen Zentek vom Institut für Tierernährung der Freien Universität Berlin. "Wenn man das Futter danach wieder gibt und sich die Problematik wieder einstellt, kann man sich ziemlich sicher sein, die Ursache gefunden zu haben."

Labortests mit dem Blut oder der Haut, wie sie inzwischen oft gemacht werden, könnten nur einen Anhaltspunkt über mögliche Allergien geben. Verlässliche Ergebnisse lieferten sie nicht.

Kontrollierte Studien, wie viele Hunde eine (Fleisch-)Allergie haben, gibt es bislang nicht, wie Zentek sagt. Auffällig sei aber, dass immer mehr Besitzer Hunde mit solchen Problemen vorstellten. Davon seien alle Rassen betroffen. "Besitzer und Tierärzte sind heute einfach stärker für dieses Thema sensibilisiert. Und auch die Verfügbarkeit von entsprechenden Bluttests war früher nicht gegeben."

Allergikerfutter voll im Trend

Frank Weber, Geschäftsführer vom Tierzubehör-Anbieter Hundemaxx in Bayern, sagt: "Das nimmt fast schon erschreckende Ausmaße an. Es ist erstaunlich, wie viele Hunde hier Probleme haben." Weber bietet in seinen Heimtiergeschäften daher inzwischen eine große Auswahl von speziellem Allergikerfutter verschiedener Marken an.

Dies sei "zunehmend ein Thema bei den Tierhaltern und damit auch ein Markt", bestätigt Detlev Nolte vom Industrieverband Heimtierbedarf. Die Zahl der Anbieter sei in den vergangenen Jahren gestiegen. Die speziellen Dosen mit Büffel-, Straußen- oder Kängurufleisch kosten leicht das Zehnfache im Vergleich zum Hundefutter vom Discounter.

Aber warum Strauß oder Känguru? Bei Verdacht auf eine Allergie sollte man etwas füttern, was der Hund zuvor noch nie gefressen hat, sagen Tierärzte. Dann sei die Wahrscheinlichkeit für eine allergische Reaktion gering. Rind ist dagegen sehr häufig in Hundefutter.

"Auf Rind und Getreide gibt es relativ oft allergische Reaktionen", sagt Heike Feld, Futterberaterin bei Herrmann's Manufaktur im bayerischen Aßling. Das Familienunternehmen bietet unter anderem Futter an, in dem nur eine bestimmte Fleischsorte verarbeitet ist.

Auch bei der Firma Vet-Concept in Föhren in Rheinland-Pfalz ist Allergikernahrung ein Schwerpunkt. "Wir sehen hier für uns ein großes Wachstum", sagt die leitende Tierärztin Anne Dörries. Das Unternehmen verkauft sein Dosenfutter mit Pferde-, Straußen- oder Büffelfleisch sogar nur gegen Vorlage einer Diätempfehlung.

 "Diätfutter wie Allergikerfutter sind für einen ganz speziellen Ernährungszweck konzipiert. Es ist futtermittelrechtlich so festgelegt, dass man bei Diätfuttern immer einen Fachmann zurate ziehen sollte, bevor man es verfüttert." Mitarbeiter bieten Kunden eine Telefonberatung an.

Exotische Fleischsorten werden allerdings häufig für Hundefutter verwendet - teils aus Marketinggründen. So kann das Allergierisiko steigen; die Alternativen werden weniger. "Tierhaltern mit gesunden Tieren empfehlen wir daher kein Pferd, Strauß oder Känguru. Das ist eine Ressourcenfrage", sagt Tierärztin Dörries. (dpa)

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 08.03.201613:59 Uhr

Carnivoren

Bekanntlich ist der "Fleisch"*)-Anteil im Trocken- und Dosenfutter für Hunde relativ gering, resp. de-naturiert! Damit verglichen dominieren in den handelsüblichen Fertigfuttern die Vegetabilien artfremd und mengenmäßig erheblich!! Dabei handelt es sich um eine Mixtur von Gemüse und vor allem Getreide.
Und deshalb dürften die "Allergene" weniger im *) gewachsenen Muskelfleisch (und anderen Organabschnitten) liegen, sondern vielmehr am hohen und vielseitigen Pflanzenanteil.
Schließlich ist der Verdauungs-Apparat der Fleischfresser in seiner 1/3 Kürze, und anderer Enzym- Ausstattung (verglichen mit uns und den Omnivoren- Gemischtköstlern oder Allesfressern), auf die vollständige und vollwertige Metabolisierung der Vegetabilien gar nicht eingestellt.
Lediglich die schon (vor-)angedauten Magen-Inhalte von erbeuteten Pflanzenfressern wird in freier Wildbahn auch von Carnivoren teilweise mit aufgenommen. Die "veganen" Tiere sind i.d.R. aber keine Körner-, sondern Grasfresser. Und das wird bekanntlich von Bakterien und Protozoen im Pansen (rumen) der Wiederkäuer aufgeschlossen und durch die massenhafte Vermehrung der Mikroben und Protozoen mit verdaulichem (Einzeller-)Protein angereichert. So ist es überhaupt möglich, daß ein Rind oder Pferd**) binnen zwei Jahren Wachstumsphase schon ein Körpergewicht von 3-400 kg, und davon ca. 200kg Muskelmasse, aufbauen kann.
**) das monogastrische Pferd hat zwar keinen Pansen- dafür einen riesigen Blinddarm (caecum) mit dem Volumen eines beinahe 1-Meter langen Ofenrohrs! Und in dem findet -wie bei der Kuh im mehrkammrigen Magen- auch die mikrobielle Protein-Synthese statt. Somit sind die Pflanzenfresser keine absoluten "Veganer", sondern reichern ihr pflanzliches Nahrungs-Eiweiß erheblich im Mikroben-Reaktor an!
Den haben wir Menschen und unser "bester Freund" aber nicht!!
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt, Rostock

Dr. Thomas Georg Schätzler 08.03.201613:38 Uhr

Aber manche Hundehalter ...

wollen ihre vierbeinigen Lieblinge partout auch vegetarisch oder gar vegan ernähren. Wann kommen denn Untersuchungen zu Milchkühen und Kälbern mit Laktoseintoleranz, Schafen und Lämmern mit Lanolin-Allergie, Rentiere, Hirsch und Reh mit Blei-Allergie oder Fisch mit Wasser-Allergie? MfG

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